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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte
des andern Bischofs, Bertolds,
von 1196 bis 1198.
§. 1.
1197

Nachdem das Leichenbegängniß mit gewöhnlichen Cäremonien voll-
bracht und der Bischof mit Wehklagen und Thränen der Liven,
wie es wenigstens schien, beerdiget worden: so machte man An-
stalt wegen seines Nachfolgers, und schickte nach der Mutterkirche
in Bremen, um einen dazu tüchtigen Mann zu erhalten. Man
brachte hierauf die Ehrwürdige Person des Abts zu Lockum Bertolds a) aus
dem Cistercienser Orden in Vorschlag. Man fand ihn zwar anfänglich zur Rei-
se schwierig, doch ließ er sich durch des Erzbischofs Bitten bewegen b) und nahm
die Last des Predigtamts über sich.

a) Arnold l. 7 c. 9 n. 3 nent ihn Abt in Lucca. Daß er aus dem grauen Orden
gewesen, führt Albert von Stade an ums Jahr 1195. Ein gewisser Bruder aus
dem grauen Orden Bertold ward vom (Bremischen) Erzbischof Hartwich
zum Bischof geweihet, und nach Liefland geschickt.
Die nähere Unterscheidung,
daß er aus dem Cistercienser Orden gewesen, füget Albericus hinzu, ums Jahr
1194 p. 404: Jn diesen Tagen, sagt er, predigte in Liefland, so zwischen Schwe-
den
und Preußen, (Reußen) und Pohlen liegt, ein gewisser Hochwürdiger Abt,
Cistercienser Ordens, Namens Bertold, Christum mit allem Nachdruck: Welcher
auch der andre Bischof nach Meinharden geworden, der aus den Regulairen gewesen,
und am ersten in dieser Provinz geprediget hat. Also war dieser Bertold Abt über
ein gewisses Kloster Cistercienser Ordens, so Lockum hieß, dessen Lage Cranz
nicht gewust. Denn Vandal. l. 6 c. 10 sagt er obenhin: Die Jahrbücher nennen das
Kloster, woraus er gekommen Luca. Ferner Metropol. l. 7 c. 14 wiederholet er
aus Alberten von Stade, daß der Erzbischof von Bremen Hartwich einen gewis-
sen Bertold, aus dem grauen, das ist, Cistercienser Orden zum Bischof von
Liefland geweihet. Endlich Saxon. l. 7 c. 13 gestehet er seine Unwissenheit, wenn er
also schreibet: Bertold Abt von Lucka. Jch verstehe darunter ein Kloster der Cister-
ciensermönche,
es liege wo es wolle. Denn andre Jahrbücher geben vor, er sey
Abt der grauen Mönche gewesen, welche Art Kleider die Cisterciensermönche
trugen. Es ist aber dieses Kloster Lockum Cistercienser Ordens noch heutiges
Tages vorhanden in der um Hannover gelegenen Provinz, zwischen der Leine und
Weser, und liegt 5 Meilen von dieser Stadt gegen Norden, von dessen Stiftung und
Aebten eine Nachricht in Scriptor. Brunsuic. tom. 3 p. 690 befindlich. Der Abt
von Lockum hat unter den Prälaten die Oberstelle, seit dem der von Bursfeld
nicht mehr bey den Landtagsversamlungen zugegen gewesen. Besiehe die Unterschrif-
ten des Gandersheimischen Recesses von Anno 1601. Nach Gerhard Wolter
Molanus
und Justus Christoph Böhmern, die zu unsern Zeiten die Abtswürde
bekleidet, hat nun die Abtey der Herr Georg, aus der berühmten Familie der Ebel.


Geſchichte
des andern Biſchofs, Bertolds,
von 1196 bis 1198.
§. 1.
1197

Nachdem das Leichenbegaͤngniß mit gewoͤhnlichen Caͤremonien voll-
bracht und der Biſchof mit Wehklagen und Thraͤnen der Liven,
wie es wenigſtens ſchien, beerdiget worden: ſo machte man An-
ſtalt wegen ſeines Nachfolgers, und ſchickte nach der Mutterkirche
in Bremen, um einen dazu tuͤchtigen Mann zu erhalten. Man
brachte hierauf die Ehrwuͤrdige Perſon des Abts zu Lockum Bertolds a) aus
dem Ciſtercienſer Orden in Vorſchlag. Man fand ihn zwar anfaͤnglich zur Rei-
ſe ſchwierig, doch ließ er ſich durch des Erzbiſchofs Bitten bewegen b) und nahm
die Laſt des Predigtamts uͤber ſich.

a) Arnold l. 7 c. 9 n. 3 nent ihn Abt in Lucca. Daß er aus dem grauen Orden
geweſen, fuͤhrt Albert von Stade an ums Jahr 1195. Ein gewiſſer Bruder aus
dem grauen Orden Bertold ward vom (Bremiſchen) Erzbiſchof Hartwich
zum Biſchof geweihet, und nach Liefland geſchickt.
Die naͤhere Unterſcheidung,
daß er aus dem Ciſtercienſer Orden geweſen, fuͤget Albericus hinzu, ums Jahr
1194 p. 404: Jn dieſen Tagen, ſagt er, predigte in Liefland, ſo zwiſchen Schwe-
den
und Preußen, (Reußen) und Pohlen liegt, ein gewiſſer Hochwuͤrdiger Abt,
Ciſtercienſer Ordens, Namens Bertold, Chriſtum mit allem Nachdruck: Welcher
auch der andre Biſchof nach Meinharden geworden, der aus den Regulairen geweſen,
und am erſten in dieſer Provinz geprediget hat. Alſo war dieſer Bertold Abt uͤber
ein gewiſſes Kloſter Ciſtercienſer Ordens, ſo Lockum hieß, deſſen Lage Cranz
nicht gewuſt. Denn Vandal. l. 6 c. 10 ſagt er obenhin: Die Jahrbuͤcher nennen das
Kloſter, woraus er gekommen Luca. Ferner Metropol. l. 7 c. 14 wiederholet er
aus Alberten von Stade, daß der Erzbiſchof von Bremen Hartwich einen gewiſ-
ſen Bertold, aus dem grauen, das iſt, Ciſtercienſer Orden zum Biſchof von
Liefland geweihet. Endlich Saxon. l. 7 c. 13 geſtehet er ſeine Unwiſſenheit, wenn er
alſo ſchreibet: Bertold Abt von Lucka. Jch verſtehe darunter ein Kloſter der Ciſter-
cienſermoͤnche,
es liege wo es wolle. Denn andre Jahrbuͤcher geben vor, er ſey
Abt der grauen Moͤnche geweſen, welche Art Kleider die Ciſtercienſermoͤnche
trugen. Es iſt aber dieſes Kloſter Lockum Ciſtercienſer Ordens noch heutiges
Tages vorhanden in der um Hannover gelegenen Provinz, zwiſchen der Leine und
Weſer, und liegt 5 Meilen von dieſer Stadt gegen Norden, von deſſen Stiftung und
Aebten eine Nachricht in Scriptor. Brunſuic. tom. 3 p. 690 befindlich. Der Abt
von Lockum hat unter den Praͤlaten die Oberſtelle, ſeit dem der von Bursfeld
nicht mehr bey den Landtagsverſamlungen zugegen geweſen. Beſiehe die Unterſchrif-
ten des Gandersheimiſchen Receſſes von Anno 1601. Nach Gerhard Wolter
Molanus
und Juſtus Chriſtoph Boͤhmern, die zu unſern Zeiten die Abtswuͤrde
bekleidet, hat nun die Abtey der Herr Georg, aus der beruͤhmten Familie der Ebel.
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[[16]/0048] Geſchichte des andern Biſchofs, Bertolds, von 1196 bis 1198. §. 1. Nachdem das Leichenbegaͤngniß mit gewoͤhnlichen Caͤremonien voll- bracht und der Biſchof mit Wehklagen und Thraͤnen der Liven, wie es wenigſtens ſchien, beerdiget worden: ſo machte man An- ſtalt wegen ſeines Nachfolgers, und ſchickte nach der Mutterkirche in Bremen, um einen dazu tuͤchtigen Mann zu erhalten. Man brachte hierauf die Ehrwuͤrdige Perſon des Abts zu Lockum Bertolds a⁾ aus dem Ciſtercienſer Orden in Vorſchlag. Man fand ihn zwar anfaͤnglich zur Rei- ſe ſchwierig, doch ließ er ſich durch des Erzbiſchofs Bitten bewegen b⁾ und nahm die Laſt des Predigtamts uͤber ſich. a⁾ Arnold l. 7 c. 9 n. 3 nent ihn Abt in Lucca. Daß er aus dem grauen Orden geweſen, fuͤhrt Albert von Stade an ums Jahr 1195. Ein gewiſſer Bruder aus dem grauen Orden Bertold ward vom (Bremiſchen) Erzbiſchof Hartwich zum Biſchof geweihet, und nach Liefland geſchickt. Die naͤhere Unterſcheidung, daß er aus dem Ciſtercienſer Orden geweſen, fuͤget Albericus hinzu, ums Jahr 1194 p. 404: Jn dieſen Tagen, ſagt er, predigte in Liefland, ſo zwiſchen Schwe- den und Preußen, (Reußen) und Pohlen liegt, ein gewiſſer Hochwuͤrdiger Abt, Ciſtercienſer Ordens, Namens Bertold, Chriſtum mit allem Nachdruck: Welcher auch der andre Biſchof nach Meinharden geworden, der aus den Regulairen geweſen, und am erſten in dieſer Provinz geprediget hat. Alſo war dieſer Bertold Abt uͤber ein gewiſſes Kloſter Ciſtercienſer Ordens, ſo Lockum hieß, deſſen Lage Cranz nicht gewuſt. Denn Vandal. l. 6 c. 10 ſagt er obenhin: Die Jahrbuͤcher nennen das Kloſter, woraus er gekommen Luca. Ferner Metropol. l. 7 c. 14 wiederholet er aus Alberten von Stade, daß der Erzbiſchof von Bremen Hartwich einen gewiſ- ſen Bertold, aus dem grauen, das iſt, Ciſtercienſer Orden zum Biſchof von Liefland geweihet. Endlich Saxon. l. 7 c. 13 geſtehet er ſeine Unwiſſenheit, wenn er alſo ſchreibet: Bertold Abt von Lucka. Jch verſtehe darunter ein Kloſter der Ciſter- cienſermoͤnche, es liege wo es wolle. Denn andre Jahrbuͤcher geben vor, er ſey Abt der grauen Moͤnche geweſen, welche Art Kleider die Ciſtercienſermoͤnche trugen. Es iſt aber dieſes Kloſter Lockum Ciſtercienſer Ordens noch heutiges Tages vorhanden in der um Hannover gelegenen Provinz, zwiſchen der Leine und Weſer, und liegt 5 Meilen von dieſer Stadt gegen Norden, von deſſen Stiftung und Aebten eine Nachricht in Scriptor. Brunſuic. tom. 3 p. 690 befindlich. Der Abt von Lockum hat unter den Praͤlaten die Oberſtelle, ſeit dem der von Bursfeld nicht mehr bey den Landtagsverſamlungen zugegen geweſen. Beſiehe die Unterſchrif- ten des Gandersheimiſchen Receſſes von Anno 1601. Nach Gerhard Wolter Molanus und Juſtus Chriſtoph Boͤhmern, die zu unſern Zeiten die Abtswuͤrde bekleidet, hat nun die Abtey der Herr Georg, aus der beruͤhmten Familie der Ebel. Man

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. [16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/48>, abgerufen am 21.11.2024.