[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1213 bis 1214. Das Fleisch deiner Heiligen gaben sie den Thieren im Lande zu fres-1213sen: Sie haben Blut vergossen um Jerusalem her, wie Wasser;Ps. 79, v. 2. 3. und war niemand, der begrub. Die Oeseler führten auch einige Li- ven mit sich nach Oesel, die nach ihrer Zurückkunft uns alles vorerwehnte berich- tet haben. c) Laula! Laula! Pappi! Das sind Esthnische Worte, als wenn man Spottweise sagte: Singe! singe! Pfaffe! Laulma bedeutet, singen. Ma laulan, ich singe. Laula: Singe du. §. 9. Meinhard aber von Kukenois mit seinen Kameraden brachte wieder eine Not. Aus den Briefsamlungen des Pabsts Jnnocentius des III gehöret in dieses Jahr Herr E e 2
von 1213 bis 1214. Das Fleiſch deiner Heiligen gaben ſie den Thieren im Lande zu freſ-1213ſen: Sie haben Blut vergoſſen um Jeruſalem her, wie Waſſer;Pſ. 79, v. 2. 3. und war niemand, der begrub. Die Oeſeler fuͤhrten auch einige Li- ven mit ſich nach Oeſel, die nach ihrer Zuruͤckkunft uns alles vorerwehnte berich- tet haben. c) Laula! Laula! Pappi! Das ſind Eſthniſche Worte, als wenn man Spottweiſe ſagte: Singe! ſinge! Pfaffe! Laulma bedeutet, ſingen. Ma laulan, ich ſinge. Laula: Singe du. §. 9. Meinhard aber von Kukenois mit ſeinen Kameraden brachte wieder eine Not. Aus den Briefſamlungen des Pabſts Jnnocentius des III gehoͤret in dieſes Jahr Herr E e 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0143" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von 1213 bis 1214.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Das Fleiſch deiner Heiligen gaben ſie den Thieren im Lande zu freſ-<note place="right">1213</note><lb/> ſen: Sie haben Blut vergoſſen um Jeruſalem her, wie Waſſer;</hi><note place="right">Pſ. 79,<lb/> v. 2. 3.</note><lb/><hi rendition="#fr">und war niemand, der begrub.</hi> Die <hi rendition="#fr">Oeſeler</hi> fuͤhrten auch einige <hi rendition="#fr">Li-<lb/> ven</hi> mit ſich nach <hi rendition="#fr">Oeſel,</hi> die nach ihrer Zuruͤckkunft uns alles vorerwehnte berich-<lb/> tet haben.</p><lb/> <note place="end" n="c)"><hi rendition="#fr">Laula! Laula! Pappi!</hi> Das ſind <hi rendition="#fr">Eſthniſche</hi> Worte, als wenn man Spottweiſe<lb/> ſagte: Singe! ſinge! Pfaffe! <hi rendition="#fr">Laulma</hi> bedeutet, ſingen. <hi rendition="#fr">Ma laulan,</hi> ich ſinge.<lb/><hi rendition="#fr">Laula:</hi> Singe du.</note> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 9.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Meinhard</hi> aber von <hi rendition="#fr">Kukenois</hi> mit ſeinen Kameraden brachte wieder eine<lb/> ſtarke Armee auf wider den Koͤnig <hi rendition="#fr">Wiſſewald</hi> von <hi rendition="#fr">Gercike. Wiſſewald</hi><lb/> hoͤrte dis, und ſchickte Boten an die <hi rendition="#fr">Litthauer,</hi> die auch kamen, und jenſeit der<lb/><hi rendition="#fr">Duͤne</hi> auf ſie warteten. Die, welche bey <hi rendition="#fr">Meinharden</hi> waren, wuſten nichts von<lb/> ihnen, ſondern kamen und eroberten <hi rendition="#fr">Gercike,</hi> machten viel Beute, und raubten<lb/> eine groſſe Menge Vieh und Pferde. Die <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> lieſſen ſich auch auf dem<lb/> andern Ufer der <hi rendition="#fr">Duͤne</hi> ſehen, und baten, man moͤchte ihnen Schiffe zufuͤhren<lb/> und ſie heruͤber holen, den Frieden zu erneuern. Dieſe Einfaͤltigen glaubten ihren<lb/> betrieglichen Worten alzu geſchwind, und ſchickten ihnen Schiffe hinuͤber. Sogleich<lb/> ſtiegen die <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> hinein, eine Partey ſetzte die andere uͤber, und es kamen<lb/> immer mehrere und mehrere herzu. Zuletzt warf ſich der ganze Schwarm in die<lb/><hi rendition="#fr">Duͤne,</hi> und fing an zu ihnen hinuͤber zu ſchwimmen. Die Ritter wurden ihre<lb/> Menge anſichtig und waren bange, das Gefechte mit ihnen abzuwarten, daher fuh-<lb/> ren einige von ihnen die <hi rendition="#fr">Duͤne</hi> herunter, und kamen wohl behalten in <hi rendition="#fr">Kukenois</hi><lb/> an; andere zogen mit den <hi rendition="#fr">Letten</hi> die Heerſtraſſe, und wurden von den <hi rendition="#fr">Lit-<lb/> thauern</hi> im Ruͤcken angefallen. Die <hi rendition="#fr">Letten,</hi> welche die wenige Anzahl ihrer<lb/> Leute in Betrachtung zogen, gaben auch Reißaus und ſahen ſich nach der Flucht<lb/> um. Es fochten zwar die Ritter <hi rendition="#fr">Meinhard, Johannes</hi> und <hi rendition="#fr">Jordan,</hi> ſie<lb/> konten aber einer ſo zahlreichen Armee nicht widerſtehen, und wurden daher von ih-<lb/> nen umgebracht. Der Biſchof und die <hi rendition="#fr">Rigiſchen,</hi> ſo dis hoͤrten, bedauerten ſie<note place="right">1 Sam.<lb/> 1. p. 25.</note><lb/> und ſagten: <hi rendition="#fr">Wie ſind die Helden gefallen im Streit, und die Streitba-<lb/> ren umkommen?</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Not.</hi> Aus den Briefſamlungen des Pabſts <hi rendition="#fr">Jnnocentius</hi> des <hi rendition="#aq">III</hi> gehoͤret in dieſes Jahr<lb/> deſſelben Bulle <hi rendition="#aq">libr. 16. ep. 120. p.</hi> 807. an den Erzbiſchof <hi rendition="#fr">Andreas</hi> von <hi rendition="#fr">Lunden,</hi><lb/> darinne er ihm Volmacht ertheilet, einen Biſchof uͤber <hi rendition="#fr">Saccala</hi> und <hi rendition="#fr">Hugenhus<lb/> (Ungannien)</hi> zu ſetzen. Aus <hi rendition="#aq">libr. 16. ep. 119. p.</hi> 806. ein Befehl an den Abt, Priorund Cu-<lb/> ſtos zu St. <hi rendition="#fr">Nicolai</hi> in <hi rendition="#fr">Riga,</hi> den Biſchof zur Haltung des Vergleichs mit den Bruͤdern<lb/> der Ritterſchaft zu noͤthigen, weil er und der Probſt dem Volke der Ritter nicht verſtat-<lb/> ten wollen auf <hi rendition="#fr">Holme</hi> eine Kirche zu bauen, noch einen Pfarrer dazu vorzuſchlagen, auch<lb/> beſagter Biſchof ihnen die Kirchen in der Stadt, den Zehnden, die Advocatur, die<lb/> Muͤnze, die Fiſcherey, und den dritten Theil der Stadt nicht wolte nutzen laſſen, wel-<lb/> ches doch dem Vertrag entgegen lief. Aus <hi rendition="#aq">libr. 16. ep. 121. p.</hi> 807 ein Warnungs-<lb/> ſchreiben, daß der hochwuͤrdige Bruder Biſchof von <hi rendition="#fr">Riga</hi> einige noch rohe Neube-<lb/> kehrte in <hi rendition="#fr">Riga</hi> nicht ferner enterben, und ſie ungebuͤhrender Weiſe mishandeln ſolte,<lb/> welches den Bruͤdern der Ritterſchaft <hi rendition="#fr">Chriſti</hi> nachtheilig fiele. Aus <hi rendition="#aq">libr. 16. ep. 123.<lb/> p.</hi> 808 eine Beſtaͤtigung fuͤr die Bruͤder der Ritterſchaft wegen ihrer Guͤter in <hi rendition="#fr">Eſthland.</hi><lb/> Aus <hi rendition="#aq">libr. 16. ep. 122. p.</hi> 807 einen Befehl an den Abt von <hi rendition="#fr">Gothland,</hi> von <hi rendition="#fr">North-<lb/> land</hi> und <hi rendition="#fr">Sutherland</hi> unter dem Erzbiſchof von <hi rendition="#fr">Lunden</hi> gehoͤrig, daß ſie auf An-<lb/> ſuchen der Bruͤder die Verbrecher aus dem <hi rendition="#fr">Bremiſchen</hi> in Bann thun und den <hi rendition="#fr">Ri-<lb/> giſchen</hi> Biſchof ſelbſt, wenn er den Bruͤdern aus Bosheit Verdruß mache, zu den<lb/> Unkoſten verdammen koͤnnen. Aus <hi rendition="#aq">libr. 16. ep. 182. p.</hi> 834 ein Privilegium, daß die<lb/><hi rendition="#fr">Rigiſche</hi> Kirche unter keinem Erzbiſchof ſtehen ſolle. Dieſes iſt von <hi rendition="#fr">Rom</hi> bey dem<lb/> heiligen <hi rendition="#fr">Peter</hi> den 20 Febr. dahingegen die andern von <hi rendition="#fr">Segny</hi> datirt ſeyn. Noch<lb/> ein anderer Befehl, davon das Jahr ungewiß iſt, der auch entweder unter die ver-<lb/> lornen oder noch nicht herausgekommenen Breve des Pabſts zu rechnen; den aber<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0143]
von 1213 bis 1214.
Das Fleiſch deiner Heiligen gaben ſie den Thieren im Lande zu freſ-
ſen: Sie haben Blut vergoſſen um Jeruſalem her, wie Waſſer;
und war niemand, der begrub. Die Oeſeler fuͤhrten auch einige Li-
ven mit ſich nach Oeſel, die nach ihrer Zuruͤckkunft uns alles vorerwehnte berich-
tet haben.
Pſ. 79,
v. 2. 3.
c⁾ Laula! Laula! Pappi! Das ſind Eſthniſche Worte, als wenn man Spottweiſe
ſagte: Singe! ſinge! Pfaffe! Laulma bedeutet, ſingen. Ma laulan, ich ſinge.
Laula: Singe du.
§. 9.
Meinhard aber von Kukenois mit ſeinen Kameraden brachte wieder eine
ſtarke Armee auf wider den Koͤnig Wiſſewald von Gercike. Wiſſewald
hoͤrte dis, und ſchickte Boten an die Litthauer, die auch kamen, und jenſeit der
Duͤne auf ſie warteten. Die, welche bey Meinharden waren, wuſten nichts von
ihnen, ſondern kamen und eroberten Gercike, machten viel Beute, und raubten
eine groſſe Menge Vieh und Pferde. Die Litthauer lieſſen ſich auch auf dem
andern Ufer der Duͤne ſehen, und baten, man moͤchte ihnen Schiffe zufuͤhren
und ſie heruͤber holen, den Frieden zu erneuern. Dieſe Einfaͤltigen glaubten ihren
betrieglichen Worten alzu geſchwind, und ſchickten ihnen Schiffe hinuͤber. Sogleich
ſtiegen die Litthauer hinein, eine Partey ſetzte die andere uͤber, und es kamen
immer mehrere und mehrere herzu. Zuletzt warf ſich der ganze Schwarm in die
Duͤne, und fing an zu ihnen hinuͤber zu ſchwimmen. Die Ritter wurden ihre
Menge anſichtig und waren bange, das Gefechte mit ihnen abzuwarten, daher fuh-
ren einige von ihnen die Duͤne herunter, und kamen wohl behalten in Kukenois
an; andere zogen mit den Letten die Heerſtraſſe, und wurden von den Lit-
thauern im Ruͤcken angefallen. Die Letten, welche die wenige Anzahl ihrer
Leute in Betrachtung zogen, gaben auch Reißaus und ſahen ſich nach der Flucht
um. Es fochten zwar die Ritter Meinhard, Johannes und Jordan, ſie
konten aber einer ſo zahlreichen Armee nicht widerſtehen, und wurden daher von ih-
nen umgebracht. Der Biſchof und die Rigiſchen, ſo dis hoͤrten, bedauerten ſie
und ſagten: Wie ſind die Helden gefallen im Streit, und die Streitba-
ren umkommen?
1 Sam.
1. p. 25.
Not. Aus den Briefſamlungen des Pabſts Jnnocentius des III gehoͤret in dieſes Jahr
deſſelben Bulle libr. 16. ep. 120. p. 807. an den Erzbiſchof Andreas von Lunden,
darinne er ihm Volmacht ertheilet, einen Biſchof uͤber Saccala und Hugenhus
(Ungannien) zu ſetzen. Aus libr. 16. ep. 119. p. 806. ein Befehl an den Abt, Priorund Cu-
ſtos zu St. Nicolai in Riga, den Biſchof zur Haltung des Vergleichs mit den Bruͤdern
der Ritterſchaft zu noͤthigen, weil er und der Probſt dem Volke der Ritter nicht verſtat-
ten wollen auf Holme eine Kirche zu bauen, noch einen Pfarrer dazu vorzuſchlagen, auch
beſagter Biſchof ihnen die Kirchen in der Stadt, den Zehnden, die Advocatur, die
Muͤnze, die Fiſcherey, und den dritten Theil der Stadt nicht wolte nutzen laſſen, wel-
ches doch dem Vertrag entgegen lief. Aus libr. 16. ep. 121. p. 807 ein Warnungs-
ſchreiben, daß der hochwuͤrdige Bruder Biſchof von Riga einige noch rohe Neube-
kehrte in Riga nicht ferner enterben, und ſie ungebuͤhrender Weiſe mishandeln ſolte,
welches den Bruͤdern der Ritterſchaft Chriſti nachtheilig fiele. Aus libr. 16. ep. 123.
p. 808 eine Beſtaͤtigung fuͤr die Bruͤder der Ritterſchaft wegen ihrer Guͤter in Eſthland.
Aus libr. 16. ep. 122. p. 807 einen Befehl an den Abt von Gothland, von North-
land und Sutherland unter dem Erzbiſchof von Lunden gehoͤrig, daß ſie auf An-
ſuchen der Bruͤder die Verbrecher aus dem Bremiſchen in Bann thun und den Ri-
giſchen Biſchof ſelbſt, wenn er den Bruͤdern aus Bosheit Verdruß mache, zu den
Unkoſten verdammen koͤnnen. Aus libr. 16. ep. 182. p. 834 ein Privilegium, daß die
Rigiſche Kirche unter keinem Erzbiſchof ſtehen ſolle. Dieſes iſt von Rom bey dem
heiligen Peter den 20 Febr. dahingegen die andern von Segny datirt ſeyn. Noch
ein anderer Befehl, davon das Jahr ungewiß iſt, der auch entweder unter die ver-
lornen oder noch nicht herausgekommenen Breve des Pabſts zu rechnen; den aber
Herr
E e 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |