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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, andres Jahr,
e) Ohne Zweifel wird auf eine von den Bullen des Pabsts Cälestinus des 3ten gezielet, von
denen wir oben schon gesaget, daß sie nirgend zu finden; es müste denn seyn, daß man
Jnnocentius den 3ten verstünde, wegen des folgenden beym Jahr 1199 n. 6. Denn
ob gleich dieses seine 3 ersten Bullen in das andere Buch gebracht worden, so hindert
uns doch nichts, sie zu diesem Jahre zu rechnen, weil das Jahr der Päbstlichen Regi-
rung nicht dabey geschrieben stehet.
Des Bischof Alberts andres Jahr,
vom Jahr Christi 1199 bis 1200.
§. 1.
1199

Jm andern Jahr seines Bisthums zog er mit dem Grafen von Dort-
mund Conraden
a), mit Harberten von Jborg b), nebst vie-
len andern Pilgern nach Liefland, und hatte bey sich 23 Schiffe zur Be-
gleitung.

a) Ein Conrad von Dortmund, wenn man dem von Duisburg part. 3. c. 39. und
Waisseln Chron. Pruss. p. 64. b) glaubet, ward nebst mehrern Deutschen Ordens-
rittern Anno 1240 bey der Weichsel von einem Heidnischen Herzog der Cassuben,
Sventepolc
erschlagen. Gewisser ist Conrad, Graf von Dortmund, der es mit
dem Kaiser Otto IIII hielt, und zugleich mit dem Grafen Bernhard von Tecklen-
burg
in der Schlacht bey Bovines gefangen worden, wie Alberich berichtet ums
Jahr 1214 p 481. Noch ein Conrad Graf von Dortmund lebte Anno 1225 am Ho-
fe des Erzbischofs zu Cöln, Engelberts, und hat als sein Reisegefehrte, da die an-
dern wegliefen, den Bischof ganz allein vertheidiget, der meuchelmördrischer Weise ü-
berfallen und erstochen wurde; wobey er erstlich selbst in die Stirne gehauen, und dar-
nach von den Mördern zwischen den Schulterblättern stark verwundet worden, wie Ca-
sarius
erzählet im Leben des heil. Engelberts libr. 2. c. 6 & 7. Jch sehe auch nicht,
was es hindert, wenn man diesen für eben denselbigen hält, der Anno 1199 einen Kreuz-
zug nach Liefland gethan, 1214 der Schlacht bey Bovines beygewohnet, und 1225
dem Erzbischof von Cöln gegen die Strassenräuber beygestanden. Wenn die Familie
der Grafen von Dortmund verloschen sey, (worinne Hammelmann, der von den aus-
gestorbenen Familien handelt, nichts anzugeben weiß,) und auf was Art die Grafschaft an
den Rath zu Dortmund und die Verwaltung derselben an die Vicebürgemeister gefal-
len, die nachher vom Kaiser Maximilian dem 1sten in einem öffentlichen Patent be-
stätiget worden, führt Gelen aus über das Leben Engelberts p. 140.
b) Jburg ist ein Schloß in dem Bisthum Osnabrüg, ein alter bischöflicher Sitz, so
lange, bis Ernst August I. einen Pallast zu Osnabrüg bauete. Dieser Harbert
war vielleicht von den Burggrafen zu Jburg, und hat daher seinen Namen bekommen.
Was Hammelmann de famil emort. opp. p. 687 so dreiste hinsaget, daß Werne-
chin,
des Herzogs von Sachsen Wittekinds Vater, unter andern den Titel von
Jburg geführet, scheinet mehr Lachens als Meldungs werth zu seyn.
§. 2.

Nach seinem Einlauf in die Dune, empfal er sich GOtt mit allen den Sei-
nen, und zog nach dem Schlosse Holm, und wolte von da an nach Ykeskola
zugehen. Die Liven aber überfielen ihn auf dem Hinwege, verwundeten etliche,
und tödteten nebst andern den Priester Nicolaus. Dennoch erreichten der Bi-
schof und seine Leute Ykeskola, wiewol mit Beschwerlichkeit und Gefahr. Die
Brüder, so von der Zeit des ersten Bischof Meinhards daselbst recht ängstlich
zugebracht hatten, und andre nahmen sie mit Freuden auf. Die Liven trafen
daselbst auch ein und machten mit den Deutschen auf 3 Tage einen Stilstand;
aber nur aus Schelmerey, damit sie nemlich inzwischen ihre Macht zusammen zie-
hen möchten.

§. 3.

Nach getroffenem Stilstande ging der Bischof nach Holm, und schickte,
weil er dem Landfrieden trauete, Boten an die Schiffe nach Dunemunde; um

seinen
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, andres Jahr,
e) Ohne Zweifel wird auf eine von den Bullen des Pabſts Caͤleſtinus des 3ten gezielet, von
denen wir oben ſchon geſaget, daß ſie nirgend zu finden; es muͤſte denn ſeyn, daß man
Jnnocentius den 3ten verſtuͤnde, wegen des folgenden beym Jahr 1199 n. 6. Denn
ob gleich dieſes ſeine 3 erſten Bullen in das andere Buch gebracht worden, ſo hindert
uns doch nichts, ſie zu dieſem Jahre zu rechnen, weil das Jahr der Paͤbſtlichen Regi-
rung nicht dabey geſchrieben ſtehet.
Des Biſchof Alberts andres Jahr,
vom Jahr Chriſti 1199 bis 1200.
§. 1.
1199

Jm andern Jahr ſeines Bisthums zog er mit dem Grafen von Dort-
mund Conraden
a), mit Harberten von Jborg b), nebſt vie-
len andern Pilgern nach Liefland, und hatte bey ſich 23 Schiffe zur Be-
gleitung.

a) Ein Conrad von Dortmund, wenn man dem von Duisburg part. 3. c. 39. und
Waiſſeln Chron. Pruſſ. p. 64. b) glaubet, ward nebſt mehrern Deutſchen Ordens-
rittern Anno 1240 bey der Weichſel von einem Heidniſchen Herzog der Caſſuben,
Sventepolc
erſchlagen. Gewiſſer iſt Conrad, Graf von Dortmund, der es mit
dem Kaiſer Otto IIII hielt, und zugleich mit dem Grafen Bernhard von Tecklen-
burg
in der Schlacht bey Bovines gefangen worden, wie Alberich berichtet ums
Jahr 1214 p 481. Noch ein Conrad Graf von Dortmund lebte Anno 1225 am Ho-
fe des Erzbiſchofs zu Coͤln, Engelberts, und hat als ſein Reiſegefehrte, da die an-
dern wegliefen, den Biſchof ganz allein vertheidiget, der meuchelmoͤrdriſcher Weiſe uͤ-
berfallen und erſtochen wurde; wobey er erſtlich ſelbſt in die Stirne gehauen, und dar-
nach von den Moͤrdern zwiſchen den Schulterblaͤttern ſtark verwundet worden, wie Ca-
ſarius
erzaͤhlet im Leben des heil. Engelberts libr. 2. c. 6 & 7. Jch ſehe auch nicht,
was es hindert, wenn man dieſen fuͤr eben denſelbigen haͤlt, der Anno 1199 einen Kreuz-
zug nach Liefland gethan, 1214 der Schlacht bey Bovines beygewohnet, und 1225
dem Erzbiſchof von Coͤln gegen die Straſſenraͤuber beygeſtanden. Wenn die Familie
der Grafen von Dortmund verloſchen ſey, (worinne Hammelmann, der von den aus-
geſtorbenen Familien handelt, nichts anzugeben weiß,) und auf was Art die Grafſchaft an
den Rath zu Dortmund und die Verwaltung derſelben an die Vicebuͤrgemeiſter gefal-
len, die nachher vom Kaiſer Maximilian dem 1ſten in einem oͤffentlichen Patent be-
ſtaͤtiget worden, fuͤhrt Gelen aus uͤber das Leben Engelberts p. 140.
b) Jburg iſt ein Schloß in dem Bisthum Osnabruͤg, ein alter biſchoͤflicher Sitz, ſo
lange, bis Ernſt Auguſt I. einen Pallaſt zu Osnabruͤg bauete. Dieſer Harbert
war vielleicht von den Burggrafen zu Jburg, und hat daher ſeinen Namen bekommen.
Was Hammelmann de famil emort. opp. p. 687 ſo dreiſte hinſaget, daß Werne-
chin,
des Herzogs von Sachſen Wittekinds Vater, unter andern den Titel von
Jburg gefuͤhret, ſcheinet mehr Lachens als Meldungs werth zu ſeyn.
§. 2.

Nach ſeinem Einlauf in die Dune, empfal er ſich GOtt mit allen den Sei-
nen, und zog nach dem Schloſſe Holm, und wolte von da an nach Ykeskola
zugehen. Die Liven aber uͤberfielen ihn auf dem Hinwege, verwundeten etliche,
und toͤdteten nebſt andern den Prieſter Nicolaus. Dennoch erreichten der Bi-
ſchof und ſeine Leute Ykeskola, wiewol mit Beſchwerlichkeit und Gefahr. Die
Bruͤder, ſo von der Zeit des erſten Biſchof Meinhards daſelbſt recht aͤngſtlich
zugebracht hatten, und andre nahmen ſie mit Freuden auf. Die Liven trafen
daſelbſt auch ein und machten mit den Deutſchen auf 3 Tage einen Stilſtand;
aber nur aus Schelmerey, damit ſie nemlich inzwiſchen ihre Macht zuſammen zie-
hen moͤchten.

§. 3.

Nach getroffenem Stilſtande ging der Biſchof nach Holm, und ſchickte,
weil er dem Landfrieden trauete, Boten an die Schiffe nach Dunemunde; um

ſeinen
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[26/0058] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, andres Jahr, e⁾ Ohne Zweifel wird auf eine von den Bullen des Pabſts Caͤleſtinus des 3ten gezielet, von denen wir oben ſchon geſaget, daß ſie nirgend zu finden; es muͤſte denn ſeyn, daß man Jnnocentius den 3ten verſtuͤnde, wegen des folgenden beym Jahr 1199 n. 6. Denn ob gleich dieſes ſeine 3 erſten Bullen in das andere Buch gebracht worden, ſo hindert uns doch nichts, ſie zu dieſem Jahre zu rechnen, weil das Jahr der Paͤbſtlichen Regi- rung nicht dabey geſchrieben ſtehet. Des Biſchof Alberts andres Jahr, vom Jahr Chriſti 1199 bis 1200. §. 1. Jm andern Jahr ſeines Bisthums zog er mit dem Grafen von Dort- mund Conraden a⁾ , mit Harberten von Jborg b⁾ , nebſt vie- len andern Pilgern nach Liefland, und hatte bey ſich 23 Schiffe zur Be- gleitung. a⁾ Ein Conrad von Dortmund, wenn man dem von Duisburg part. 3. c. 39. und Waiſſeln Chron. Pruſſ. p. 64. b) glaubet, ward nebſt mehrern Deutſchen Ordens- rittern Anno 1240 bey der Weichſel von einem Heidniſchen Herzog der Caſſuben, Sventepolc erſchlagen. Gewiſſer iſt Conrad, Graf von Dortmund, der es mit dem Kaiſer Otto IIII hielt, und zugleich mit dem Grafen Bernhard von Tecklen- burg in der Schlacht bey Bovines gefangen worden, wie Alberich berichtet ums Jahr 1214 p 481. Noch ein Conrad Graf von Dortmund lebte Anno 1225 am Ho- fe des Erzbiſchofs zu Coͤln, Engelberts, und hat als ſein Reiſegefehrte, da die an- dern wegliefen, den Biſchof ganz allein vertheidiget, der meuchelmoͤrdriſcher Weiſe uͤ- berfallen und erſtochen wurde; wobey er erſtlich ſelbſt in die Stirne gehauen, und dar- nach von den Moͤrdern zwiſchen den Schulterblaͤttern ſtark verwundet worden, wie Ca- ſarius erzaͤhlet im Leben des heil. Engelberts libr. 2. c. 6 & 7. Jch ſehe auch nicht, was es hindert, wenn man dieſen fuͤr eben denſelbigen haͤlt, der Anno 1199 einen Kreuz- zug nach Liefland gethan, 1214 der Schlacht bey Bovines beygewohnet, und 1225 dem Erzbiſchof von Coͤln gegen die Straſſenraͤuber beygeſtanden. Wenn die Familie der Grafen von Dortmund verloſchen ſey, (worinne Hammelmann, der von den aus- geſtorbenen Familien handelt, nichts anzugeben weiß,) und auf was Art die Grafſchaft an den Rath zu Dortmund und die Verwaltung derſelben an die Vicebuͤrgemeiſter gefal- len, die nachher vom Kaiſer Maximilian dem 1ſten in einem oͤffentlichen Patent be- ſtaͤtiget worden, fuͤhrt Gelen aus uͤber das Leben Engelberts p. 140. b⁾ Jburg iſt ein Schloß in dem Bisthum Osnabruͤg, ein alter biſchoͤflicher Sitz, ſo lange, bis Ernſt Auguſt I. einen Pallaſt zu Osnabruͤg bauete. Dieſer Harbert war vielleicht von den Burggrafen zu Jburg, und hat daher ſeinen Namen bekommen. Was Hammelmann de famil emort. opp. p. 687 ſo dreiſte hinſaget, daß Werne- chin, des Herzogs von Sachſen Wittekinds Vater, unter andern den Titel von Jburg gefuͤhret, ſcheinet mehr Lachens als Meldungs werth zu ſeyn. §. 2. Nach ſeinem Einlauf in die Dune, empfal er ſich GOtt mit allen den Sei- nen, und zog nach dem Schloſſe Holm, und wolte von da an nach Ykeskola zugehen. Die Liven aber uͤberfielen ihn auf dem Hinwege, verwundeten etliche, und toͤdteten nebſt andern den Prieſter Nicolaus. Dennoch erreichten der Bi- ſchof und ſeine Leute Ykeskola, wiewol mit Beſchwerlichkeit und Gefahr. Die Bruͤder, ſo von der Zeit des erſten Biſchof Meinhards daſelbſt recht aͤngſtlich zugebracht hatten, und andre nahmen ſie mit Freuden auf. Die Liven trafen daſelbſt auch ein und machten mit den Deutſchen auf 3 Tage einen Stilſtand; aber nur aus Schelmerey, damit ſie nemlich inzwiſchen ihre Macht zuſammen zie- hen moͤchten. §. 3. Nach getroffenem Stilſtande ging der Biſchof nach Holm, und ſchickte, weil er dem Landfrieden trauete, Boten an die Schiffe nach Dunemunde; um ſeinen

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/58>, abgerufen am 27.11.2024.