[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1210 bis 1211. Leuten in Wagien, lagen drey Tage stille, plünderten das ganze umliegende1210Land, liessen Häuser und Dörfer im Rauch aufgehen, legten viele ins Gefängniß und in Eisen, säbelten unterschiedene nieder, und erhielten ansehnliche Beute. Den vierten Tag brachen sie nach Gerwen auf, vertheilten die Armee durch al- le Provinzen und Dörfer, erschlugen viele von den Heiden, die sie bekommen, führten Weiber und Kinder gefangen, entführten viel Vieh und Pferde zur Beu- te, hielten ihre Versamlung auf einem Dorfe, so Carethen hieß, und steckten al- les in Brand, was da herum lag, Es war aber Carethen damals ein sehr schö- nes, grosses und volkreiches Dorf, wie alle Dörfer in Gerwen, und in ganz Esthland waren, die alle nachgehends oftmals von den Unsrigen verheeret und aufgebrant seyn. Nach drey Tagen kehrten sie mit aller Beute nach Hause, und verbranten die Dörfer und benachbarten Provinzen, Mocha nemlich und Nor- megunde p), gelangten endlich an die See Worcegerwe q), wo sie übers Eis zogen und mit Freuden nach Liefland kehrten. m) Das Wort Maja braucht unser Auctor nicht allein für eine öffentliche Zusammenkunft, sondern auch für jeden Ort, wo die Armeen ihren Sammelplatz hatten, und das so oft, daß er einen sonderlichen Gefallen daran zu haben scheinet. Wegen des Grundes die- ser Benennung kan man Goldasten nachschlagen über den Eginhard p. 172 und Andreas Rivinus de panegyricis Majumis, Maicampis &c. c. 8. Uebrigens bin ich nicht entgegen, wenn man meinet, die Worte: das ist, eine Versamlung, haben sich vom Rande in Tert eingeschlichen *). n) Wenn promtualia **) hier nicht Lebensmittel heissen sollen, von welcher Bedeutung ich doch die Gültigkeit nicht anzugeben weiß: so erreiche ich des Verfassers Sinn nicht. Man sehe nach ums Jahr 1214 n. 3. wo sie des Proviants wegen aus den Wäldern auf die Dörfer gingen. o) Ein Fluß bey Dorpat, wo der Peipus- und die Wurznische See an einander stossen. Bey den Liven heist er Emmajöggi, bey den Deutschen Embek, bey un- serm Verfasser, der da wuste, daß die erste Hälfte des Worts im Hebräischen ***) eine Mutter bedeute, heist er mater aquarum, als ob man sagte: Mutterbach. p) Oben n. 7 stand Murumgunda ****) geschrieben. q) Worcegerwe, heutiges Tages Wurzgerwe *****), ist die Einsee, woraus die Em- bach komt. Gerwe heist bey den Finnen und Esthen eine See. §. 8. Wie nun der Groskönig von Neugarden Misceslawe zu Ohren be- r) Siehe oben beym Jahr 1209 n. b). §. 9. Nach- *) Das Manuscript behält die Glosse. Sonst heist Maja im Esthnischen eine Sommerlaube, Hütte, Nachtlager, und hier ein Feldlager. **) Weil die Bauren bey ihren Reisen das Brod und die Zukost in Säcken führen, so hat man sich nach diesem Gebrauch richten wollen. ***) So heist auch die Mutter bey den Esthen, Emma, indem die Esthnische Sprache einige Hebräi- sche Wörter, die Finnische noch mehr, beybehalten. ****) Jch lese oben Murmugunde, und hier ebenfals Normegunde. *****) Sie ist sieben Meilen lang und drey Meilen breit, und liegt auf selbiger das alte Kastel Woro- meggi oder Warenberg, gleich daran stossen die zwey kleinen Seen, Mochjerwi und Porri- jerwi. A a 2
von 1210 bis 1211. Leuten in Wagien, lagen drey Tage ſtille, pluͤnderten das ganze umliegende1210Land, lieſſen Haͤuſer und Doͤrfer im Rauch aufgehen, legten viele ins Gefaͤngniß und in Eiſen, ſaͤbelten unterſchiedene nieder, und erhielten anſehnliche Beute. Den vierten Tag brachen ſie nach Gerwen auf, vertheilten die Armee durch al- le Provinzen und Doͤrfer, erſchlugen viele von den Heiden, die ſie bekommen, fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, entfuͤhrten viel Vieh und Pferde zur Beu- te, hielten ihre Verſamlung auf einem Dorfe, ſo Carethen hieß, und ſteckten al- les in Brand, was da herum lag, Es war aber Carethen damals ein ſehr ſchoͤ- nes, groſſes und volkreiches Dorf, wie alle Doͤrfer in Gerwen, und in ganz Eſthland waren, die alle nachgehends oftmals von den Unſrigen verheeret und aufgebrant ſeyn. Nach drey Tagen kehrten ſie mit aller Beute nach Hauſe, und verbranten die Doͤrfer und benachbarten Provinzen, Mocha nemlich und Nor- megunde p), gelangten endlich an die See Worcegerwe q), wo ſie uͤbers Eis zogen und mit Freuden nach Liefland kehrten. m) Das Wort Maja braucht unſer Auctor nicht allein fuͤr eine oͤffentliche Zuſammenkunft, ſondern auch fuͤr jeden Ort, wo die Armeen ihren Sammelplatz hatten, und das ſo oft, daß er einen ſonderlichen Gefallen daran zu haben ſcheinet. Wegen des Grundes die- ſer Benennung kan man Goldaſten nachſchlagen uͤber den Eginhard p. 172 und Andreas Rivinus de panegyricis Majumis, Maicampis &c. c. 8. Uebrigens bin ich nicht entgegen, wenn man meinet, die Worte: das iſt, eine Verſamlung, haben ſich vom Rande in Tert eingeſchlichen *). n) Wenn promtualia **) hier nicht Lebensmittel heiſſen ſollen, von welcher Bedeutung ich doch die Guͤltigkeit nicht anzugeben weiß: ſo erreiche ich des Verfaſſers Sinn nicht. Man ſehe nach ums Jahr 1214 n. 3. wo ſie des Proviants wegen aus den Waͤldern auf die Doͤrfer gingen. o) Ein Fluß bey Dorpat, wo der Peipus- und die Wurzniſche See an einander ſtoſſen. Bey den Liven heiſt er Emmajoͤggi, bey den Deutſchen Embek, bey un- ſerm Verfaſſer, der da wuſte, daß die erſte Haͤlfte des Worts im Hebraͤiſchen ***) eine Mutter bedeute, heiſt er mater aquarum, als ob man ſagte: Mutterbach. p) Oben n. 7 ſtand Murumgunda ****) geſchrieben. q) Worcegerwe, heutiges Tages Wurzgerwe *****), iſt die Einſee, woraus die Em- bach komt. Gerwe heiſt bey den Finnen und Eſthen eine See. §. 8. Wie nun der Groskoͤnig von Neugarden Miſceslawe zu Ohren be- r) Siehe oben beym Jahr 1209 n. b). §. 9. Nach- *) Das Manuſcript behaͤlt die Gloſſe. Sonſt heiſt Maja im Eſthniſchen eine Sommerlaube, Huͤtte, Nachtlager, und hier ein Feldlager. **) Weil die Bauren bey ihren Reiſen das Brod und die Zukoſt in Saͤcken fuͤhren, ſo hat man ſich nach dieſem Gebrauch richten wollen. ***) So heiſt auch die Mutter bey den Eſthen, Emma, indem die Eſthniſche Sprache einige Hebraͤi- ſche Woͤrter, die Finniſche noch mehr, beybehalten. ****) Jch leſe oben Murmugunde, und hier ebenfals Normegunde. *****) Sie iſt ſieben Meilen lang und drey Meilen breit, und liegt auf ſelbiger das alte Kaſtel Woro- meggi oder Warenberg, gleich daran ſtoſſen die zwey kleinen Seen, Mochjerwi und Porri- jerwi. A a 2
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von 1210 bis 1211.
Leuten in Wagien, lagen drey Tage ſtille, pluͤnderten das ganze umliegende
Land, lieſſen Haͤuſer und Doͤrfer im Rauch aufgehen, legten viele ins Gefaͤngniß
und in Eiſen, ſaͤbelten unterſchiedene nieder, und erhielten anſehnliche Beute.
Den vierten Tag brachen ſie nach Gerwen auf, vertheilten die Armee durch al-
le Provinzen und Doͤrfer, erſchlugen viele von den Heiden, die ſie bekommen,
fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, entfuͤhrten viel Vieh und Pferde zur Beu-
te, hielten ihre Verſamlung auf einem Dorfe, ſo Carethen hieß, und ſteckten al-
les in Brand, was da herum lag, Es war aber Carethen damals ein ſehr ſchoͤ-
nes, groſſes und volkreiches Dorf, wie alle Doͤrfer in Gerwen, und in ganz
Eſthland waren, die alle nachgehends oftmals von den Unſrigen verheeret und
aufgebrant ſeyn. Nach drey Tagen kehrten ſie mit aller Beute nach Hauſe, und
verbranten die Doͤrfer und benachbarten Provinzen, Mocha nemlich und Nor-
megunde
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, gelangten endlich an die See Worcegerwe
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, wo ſie uͤbers Eis
zogen und mit Freuden nach Liefland kehrten.
1210
m⁾ Das Wort Maja braucht unſer Auctor nicht allein fuͤr eine oͤffentliche Zuſammenkunft,
ſondern auch fuͤr jeden Ort, wo die Armeen ihren Sammelplatz hatten, und das ſo oft,
daß er einen ſonderlichen Gefallen daran zu haben ſcheinet. Wegen des Grundes die-
ſer Benennung kan man Goldaſten nachſchlagen uͤber den Eginhard p. 172 und
Andreas Rivinus de panegyricis Majumis, Maicampis &c. c. 8. Uebrigens bin ich
nicht entgegen, wenn man meinet, die Worte: das iſt, eine Verſamlung, haben ſich
vom Rande in Tert eingeſchlichen *).
n⁾ Wenn promtualia **) hier nicht Lebensmittel heiſſen ſollen, von welcher Bedeutung ich
doch die Guͤltigkeit nicht anzugeben weiß: ſo erreiche ich des Verfaſſers Sinn nicht.
Man ſehe nach ums Jahr 1214 n. 3. wo ſie des Proviants wegen aus den Waͤldern auf
die Doͤrfer gingen.
o⁾ Ein Fluß bey Dorpat, wo der Peipus- und die Wurzniſche See an einander
ſtoſſen. Bey den Liven heiſt er Emmajoͤggi, bey den Deutſchen Embek, bey un-
ſerm Verfaſſer, der da wuſte, daß die erſte Haͤlfte des Worts im Hebraͤiſchen ***)
eine Mutter bedeute, heiſt er mater aquarum, als ob man ſagte: Mutterbach.
p⁾ Oben n. 7 ſtand Murumgunda ****) geſchrieben.
q⁾ Worcegerwe, heutiges Tages Wurzgerwe *****), iſt die Einſee, woraus die Em-
bach komt. Gerwe heiſt bey den Finnen und Eſthen eine See.
§. 8.
Wie nun der Groskoͤnig von Neugarden Miſceslawe zu Ohren be-
kam, daß ein Heer der Deutſchen in Eſthland ſich befinde, machte er ſich mit
funfzehn tauſend Mann auf, ging nach Wagien, und wandte ſich von Wagien
nach Gerwen; als er aber keine Deutſchen fand, zog er nach Harrien und
belagerte das Schloß Warbole, fochte mit ihnen etliche Tage, und da ihm die
Belagerten ſieben hundert Mark Nagaten
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zuſagten, kehrte er wieder in ſein
Land.
r⁾ Siehe oben beym Jahr 1209 n. b).
§. 9. Nach-
*) Das Manuſcript behaͤlt die Gloſſe. Sonſt heiſt Maja im Eſthniſchen eine Sommerlaube, Huͤtte,
Nachtlager, und hier ein Feldlager.
**) Weil die Bauren bey ihren Reiſen das Brod und die Zukoſt in Saͤcken fuͤhren, ſo hat man ſich nach
dieſem Gebrauch richten wollen.
***) So heiſt auch die Mutter bey den Eſthen, Emma, indem die Eſthniſche Sprache einige Hebraͤi-
ſche Woͤrter, die Finniſche noch mehr, beybehalten.
****) Jch leſe oben Murmugunde, und hier ebenfals Normegunde.
*****) Sie iſt ſieben Meilen lang und drey Meilen breit, und liegt auf ſelbiger das alte Kaſtel Woro-
meggi oder Warenberg, gleich daran ſtoſſen die zwey kleinen Seen, Mochjerwi und Porri-
jerwi.
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