[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216stellen, das Kreuz annehmen und nach Liefland walfarthen zur Vergebung derSünden. Und es vernahm der Graf Albert von Louenborg b) alles Unglück, was die Russen und Esthen der Kirche in Liefland zugefüget, nahm also das Kreuz an zur Vergebung der Sünden, und zog mit seinen Kriegsleuten, und tapfern und edlen Männern nach Liefland. Es kam auch mit ihm Bernhard von Dunemunde und andre, obgleich wenige Pilger. Man nahm ihn auch mit grossen Freudensbezeigungen auf. Es hatte ihn der HErr bisher in seinen Köcher geleget, als einen auserlesenen Pfeil, den er zu gelegener Zeit nach Liefland schi- cken wolte, seine Kirche von den Feinden zu erretten. a) Die meisten Jahre Alberts fängt unser Chronikschreiber mit lateinischen Versen an; als: Wer GrafPraesulis Alberti decimus nonus fuit annus, Er non a bellis siluit gens Liuoniensis. [Dergleichen Anfang doch nur in den folgenden Jahren gefunden.] Albert ge- wesen. b) Das ist der berüchtigte Graf Albert, der im Anfang dieses Jahrhunderts als ein neuer Stern an dem Himmel jenseit der Elbe aufgegangen, und nach kaum vollendetem vier- ten Theil seines Laufs wieder auf einmal verschwunden ist. Jn den Geschichten ist er ohne Vater ohne Mutter und ohne Frau, bis endlich Cranz Saxon. libr. 7. c. 22. ver- sprach, zu seiner Zeit zu zeigen, wer und woher er gewesen, auch c. 27. seine Zusage gehalten, wo er, nachdem er erzählet, daß Albert Graf von Orlemunde von dem Könige Waldemar in Dännemark über das ganze Gebiete gesetzt worden, das ehmals Cranzens falsche Nach- richt von ihm.der Graf Adolph von Schauenburg besessen, hinzufüget: "Er war ein Sohn "Heinrichs von Orlemunde, der Adolphs des andern nachgelassene Witwe gehei- "rathet, womit er, wie man muthmasset, diesen Albert gezeuget - - - Das ist der "Albert, dessen Name in den Chroniken vorkomt, dessen Herkunft aber man lächerli- "cher Weise verschwiegen: ein leiblicher Bruder Adolphs des dritten, dessen Mutter, "wie wir schon gesaget, den Vormund ihres kleinen Prinzen Heinrichen zum Gemahl "genommen." Das Ansehen eines Mannes, der dis mit so grosser Gewisheit vorträgt und hier und da c. 36 einschärft, daß er sich wundert, und es fast für was lächerliches hält, warum andren vor ihm es nicht eingefallen, hat gemacht, daß alle die andern, so hierüber geschrieben, mit nachgeleiret, und ich glaube, deswegen, damit sie nicht wol- ten ausgelacht werden. Und diese Meinung, obschon die natürliche Verwandschaft redet, daß der König Waldemar lieber seinem Fleisch und Blute als Fremden und Feinden es gönnen wollen, ist in alle Zeitbücher und Geschlechtregister gesetzet worden, sonderlich von der Zeit an, da Cranz des sonst gelehrten und scharfsichtigen Manns Hen- rich Bangerts Beyfal erhalten, in den Anmerkungen über Helmold libr. 2. c. 7. bis unser Vorfahre, der Herr Eckard geneal. Saxon. p. 511 Cranzens Betrug ent- deckte, und augenscheinlich zeigte, daß des Graf Alberts Vater Siffrid ein Graf von Orlemunde gewesen, die Mutter aber eine Schwester des Dänischen König Wal- Alberts Va- ter war Graf Sigfrid von Orlamünde.demars II, deren Namen er doch so wol als der Gemahlin des Alberts nicht gewust hat, weil nemlich nicht allein unsere, sondern auch die Dänischen Ge- schichtbücher davon schweigen, welche doch in einheimischen Sachen besonders ausführ- lich seyn solten. Wir lassen, was schon erwiesen ist, fahren, und wollen das übrige vornehmen, damit der Nachwelt die Geschlechtslinie und die Verwandten Alberts nicht länger verborgen bleiben. Sifrid, Alberts Vater, hatte zum Grosvater Al- berten, der 1170, und zum Vater Hermannen, der 1176 gestorben ist. Chron. Erford. bey Herrn Menke Script. tom. 3. p. 224. Das ist der Graf Hermann von Orlamunde, der 1173 dem Kaiser Friedrich I in einem Cellischen Diplo- ma zu Goslar sich als Zeuge unterschrieben, so aus der Original-Abschrift zu sehen ist, in der fortgesetzten Samlung von alten und neuen theologischen Sachen des 1722 Jahrs p. 517 und dessen Handbrief Meibom gesehen zu haben bezeuget, tom. 1 p. 529 welches Handschreiben Erwehnung thut von seinem Vater dem Marggrafen Adelbert, seiner Gemahlin Adelheit, und seinem Sohn Sigefrid. Dergleichen auch etwas beym Hoen ist in der Coburgischen Historie part. 1. p. 110. Sifrid, Hermanns einziger Sohn, erhielt 1179 von Kaiser Fridrich I die Güter, so im Dorfe Orla gelegen. Die Urkunde befindet sich beym Kanzler von Ludewig reliq. tom. 10 p. 148. Eben dieser hat sich 1180 zu Gelenhausen als Zeuge mit unter die güldene Bulle von Cöln unterschrieben, beym Gelenius p. 74 und war 1181 mit aufm Reichstage zu Erfurt, bey Meibom tom. 1 p. 529. wie auch bey der Versamlung zu Traremünde, wo er eine Prinzeßin des Königs Waldemars I von Dännemark Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216ſtellen, das Kreuz annehmen und nach Liefland walfarthen zur Vergebung derSuͤnden. Und es vernahm der Graf Albert von Louenborg b) alles Ungluͤck, was die Ruſſen und Eſthen der Kirche in Liefland zugefuͤget, nahm alſo das Kreuz an zur Vergebung der Suͤnden, und zog mit ſeinen Kriegsleuten, und tapfern und edlen Maͤnnern nach Liefland. Es kam auch mit ihm Bernhard von Dunemunde und andre, obgleich wenige Pilger. Man nahm ihn auch mit groſſen Freudensbezeigungen auf. Es hatte ihn der HErr bisher in ſeinen Koͤcher geleget, als einen auserleſenen Pfeil, den er zu gelegener Zeit nach Liefland ſchi- cken wolte, ſeine Kirche von den Feinden zu erretten. a) Die meiſten Jahre Alberts faͤngt unſer Chronikſchreiber mit lateiniſchen Verſen an; als: Wer GrafPræſulis Alberti decimus nonus fuit annus, Er non a bellis ſiluit gens Liuonienſis. [Dergleichen Anfang doch nur in den folgenden Jahren gefunden.] Albert ge- weſen. b) Das iſt der beruͤchtigte Graf Albert, der im Anfang dieſes Jahrhunderts als ein neuer Stern an dem Himmel jenſeit der Elbe aufgegangen, und nach kaum vollendetem vier- ten Theil ſeines Laufs wieder auf einmal verſchwunden iſt. 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Und dieſe Meinung, obſchon die natuͤrliche Verwandſchaft redet, daß der Koͤnig Waldemar lieber ſeinem Fleiſch und Blute als Fremden und Feinden es goͤnnen wollen, iſt in alle Zeitbuͤcher und Geſchlechtregiſter geſetzet worden, ſonderlich von der Zeit an, da Cranz des ſonſt gelehrten und ſcharfſichtigen Manns Hen- rich Bangerts Beyfal erhalten, in den Anmerkungen uͤber Helmold libr. 2. c. 7. bis unſer Vorfahre, der Herr Eckard geneal. Saxon. p. 511 Cranzens Betrug ent- deckte, und augenſcheinlich zeigte, daß des Graf Alberts Vater Siffrid ein Graf von Orlemunde geweſen, die Mutter aber eine Schweſter des Daͤniſchen Koͤnig Wal- Alberts Va- ter war Graf Sigfrid von Orlamuͤnde.demars II, deren Namen er doch ſo wol als der Gemahlin des Alberts nicht gewuſt hat, weil nemlich nicht allein unſere, ſondern auch die Daͤniſchen Ge- ſchichtbuͤcher davon ſchweigen, welche doch in einheimiſchen Sachen beſonders ausfuͤhr- lich ſeyn ſolten. Wir laſſen, was ſchon erwieſen iſt, fahren, und wollen das uͤbrige vornehmen, damit der Nachwelt die Geſchlechtslinie und die Verwandten Alberts nicht laͤnger verborgen bleiben. Sifrid, Alberts Vater, hatte zum Grosvater Al- berten, der 1170, und zum Vater Hermannen, der 1176 geſtorben iſt. Chron. Erford. bey Herrn Menke Script. tom. 3. p. 224. Das iſt der Graf Hermann von Orlamunde, der 1173 dem Kaiſer Friedrich I in einem Celliſchen Diplo- ma zu Goslar ſich als Zeuge unterſchrieben, ſo aus der Original-Abſchrift zu ſehen iſt, in der fortgeſetzten Samlung von alten und neuen theologiſchen Sachen des 1722 Jahrs p. 517 und deſſen Handbrief Meibom geſehen zu haben bezeuget, tom. 1 p. 529 welches Handſchreiben Erwehnung thut von ſeinem Vater dem Marggrafen Adelbert, ſeiner Gemahlin Adelheit, und ſeinem Sohn Sigefrid. Dergleichen auch etwas beym Hoen iſt in der Coburgiſchen Hiſtorie part. 1. p. 110. Sifrid, Hermanns einziger Sohn, erhielt 1179 von Kaiſer Fridrich I die Guͤter, ſo im Dorfe Orla gelegen. Die Urkunde befindet ſich beym Kanzler von Ludewig reliq. tom. 10 p. 148. Eben dieſer hat ſich 1180 zu Gelenhauſen als Zeuge mit unter die guͤldene Bulle von Coͤln unterſchrieben, beym Gelenius p. 74 und war 1181 mit aufm Reichstage zu Erfurt, bey Meibom tom. 1 p. 529. wie auch bey der Verſamlung zu Traremuͤnde, wo er eine Prinzeßin des Koͤnigs Waldemars I von Daͤnnemark <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0158" n="126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, neunzehntes Jahr,</hi></fw><lb/><note place="left">1216</note>ſtellen, das Kreuz annehmen und nach <hi rendition="#fr">Liefland</hi> walfarthen zur Vergebung der<lb/> Suͤnden. 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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, neunzehntes Jahr,
ſtellen, das Kreuz annehmen und nach Liefland walfarthen zur Vergebung der
Suͤnden. Und es vernahm der Graf Albert von Louenborg
b⁾
alles Ungluͤck,
was die Ruſſen und Eſthen der Kirche in Liefland zugefuͤget, nahm alſo das
Kreuz an zur Vergebung der Suͤnden, und zog mit ſeinen Kriegsleuten, und tapfern
und edlen Maͤnnern nach Liefland. Es kam auch mit ihm Bernhard von
Dunemunde und andre, obgleich wenige Pilger. Man nahm ihn auch mit
groſſen Freudensbezeigungen auf. Es hatte ihn der HErr bisher in ſeinen Koͤcher
geleget, als einen auserleſenen Pfeil, den er zu gelegener Zeit nach Liefland ſchi-
cken wolte, ſeine Kirche von den Feinden zu erretten.
1216
a⁾ Die meiſten Jahre Alberts faͤngt unſer Chronikſchreiber mit lateiniſchen Verſen an; als:
Præſulis Alberti decimus nonus fuit annus,
Er non a bellis ſiluit gens Liuonienſis.
[Dergleichen Anfang doch nur in den folgenden Jahren gefunden.]
b⁾ Das iſt der beruͤchtigte Graf Albert, der im Anfang dieſes Jahrhunderts als ein neuer
Stern an dem Himmel jenſeit der Elbe aufgegangen, und nach kaum vollendetem vier-
ten Theil ſeines Laufs wieder auf einmal verſchwunden iſt. Jn den Geſchichten iſt er
ohne Vater ohne Mutter und ohne Frau, bis endlich Cranz Saxon. libr. 7. c. 22. ver-
ſprach, zu ſeiner Zeit zu zeigen, wer und woher er geweſen, auch c. 27. ſeine Zuſage
gehalten, wo er, nachdem er erzaͤhlet, daß Albert Graf von Orlemunde von dem
Koͤnige Waldemar in Daͤnnemark uͤber das ganze Gebiete geſetzt worden, das ehmals
der Graf Adolph von Schauenburg beſeſſen, hinzufuͤget: „Er war ein Sohn
„Heinrichs von Orlemunde, der Adolphs des andern nachgelaſſene Witwe gehei-
„rathet, womit er, wie man muthmaſſet, dieſen Albert gezeuget ‒ ‒ ‒ Das iſt der
„Albert, deſſen Name in den Chroniken vorkomt, deſſen Herkunft aber man laͤcherli-
„cher Weiſe verſchwiegen: ein leiblicher Bruder Adolphs des dritten, deſſen Mutter,
„wie wir ſchon geſaget, den Vormund ihres kleinen Prinzen Heinrichen zum Gemahl
„genommen.„ Das Anſehen eines Mannes, der dis mit ſo groſſer Gewisheit vortraͤgt
und hier und da c. 36 einſchaͤrft, daß er ſich wundert, und es faſt fuͤr was laͤcherliches
haͤlt, warum andren vor ihm es nicht eingefallen, hat gemacht, daß alle die andern,
ſo hieruͤber geſchrieben, mit nachgeleiret, und ich glaube, deswegen, damit ſie nicht wol-
ten ausgelacht werden. Und dieſe Meinung, obſchon die natuͤrliche Verwandſchaft
redet, daß der Koͤnig Waldemar lieber ſeinem Fleiſch und Blute als Fremden und
Feinden es goͤnnen wollen, iſt in alle Zeitbuͤcher und Geſchlechtregiſter geſetzet worden,
ſonderlich von der Zeit an, da Cranz des ſonſt gelehrten und ſcharfſichtigen Manns Hen-
rich Bangerts Beyfal erhalten, in den Anmerkungen uͤber Helmold libr. 2. c. 7.
bis unſer Vorfahre, der Herr Eckard geneal. Saxon. p. 511 Cranzens Betrug ent-
deckte, und augenſcheinlich zeigte, daß des Graf Alberts Vater Siffrid ein Graf von
Orlemunde geweſen, die Mutter aber eine Schweſter des Daͤniſchen Koͤnig Wal-
demars II, deren Namen er doch ſo wol als der Gemahlin des Alberts
nicht gewuſt hat, weil nemlich nicht allein unſere, ſondern auch die Daͤniſchen Ge-
ſchichtbuͤcher davon ſchweigen, welche doch in einheimiſchen Sachen beſonders ausfuͤhr-
lich ſeyn ſolten. Wir laſſen, was ſchon erwieſen iſt, fahren, und wollen das uͤbrige
vornehmen, damit der Nachwelt die Geſchlechtslinie und die Verwandten Alberts
nicht laͤnger verborgen bleiben. Sifrid, Alberts Vater, hatte zum Grosvater Al-
berten, der 1170, und zum Vater Hermannen, der 1176 geſtorben iſt. Chron.
Erford. bey Herrn Menke Script. tom. 3. p. 224. Das iſt der Graf Hermann
von Orlamunde, der 1173 dem Kaiſer Friedrich I in einem Celliſchen Diplo-
ma zu Goslar ſich als Zeuge unterſchrieben, ſo aus der Original-Abſchrift zu ſehen iſt,
in der fortgeſetzten Samlung von alten und neuen theologiſchen Sachen des
1722 Jahrs p. 517 und deſſen Handbrief Meibom geſehen zu haben bezeuget, tom. 1
p. 529 welches Handſchreiben Erwehnung thut von ſeinem Vater dem Marggrafen
Adelbert, ſeiner Gemahlin Adelheit, und ſeinem Sohn Sigefrid. Dergleichen
auch etwas beym Hoen iſt in der Coburgiſchen Hiſtorie part. 1. p. 110. Sifrid,
Hermanns einziger Sohn, erhielt 1179 von Kaiſer Fridrich I die Guͤter, ſo im
Dorfe Orla gelegen. Die Urkunde befindet ſich beym Kanzler von Ludewig reliq.
tom. 10 p. 148. Eben dieſer hat ſich 1180 zu Gelenhauſen als Zeuge mit unter die
guͤldene Bulle von Coͤln unterſchrieben, beym Gelenius p. 74 und war 1181 mit aufm
Reichstage zu Erfurt, bey Meibom tom. 1 p. 529. wie auch bey der Verſamlung zu
Traremuͤnde, wo er eine Prinzeßin des Koͤnigs Waldemars I von Daͤnnemark
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