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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte
des dritten Bischofs, Alberts.
Des dritten Bischofs Alberts erstes Jahr,
von 1198 bis 1199.
§. 1.
1198

Jm Jahr unsers HErrn 1198 ward der Hochwürdige Domherr
aus Bremen, a) Albert zum Bischof eingeweihet.

a) Dieser gewafnete Apostel der Liven ist werth, daß sein Vaterland und seine Herkunst
sorgfältig untersucht werde. Jch nenne ihn der Liven Apostel mit Cranzen in Vandal.
libr. 7. c.
22., nicht, weil er zuerst das Christenthum in Liefland bekant gemacht;
sondern, weil er in Bekehrung der Liven zu Christo besondere, hauptsächliche und sehr
gesegnete Dienste gethan: wie Emmeranus gewöhnlich für der Bayren, Kilian der
Ostfranken, Bonifacius der Thüringer und Hessen, Ansgarius der Sachsen
und Friesen, Otto von Bamberg, der Pommern, Adelbert, der Preußen
Apostel gehalten wird. Gewafnet nenne ich ihn, nicht, daß er nach Art der Ritter und
vieler Geistlichen in seiner Reisegeselschaft, in eigener Person gepanzert in Schlachten
gewesen, oder seine Hände mit feindlichem Blut besudelt habe: denn ich befinde, daß
er aus Klugheit davon geblieben, indem ihn vielleicht das Exempel seines Vorfahren be-
hutsam gemacht; sondern weil er viele Ritter angeworben, und mit so grosser Kriegs-
rüstung nach Liefland gezogen, daß er 23 Lastschiffe damit beladen hatte. Arnold
von Lübek libr. 7. c. 9. n. 7. heist ihn virum parentatum; welches sein Ausleger
Bangert bey c. 3. n. 4. von einem Manne erkläret, der viel berühmte Ahnen hat.
Daher könte einer auf die Meinung kommen, daß Albert an Herkunft nicht geringer
gewesen als jener Erzbischof von Cöln, Adolph, aus der Familie der Grafen von
Bergen und Altena, der an dieser Stelle gleichfals vir parentatus heist. Mir aber
wenigstens scheinet Arnold den Begrif der Vielheit und des Ansehens seiner Ahnen
von diesem Worte abgesondert zu haben, indem er virum parentatum umschreibet durch
virum ornatum fratribus & amicis, das heist, der viele ihrer Verdienste wegen bekan-
te Brüder hat, und sich auf seine ansehnliche Anverwandtschaft stützen kan. Auf fran-
zösisch könte mans ausdrücken, un homme, dont le parente est tres nombreux. Wel-
ches von Männern die ungleiches Herkommens seyn, wol kan gesagt werden, und sich
so gut auf unsern Albert schicket, als auf den Grafen Adolph, dessen Verwandschaft
Bangert in einer Tabelle darstellet: sintemal jenem in verschiedenen Zeiten 5*) Brü-
der nach Liefland gefolget seyn, die theils vom Soldaten, theils vom geistlichen Stan-
de Profession gemacht; wie auch Engelbert von Tiesenhausen, des Bischofs Eidam,
*) Bey dem Jahre 1220 befindet sich nunmehro der 6te.


Geſchichte
des dritten Biſchofs, Alberts.
Des dritten Biſchofs Alberts erſtes Jahr,
von 1198 bis 1199.
§. 1.
1198

Jm Jahr unſers HErrn 1198 ward der Hochwuͤrdige Domherr
aus Bremen, a) Albert zum Biſchof eingeweihet.

a) Dieſer gewafnete Apoſtel der Liven iſt werth, daß ſein Vaterland und ſeine Herkunſt
ſorgfaͤltig unterſucht werde. Jch nenne ihn der Liven Apoſtel mit Cranzen in Vandal.
libr. 7. c.
22., nicht, weil er zuerſt das Chriſtenthum in Liefland bekant gemacht;
ſondern, weil er in Bekehrung der Liven zu Chriſto beſondere, hauptſaͤchliche und ſehr
geſegnete Dienſte gethan: wie Emmeranus gewoͤhnlich fuͤr der Bayren, Kilian der
Oſtfranken, Bonifacius der Thuͤringer und Heſſen, Ansgarius der Sachſen
und Frieſen, Otto von Bamberg, der Pommern, Adelbert, der Preußen
Apoſtel gehalten wird. Gewafnet nenne ich ihn, nicht, daß er nach Art der Ritter und
vieler Geiſtlichen in ſeiner Reiſegeſelſchaft, in eigener Perſon gepanzert in Schlachten
geweſen, oder ſeine Haͤnde mit feindlichem Blut beſudelt habe: denn ich befinde, daß
er aus Klugheit davon geblieben, indem ihn vielleicht das Exempel ſeines Vorfahren be-
hutſam gemacht; ſondern weil er viele Ritter angeworben, und mit ſo groſſer Kriegs-
ruͤſtung nach Liefland gezogen, daß er 23 Laſtſchiffe damit beladen hatte. Arnold
von Luͤbek libr. 7. c. 9. n. 7. heiſt ihn virum parentatum; welches ſein Ausleger
Bangert bey c. 3. n. 4. von einem Manne erklaͤret, der viel beruͤhmte Ahnen hat.
Daher koͤnte einer auf die Meinung kommen, daß Albert an Herkunft nicht geringer
geweſen als jener Erzbiſchof von Coͤln, Adolph, aus der Familie der Grafen von
Bergen und Altena, der an dieſer Stelle gleichfals vir parentatus heiſt. Mir aber
wenigſtens ſcheinet Arnold den Begrif der Vielheit und des Anſehens ſeiner Ahnen
von dieſem Worte abgeſondert zu haben, indem er virum parentatum umſchreibet durch
virum ornatum fratribus & amicis, das heiſt, der viele ihrer Verdienſte wegen bekan-
te Bruͤder hat, und ſich auf ſeine anſehnliche Anverwandtſchaft ſtuͤtzen kan. Auf fran-
zoͤſiſch koͤnte mans ausdruͤcken, un homme, dont le parenté eſt très nombreux. Wel-
ches von Maͤnnern die ungleiches Herkommens ſeyn, wol kan geſagt werden, und ſich
ſo gut auf unſern Albert ſchicket, als auf den Grafen Adolph, deſſen Verwandſchaft
Bangert in einer Tabelle darſtellet: ſintemal jenem in verſchiedenen Zeiten 5*) Bruͤ-
der nach Liefland gefolget ſeyn, die theils vom Soldaten, theils vom geiſtlichen Stan-
de Profeſſion gemacht; wie auch Engelbert von Tieſenhauſen, des Biſchofs Eidam,
*) Bey dem Jahre 1220 befindet ſich nunmehro der 6te.
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[[22]/0054] Geſchichte des dritten Biſchofs, Alberts. Des dritten Biſchofs Alberts erſtes Jahr, von 1198 bis 1199. §. 1. Jm Jahr unſers HErrn 1198 ward der Hochwuͤrdige Domherr aus Bremen, a⁾ Albert zum Biſchof eingeweihet. a⁾ Dieſer gewafnete Apoſtel der Liven iſt werth, daß ſein Vaterland und ſeine Herkunſt ſorgfaͤltig unterſucht werde. Jch nenne ihn der Liven Apoſtel mit Cranzen in Vandal. libr. 7. c. 22., nicht, weil er zuerſt das Chriſtenthum in Liefland bekant gemacht; ſondern, weil er in Bekehrung der Liven zu Chriſto beſondere, hauptſaͤchliche und ſehr geſegnete Dienſte gethan: wie Emmeranus gewoͤhnlich fuͤr der Bayren, Kilian der Oſtfranken, Bonifacius der Thuͤringer und Heſſen, Ansgarius der Sachſen und Frieſen, Otto von Bamberg, der Pommern, Adelbert, der Preußen Apoſtel gehalten wird. Gewafnet nenne ich ihn, nicht, daß er nach Art der Ritter und vieler Geiſtlichen in ſeiner Reiſegeſelſchaft, in eigener Perſon gepanzert in Schlachten geweſen, oder ſeine Haͤnde mit feindlichem Blut beſudelt habe: denn ich befinde, daß er aus Klugheit davon geblieben, indem ihn vielleicht das Exempel ſeines Vorfahren be- hutſam gemacht; ſondern weil er viele Ritter angeworben, und mit ſo groſſer Kriegs- ruͤſtung nach Liefland gezogen, daß er 23 Laſtſchiffe damit beladen hatte. Arnold von Luͤbek libr. 7. c. 9. n. 7. heiſt ihn virum parentatum; welches ſein Ausleger Bangert bey c. 3. n. 4. von einem Manne erklaͤret, der viel beruͤhmte Ahnen hat. Daher koͤnte einer auf die Meinung kommen, daß Albert an Herkunft nicht geringer geweſen als jener Erzbiſchof von Coͤln, Adolph, aus der Familie der Grafen von Bergen und Altena, der an dieſer Stelle gleichfals vir parentatus heiſt. Mir aber wenigſtens ſcheinet Arnold den Begrif der Vielheit und des Anſehens ſeiner Ahnen von dieſem Worte abgeſondert zu haben, indem er virum parentatum umſchreibet durch virum ornatum fratribus & amicis, das heiſt, der viele ihrer Verdienſte wegen bekan- te Bruͤder hat, und ſich auf ſeine anſehnliche Anverwandtſchaft ſtuͤtzen kan. Auf fran- zoͤſiſch koͤnte mans ausdruͤcken, un homme, dont le parenté eſt très nombreux. Wel- ches von Maͤnnern die ungleiches Herkommens ſeyn, wol kan geſagt werden, und ſich ſo gut auf unſern Albert ſchicket, als auf den Grafen Adolph, deſſen Verwandſchaft Bangert in einer Tabelle darſtellet: ſintemal jenem in verſchiedenen Zeiten 5 *) Bruͤ- der nach Liefland gefolget ſeyn, die theils vom Soldaten, theils vom geiſtlichen Stan- de Profeſſion gemacht; wie auch Engelbert von Tieſenhauſen, des Biſchofs Eidam, unten *) Bey dem Jahre 1220 befindet ſich nunmehro der 6te.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/54>, abgerufen am 27.11.2024.