[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1382Der Ordensmeister Robin half um diese Zeit dem Grosfürsten Sirgall, Die öselschen Domherren, Johan Lowenborch, Vicedechant, Gott- auch 1383. Man beschuldigte den Bischof Heinrich, daß er sein Bistum dem Orden un- terwerfen wolle. Einige Canonici nahmen ihn daher beim Kopf, und weil sie besorg- ten, daß das Schlos zu Hapsal nicht fest genung wäre, wanderten sie mit ihm nach Arensburg. Nicht lange nachher fanden sie ihn im heimlichen Gemach erstickt lie- gen. Ob er mit Fleis dahin geworfen, oder ob er sich frey machen und bey nächtlicher Weile unversehens hinunter gefallen, hat man nicht erfahren können. Ein solch schmutziges Ende, urtheilt Cranz, hat vor ihm noch kein Prälat genommen. f) Ein in alten Documenten sehr geübter aber ungenanter Verfasser hat in einer Hand-
schrift von wenig Blättern bemerken wollen, daß die unstreitig ältern Familien des liefländischen Adels mit dem Beinamen der Ritter gezieret worden. Z. E. in den idzelschen Documenten steht ein Heinrich von Vietinghove genant Ridder, un- term Jahr 1486; in dem kegelschen von 1453 Jürgen Jxkul Ridder, und Jürgen Parseval Ritter; unter den kurkülschen Helmold von Quernen Ridder; 1518 un- ter den Briefen über Hochrosen, Hans und Kersten von Rosen, Riddere. Unter den homelschen, Johan von Plettenberg Ridder. Dergleichen Ehrentitel finden sich viele mehr. Jn den erzbischöflichen und herrmeisterlichen Privilegien bekommen sie gemeiniglich das Ehrenwort Herr, und die polnische Revision nennet sie equites auratos. Nur bleibet noch unausgemacht, ob diese Würde blos bey den Personen ge- blieben, oder auch auf ihre Kinder geerbet worden, bey welchen dieser Beiname weg- gelassen ist. Das erstere bejahet der Verfasser, und beziehet sich auf die Urkunden. Sicherer ist des Verfassers Folgerung, daß aus dem Beiwort Ersam oder Erbar nicht auf die Richtigkeit des Adels geschlossen werden kan, weil selbiges auch Bürgern beigeleget worden. Plettenberg nennet 1520 Heinrichen von Tiesenhausen einen Erbaren Man, der Erzbischof Thomas 1534 Johan von Rosen zu Rope den Er- baren und Ehrenvesten; Fürstenberg 1559 Röttger Stövern, Thomas Ram- mern und Caspar Möllern, Bürger der Stadt Riga, die Ehrsamen und fürsich- tigen, seine lieben Getreuen; Hinrich von Galen 1551 Hermann von Have, und Berthold Grewe, Bürger der Stadt Riga, die Ersamen, seine lieben Getreuen. Wir bemerken hierbey noch aus den alten Briefschaften, daß die Männer oder Va- sallen der rigischen Kirche sich einigemal des Ausdrucks: Mein allergnädigster Erzbischof; und die Lehnsmänner des Meisters: Mein gnädiger Herr zu Riga, auf eine sehr schmeichelhafte und gefällige Art bedienet. Sonst nahm in diesem 15ten Jahrh. der Titel Wy oder Wir so überhand, daß nicht nur der Landmarschal, son- dern auch die andern Gebietiger und Vögte (Aduocati in castro et domo) sich dieses Wörtgens anmasten. Da auch die Erz- und Bischöfe sich von GOttes und des päpst- lichen Stuhls Gnade schrieben, so hat Thomas Schöning zuerst um die Jahre 1530 die Beywörter von der Gnade des päpstlichen Stuhls weggelassen, worin ihm andre gefolget. Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1382Der Ordensmeiſter Robin half um dieſe Zeit dem Grosfuͤrſten Sirgall, Die oͤſelſchen Domherren, Johan Lowenborch, Vicedechant, Gott- auch 1383. Man beſchuldigte den Biſchof Heinrich, daß er ſein Biſtum dem Orden un- terwerfen wolle. Einige Canonici nahmen ihn daher beim Kopf, und weil ſie beſorg- ten, daß das Schlos zu Hapſal nicht feſt genung waͤre, wanderten ſie mit ihm nach Arensburg. Nicht lange nachher fanden ſie ihn im heimlichen Gemach erſtickt lie- gen. Ob er mit Fleis dahin geworfen, oder ob er ſich frey machen und bey naͤchtlicher Weile unverſehens hinunter gefallen, hat man nicht erfahren koͤnnen. Ein ſolch ſchmutziges Ende, urtheilt Cranz, hat vor ihm noch kein Praͤlat genommen. f) Ein in alten Documenten ſehr geuͤbter aber ungenanter Verfaſſer hat in einer Hand-
ſchrift von wenig Blaͤttern bemerken wollen, daß die unſtreitig aͤltern Familien des lieflaͤndiſchen Adels mit dem Beinamen der Ritter gezieret worden. Z. E. in den idzelſchen Documenten ſteht ein Heinrich von Vietinghove genant Ridder, un- term Jahr 1486; in dem kegelſchen von 1453 Juͤrgen Jxkul Ridder, und Juͤrgen Parſeval Ritter; unter den kurkuͤlſchen Helmold von Quernen Ridder; 1518 un- ter den Briefen uͤber Hochroſen, Hans und Kerſten von Roſen, Riddere. Unter den homelſchen, Johan von Plettenberg Ridder. Dergleichen Ehrentitel finden ſich viele mehr. Jn den erzbiſchoͤflichen und herrmeiſterlichen Privilegien bekommen ſie gemeiniglich das Ehrenwort Herr, und die polniſche Reviſion nennet ſie equites auratos. Nur bleibet noch unausgemacht, ob dieſe Wuͤrde blos bey den Perſonen ge- blieben, oder auch auf ihre Kinder geerbet worden, bey welchen dieſer Beiname weg- gelaſſen iſt. Das erſtere bejahet der Verfaſſer, und beziehet ſich auf die Urkunden. Sicherer iſt des Verfaſſers Folgerung, daß aus dem Beiwort Erſam oder Erbar nicht auf die Richtigkeit des Adels geſchloſſen werden kan, weil ſelbiges auch Buͤrgern beigeleget worden. Plettenberg nennet 1520 Heinrichen von Tieſenhauſen einen Erbaren Man, der Erzbiſchof Thomas 1534 Johan von Roſen zu Rope den Er- baren und Ehrenveſten; Fuͤrſtenberg 1559 Roͤttger Stoͤvern, Thomas Ram- mern und Caſpar Moͤllern, Buͤrger der Stadt Riga, die Ehrſamen und fuͤrſich- tigen, ſeine lieben Getreuen; Hinrich von Galen 1551 Hermann von Have, und Berthold Grewe, Buͤrger der Stadt Riga, die Erſamen, ſeine lieben Getreuen. Wir bemerken hierbey noch aus den alten Briefſchaften, daß die Maͤnner oder Va- ſallen der rigiſchen Kirche ſich einigemal des Ausdrucks: Mein allergnaͤdigſter Erzbiſchof; und die Lehnsmaͤnner des Meiſters: Mein gnaͤdiger Herr zu Riga, auf eine ſehr ſchmeichelhafte und gefaͤllige Art bedienet. Sonſt nahm in dieſem 15ten Jahrh. der Titel Wy oder Wir ſo uͤberhand, daß nicht nur der Landmarſchal, ſon- dern auch die andern Gebietiger und Voͤgte (Aduocati in caſtro et domo) ſich dieſes Woͤrtgens anmaſten. Da auch die Erz- und Biſchoͤfe ſich von GOttes und des paͤpſt- lichen Stuhls Gnade ſchrieben, ſo hat Thomas Schoͤning zuerſt um die Jahre 1530 die Beywoͤrter von der Gnade des paͤpſtlichen Stuhls weggelaſſen, worin ihm andre gefolget. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0130" n="112"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi> </fw><lb/> <note place="left">1382</note> <p>Der Ordensmeiſter <hi rendition="#fr">Robin</hi> half um dieſe Zeit dem Grosfuͤrſten <hi rendition="#fr">Sirgall,</hi><lb/> welchen ſeine aufruͤhriſchen Unterthanen aus <hi rendition="#fr">Ploscow</hi> verjaget hatten. Ob nun<lb/> gleich die <hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> ſich dem Ordensmeiſter zu ergeben verſprachen, wenn er ſeine<lb/> Verbindungen mit dem <hi rendition="#fr">Sirgall</hi> aufheben wolte, ſo blieb derſelbe doch da-<lb/> bey, fand aber auch die <hi rendition="#fr">Ploscower</hi> ſo hartnaͤckig, daß er und <hi rendition="#fr">Sirgall</hi> weiter<lb/> nichts ausrichteten, ſondern wie <hi rendition="#fr">Cranz</hi> ſchreibet, unverrichteter Sache abzogen.</p><lb/> <note place="left">1383</note> <p>Die <hi rendition="#fr">oͤſelſchen</hi> Domherren, <hi rendition="#fr">Johan Lowenborch,</hi> Vicedechant, <hi rendition="#fr">Gott-<lb/> fried</hi> von <hi rendition="#fr">Metzepole, Jacob</hi> von <hi rendition="#fr">Hapſal, Johan Gracian, Henrich<lb/> Bornſtaͤdt,</hi> der Ritter <note place="foot" n="f)">Ein in alten Documenten ſehr geuͤbter aber ungenanter Verfaſſer hat in einer Hand-<lb/> ſchrift von wenig Blaͤttern bemerken wollen, daß die unſtreitig aͤltern Familien des<lb/><hi rendition="#fr">lieflaͤndiſchen</hi> Adels mit dem Beinamen der Ritter gezieret worden. Z. E. in den<lb/><hi rendition="#fr">idzelſchen</hi> Documenten ſteht ein <hi rendition="#fr">Heinrich</hi> von <hi rendition="#fr">Vietinghove</hi> genant <hi rendition="#fr">Ridder,</hi> un-<lb/> term Jahr 1486; in dem <hi rendition="#fr">kegelſchen</hi> von 1453 <hi rendition="#fr">Juͤrgen Jxkul</hi> Ridder, und <hi rendition="#fr">Juͤrgen<lb/> Parſeval</hi> Ritter; unter den <hi rendition="#fr">kurkuͤlſchen Helmold</hi> von <hi rendition="#fr">Quernen</hi> Ridder; 1518 un-<lb/> ter den Briefen uͤber Hochroſen, <hi rendition="#fr">Hans</hi> und <hi rendition="#fr">Kerſten</hi> von <hi rendition="#fr">Roſen,</hi> Riddere. Unter<lb/> den <hi rendition="#fr">homelſchen, Johan</hi> von <hi rendition="#fr">Plettenberg</hi> Ridder. Dergleichen Ehrentitel finden<lb/> ſich viele mehr. Jn den erzbiſchoͤflichen und herrmeiſterlichen Privilegien bekommen<lb/> ſie gemeiniglich das Ehrenwort <hi rendition="#fr">Herr,</hi> und die <hi rendition="#fr">polniſche</hi> Reviſion nennet ſie <hi rendition="#aq">equites<lb/> auratos.</hi> Nur bleibet noch unausgemacht, ob dieſe Wuͤrde blos bey den Perſonen ge-<lb/> blieben, oder auch auf ihre Kinder geerbet worden, bey welchen dieſer Beiname weg-<lb/> gelaſſen iſt. Das erſtere bejahet der Verfaſſer, und beziehet ſich auf die Urkunden.<lb/> Sicherer iſt des Verfaſſers Folgerung, daß aus dem Beiwort <hi rendition="#fr">Erſam</hi> oder <hi rendition="#fr">Erbar</hi><lb/> nicht auf die Richtigkeit des Adels geſchloſſen werden kan, weil ſelbiges auch Buͤrgern<lb/> beigeleget worden. <hi rendition="#fr">Plettenberg</hi> nennet 1520 <hi rendition="#fr">Heinrichen</hi> von <hi rendition="#fr">Tieſenhauſen</hi> einen<lb/> Erbaren Man, der Erzbiſchof <hi rendition="#fr">Thomas 1534 Johan</hi> von <hi rendition="#fr">Roſen</hi> zu <hi rendition="#fr">Rope</hi> den Er-<lb/> baren und Ehrenveſten; <hi rendition="#fr">Fuͤrſtenberg 1559 Roͤttger Stoͤvern, Thomas Ram-<lb/> mern</hi> und <hi rendition="#fr">Caſpar Moͤllern,</hi> Buͤrger der Stadt <hi rendition="#fr">Riga,</hi> die Ehrſamen und fuͤrſich-<lb/> tigen, ſeine lieben Getreuen; <hi rendition="#fr">Hinrich</hi> von <hi rendition="#fr">Galen 1551 Hermann</hi> von <hi rendition="#fr">Have,</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Berthold Grewe,</hi> Buͤrger der Stadt <hi rendition="#fr">Riga,</hi> die Erſamen, ſeine lieben Getreuen.<lb/> Wir bemerken hierbey noch aus den alten Briefſchaften, daß die <hi rendition="#fr">Maͤnner</hi> oder Va-<lb/> ſallen der <hi rendition="#fr">rigiſchen</hi> Kirche ſich einigemal des Ausdrucks: <hi rendition="#fr">Mein allergnaͤdigſter<lb/> Erzbiſchof;</hi> und die Lehnsmaͤnner des Meiſters: <hi rendition="#fr">Mein gnaͤdiger Herr zu Riga,</hi><lb/> auf eine ſehr ſchmeichelhafte und gefaͤllige Art bedienet. Sonſt nahm in dieſem 15ten<lb/> Jahrh. der Titel <hi rendition="#fr">Wy</hi> oder <hi rendition="#fr">Wir</hi> ſo uͤberhand, daß nicht nur der Landmarſchal, ſon-<lb/> dern auch die andern Gebietiger und Voͤgte (<hi rendition="#aq">Aduocati in caſtro et domo</hi>) ſich dieſes<lb/> Woͤrtgens anmaſten. Da auch die Erz- und Biſchoͤfe ſich von GOttes und des paͤpſt-<lb/> lichen Stuhls Gnade ſchrieben, ſo hat <hi rendition="#fr">Thomas Schoͤning</hi> zuerſt um die Jahre 1530<lb/> die Beywoͤrter <hi rendition="#fr">von der Gnade des paͤpſtlichen Stuhls</hi> weggelaſſen, worin ihm<lb/> andre gefolget.</note> <hi rendition="#fr">Niclaus Yxkuͤl, Claus</hi> und <hi rendition="#fr">Johan Wyklen,</hi><lb/> Bruͤder, <hi rendition="#fr">Evert</hi> von H<hi rendition="#fr">erkuͤl,</hi> genant Herr <hi rendition="#fr">Paſchetag, Vicko Wran-<lb/> gel, Barthol.</hi> von <hi rendition="#fr">Vellyn, Johan Trychtleven, Henke Pyther,<lb/> Gerard Thuwe, Thile Paſſe, Arnold Udenoys, Kerſten Guz-<lb/> leve, Hinr. Trychtleven, Hennike Lennold,</hi> Vaſallen der <hi rendition="#fr">oͤſelſchen</hi><lb/> Kirche, ſtelten am 15ten November zu <hi rendition="#fr">Wolmer</hi> dem Ordensmeiſter und Erz-<lb/> biſchof aufs angelegentlichſte vor, daß der Biſchofshof und das Schlos zu <hi rendition="#fr">Hap-<lb/> ſal</hi> erbrochen, und alle canoniſche Buͤcher und Schaͤtze entfuͤhret worden. Ob<lb/> gleich <hi rendition="#fr">Didr. Jxkuͤl</hi> und <hi rendition="#fr">Johan Scharenbecke</hi> Beſſerung angelobet, ſo haͤt-<lb/> ten ſie doch das Schlos <hi rendition="#fr">Hapſal</hi> wieder mit Leitern erſtiegen, Geiſtliche und<lb/> Laien erſchlagen, die Kirche und das Zeughaus| gepluͤndert, das Schlos in Brand<lb/> geſteckt und die Domherren verjaget. Weil der Erzbiſchof ſich ſehr laulich be-<lb/> zeigte, erſuchten ſie den Herrmeiſter, ſich ins Mittel zu ſchlagen, welches dieſer<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/><note xml:id="h20" prev="#h19" place="foot" n="e)">1383. Man beſchuldigte den Biſchof <hi rendition="#fr">Heinrich,</hi> daß er ſein Biſtum dem Orden un-<lb/> terwerfen wolle. Einige Canonici nahmen ihn daher beim Kopf, und weil ſie beſorg-<lb/> ten, daß das Schlos zu <hi rendition="#fr">Hapſal</hi> nicht feſt genung waͤre, wanderten ſie mit ihm nach<lb/><hi rendition="#fr">Arensburg.</hi> Nicht lange nachher fanden ſie ihn im heimlichen Gemach erſtickt lie-<lb/> gen. Ob er mit Fleis dahin geworfen, oder ob er ſich frey machen und bey naͤchtlicher<lb/> Weile unverſehens hinunter gefallen, hat man nicht erfahren koͤnnen. Ein ſolch<lb/> ſchmutziges Ende, urtheilt <hi rendition="#fr">Cranz,</hi> hat vor ihm noch kein Praͤlat genommen.</note><lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0130]
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Der Ordensmeiſter Robin half um dieſe Zeit dem Grosfuͤrſten Sirgall,
welchen ſeine aufruͤhriſchen Unterthanen aus Ploscow verjaget hatten. Ob nun
gleich die Ruſſen ſich dem Ordensmeiſter zu ergeben verſprachen, wenn er ſeine
Verbindungen mit dem Sirgall aufheben wolte, ſo blieb derſelbe doch da-
bey, fand aber auch die Ploscower ſo hartnaͤckig, daß er und Sirgall weiter
nichts ausrichteten, ſondern wie Cranz ſchreibet, unverrichteter Sache abzogen.
Die oͤſelſchen Domherren, Johan Lowenborch, Vicedechant, Gott-
fried von Metzepole, Jacob von Hapſal, Johan Gracian, Henrich
Bornſtaͤdt, der Ritter f) Niclaus Yxkuͤl, Claus und Johan Wyklen,
Bruͤder, Evert von Herkuͤl, genant Herr Paſchetag, Vicko Wran-
gel, Barthol. von Vellyn, Johan Trychtleven, Henke Pyther,
Gerard Thuwe, Thile Paſſe, Arnold Udenoys, Kerſten Guz-
leve, Hinr. Trychtleven, Hennike Lennold, Vaſallen der oͤſelſchen
Kirche, ſtelten am 15ten November zu Wolmer dem Ordensmeiſter und Erz-
biſchof aufs angelegentlichſte vor, daß der Biſchofshof und das Schlos zu Hap-
ſal erbrochen, und alle canoniſche Buͤcher und Schaͤtze entfuͤhret worden. Ob
gleich Didr. Jxkuͤl und Johan Scharenbecke Beſſerung angelobet, ſo haͤt-
ten ſie doch das Schlos Hapſal wieder mit Leitern erſtiegen, Geiſtliche und
Laien erſchlagen, die Kirche und das Zeughaus| gepluͤndert, das Schlos in Brand
geſteckt und die Domherren verjaget. Weil der Erzbiſchof ſich ſehr laulich be-
zeigte, erſuchten ſie den Herrmeiſter, ſich ins Mittel zu ſchlagen, welches dieſer
auch
e)
f) Ein in alten Documenten ſehr geuͤbter aber ungenanter Verfaſſer hat in einer Hand-
ſchrift von wenig Blaͤttern bemerken wollen, daß die unſtreitig aͤltern Familien des
lieflaͤndiſchen Adels mit dem Beinamen der Ritter gezieret worden. Z. E. in den
idzelſchen Documenten ſteht ein Heinrich von Vietinghove genant Ridder, un-
term Jahr 1486; in dem kegelſchen von 1453 Juͤrgen Jxkul Ridder, und Juͤrgen
Parſeval Ritter; unter den kurkuͤlſchen Helmold von Quernen Ridder; 1518 un-
ter den Briefen uͤber Hochroſen, Hans und Kerſten von Roſen, Riddere. Unter
den homelſchen, Johan von Plettenberg Ridder. Dergleichen Ehrentitel finden
ſich viele mehr. Jn den erzbiſchoͤflichen und herrmeiſterlichen Privilegien bekommen
ſie gemeiniglich das Ehrenwort Herr, und die polniſche Reviſion nennet ſie equites
auratos. Nur bleibet noch unausgemacht, ob dieſe Wuͤrde blos bey den Perſonen ge-
blieben, oder auch auf ihre Kinder geerbet worden, bey welchen dieſer Beiname weg-
gelaſſen iſt. Das erſtere bejahet der Verfaſſer, und beziehet ſich auf die Urkunden.
Sicherer iſt des Verfaſſers Folgerung, daß aus dem Beiwort Erſam oder Erbar
nicht auf die Richtigkeit des Adels geſchloſſen werden kan, weil ſelbiges auch Buͤrgern
beigeleget worden. Plettenberg nennet 1520 Heinrichen von Tieſenhauſen einen
Erbaren Man, der Erzbiſchof Thomas 1534 Johan von Roſen zu Rope den Er-
baren und Ehrenveſten; Fuͤrſtenberg 1559 Roͤttger Stoͤvern, Thomas Ram-
mern und Caſpar Moͤllern, Buͤrger der Stadt Riga, die Ehrſamen und fuͤrſich-
tigen, ſeine lieben Getreuen; Hinrich von Galen 1551 Hermann von Have, und
Berthold Grewe, Buͤrger der Stadt Riga, die Erſamen, ſeine lieben Getreuen.
Wir bemerken hierbey noch aus den alten Briefſchaften, daß die Maͤnner oder Va-
ſallen der rigiſchen Kirche ſich einigemal des Ausdrucks: Mein allergnaͤdigſter
Erzbiſchof; und die Lehnsmaͤnner des Meiſters: Mein gnaͤdiger Herr zu Riga,
auf eine ſehr ſchmeichelhafte und gefaͤllige Art bedienet. Sonſt nahm in dieſem 15ten
Jahrh. der Titel Wy oder Wir ſo uͤberhand, daß nicht nur der Landmarſchal, ſon-
dern auch die andern Gebietiger und Voͤgte (Aduocati in caſtro et domo) ſich dieſes
Woͤrtgens anmaſten. Da auch die Erz- und Biſchoͤfe ſich von GOttes und des paͤpſt-
lichen Stuhls Gnade ſchrieben, ſo hat Thomas Schoͤning zuerſt um die Jahre 1530
die Beywoͤrter von der Gnade des paͤpſtlichen Stuhls weggelaſſen, worin ihm
andre gefolget.
e) 1383. Man beſchuldigte den Biſchof Heinrich, daß er ſein Biſtum dem Orden un-
terwerfen wolle. Einige Canonici nahmen ihn daher beim Kopf, und weil ſie beſorg-
ten, daß das Schlos zu Hapſal nicht feſt genung waͤre, wanderten ſie mit ihm nach
Arensburg. Nicht lange nachher fanden ſie ihn im heimlichen Gemach erſtickt lie-
gen. Ob er mit Fleis dahin geworfen, oder ob er ſich frey machen und bey naͤchtlicher
Weile unverſehens hinunter gefallen, hat man nicht erfahren koͤnnen. Ein ſolch
ſchmutziges Ende, urtheilt Cranz, hat vor ihm noch kein Praͤlat genommen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |