[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Mich. Hildebrand. zur Zeit der Reg. Joh. Freit. v. Loringhof. räthe und Männer zu Schweden, bekennen, daß sie als Mitler zwischen dem ed-1488len und wohlgebornen und gestkengen Herrn Steno Sture von Gryps- holm, ihrem würdigen Hauptman, eines Theils, und zwischen dem würdigen acht- baren Herrn Joh. Stael von Hollstein, Vogt zu Wesenberg, den ehrba- ren und wohltüchtigen Männern Kersten Radmann und Thomas Maydeln, Wapener, und den ehrsamen wohlweisen Herren Heinrich Hönerjäger und Die- drich Hagen, Rathmännern der Stadt Revel, als Gevolmächtigten des hoch- würdigen und grosmächtigen Herrn Joh. Frid. von Loringhoffe, andern Theils, diesen Vergleich getroffen: 1. Ueber Jahr und Tag auf Johannis sollen die 6 wendischen Städte alle Unordnungen schlichten, wozu der Reichsvorsteher Steno auch seine Boten hinsenden wil. 2. Der Ordensmeister erfüllet die zu Blumenthal bey Riga geschlossenen Tractaten, und verbindet sich 3 zur Ehre der gebenedeiten Mutter Gottes gegen die Russen gemeinschaftlich den Krieg anzufangen b). Der rigische Dompropst Heiligenfeld brachte dieses Jahr mit seinem Erz- ben; b) Die Liefländer nahmen das von Schweden ihnen so oft angetragene Bündnis wi- der die Russen in langes Bedenken, weil sie der nächste Raub hätten seyn müssen. Doch schrieben sich die Russen diese Unterhandlung hinters Ohr, thaten aus ihrer neuerbauten Vestung Russisch Narva, oder Jwanogrod den Einwohnern der deutschen Narva vielen Tort an, und erschossen 1493 mit ihren losgebranten Stü- cken unter andern angesehenen Leuten den narvischen Bürgermeister Joh. von Mei- nungen. Die Schweden nahmen das Jahr darauf Jvanogrod weg, und boten es dem Ordensmeister an, der es aber ausschlug, um sich den Schweden nicht ver- bindlich und den Czaar nicht böse zu machen. Als die Schweden diese Vestung nicht behaupten konten, steckten sie selbige in Brand und verliessen sie; die Russen aber setz- ten sie unverzüglich in bessern Stand. Bey aller Behutsamkeit versahen es endlich die Revelschen doch mit dem Czaar, weil sie einen Russen, der falsch Geld gemünzt, zu ewigem Gefängnis verdammet, und einen andern als einen Sodomiten verbrant; wel- ches den Czaar heftig erbitterte, so daß er die Richter auszuliefern begehret haben sol, und als ihm dieses nicht gelungen, den ganzen Stapel der Deutschen zu Nogarden zu Grunde gerichtet. Cranz, welcher um alle Kleinigkeiten weis, weis auch hier die Ursache von diesem Zorn. Ein revelscher Bürger sol zu den Verbrechern gesagt ha- ben: Thäte es euer Grosfürst, es solte ihm selbst nicht besser gehen. Neustädt nent die Ursache dazu einen geringen Umstand. Doch der Czaar Jwan wirft in dem Frie- densschlusse von 1503 den Liefländern nicht dieses revelschen Bürgers Worte, son- dern das Bündnis mit den Schweden und die Verbrennung seiner Unterthanen zu Pulver vor. So vorsichtig man sich also aufführte, einen so mächtigen Nachbar nicht zu beleidigen; so sehnlich suchten die liefländischen Stände nachher die Ratification von diesem 11 Jahr lang verzögerten Bunde bey Schweden, als die Russen 1498 in Liefland eingebrochen waren, wozu aber die Schweden wieder keine Ohren hatten. T t
Erzb. Mich. Hildebrand. zur Zeit der Reg. Joh. Freit. v. Loringhof. raͤthe und Maͤnner zu Schweden, bekennen, daß ſie als Mitler zwiſchen dem ed-1488len und wohlgebornen und geſtkengen Herrn Steno Sture von Gryps- holm, ihrem wuͤrdigen Hauptman, eines Theils, und zwiſchen dem wuͤrdigen acht- baren Herrn Joh. Stael von Hollſtein, Vogt zu Weſenberg, den ehrba- ren und wohltuͤchtigen Maͤnnern Kerſten Radmann und Thomas Maydeln, Wapener, und den ehrſamen wohlweiſen Herren Heinrich Hoͤnerjaͤger und Die- drich Hagen, Rathmaͤnnern der Stadt Revel, als Gevolmaͤchtigten des hoch- wuͤrdigen und grosmaͤchtigen Herrn Joh. Frid. von Loringhoffe, andern Theils, dieſen Vergleich getroffen: 1. Ueber Jahr und Tag auf Johannis ſollen die 6 wendiſchen Staͤdte alle Unordnungen ſchlichten, wozu der Reichsvorſteher Steno auch ſeine Boten hinſenden wil. 2. Der Ordensmeiſter erfuͤllet die zu Blumenthal bey Riga geſchloſſenen Tractaten, und verbindet ſich 3 zur Ehre der gebenedeiten Mutter Gottes gegen die Ruſſen gemeinſchaftlich den Krieg anzufangen b). Der rigiſche Dompropſt Heiligenfeld brachte dieſes Jahr mit ſeinem Erz- ben; b) Die Lieflaͤnder nahmen das von Schweden ihnen ſo oft angetragene Buͤndnis wi- der die Ruſſen in langes Bedenken, weil ſie der naͤchſte Raub haͤtten ſeyn muͤſſen. Doch ſchrieben ſich die Ruſſen dieſe Unterhandlung hinters Ohr, thaten aus ihrer neuerbauten Veſtung Ruſſiſch Narva, oder Jwanogrod den Einwohnern der deutſchen Narva vielen Tort an, und erſchoſſen 1493 mit ihren losgebranten Stuͤ- cken unter andern angeſehenen Leuten den narviſchen Buͤrgermeiſter Joh. von Mei- nungen. Die Schweden nahmen das Jahr darauf Jvanogrod weg, und boten es dem Ordensmeiſter an, der es aber ausſchlug, um ſich den Schweden nicht ver- bindlich und den Czaar nicht boͤſe zu machen. Als die Schweden dieſe Veſtung nicht behaupten konten, ſteckten ſie ſelbige in Brand und verlieſſen ſie; die Ruſſen aber ſetz- ten ſie unverzuͤglich in beſſern Stand. Bey aller Behutſamkeit verſahen es endlich die Revelſchen doch mit dem Czaar, weil ſie einen Ruſſen, der falſch Geld gemuͤnzt, zu ewigem Gefaͤngnis verdammet, und einen andern als einen Sodomiten verbrant; wel- ches den Czaar heftig erbitterte, ſo daß er die Richter auszuliefern begehret haben ſol, und als ihm dieſes nicht gelungen, den ganzen Stapel der Deutſchen zu Nogarden zu Grunde gerichtet. Cranz, welcher um alle Kleinigkeiten weis, weis auch hier die Urſache von dieſem Zorn. Ein revelſcher Buͤrger ſol zu den Verbrechern geſagt ha- ben: Thaͤte es euer Grosfuͤrſt, es ſolte ihm ſelbſt nicht beſſer gehen. Neuſtaͤdt nent die Urſache dazu einen geringen Umſtand. Doch der Czaar Jwan wirft in dem Frie- densſchluſſe von 1503 den Lieflaͤndern nicht dieſes revelſchen Buͤrgers Worte, ſon- dern das Buͤndnis mit den Schweden und die Verbrennung ſeiner Unterthanen zu Pulver vor. So vorſichtig man ſich alſo auffuͤhrte, einen ſo maͤchtigen Nachbar nicht zu beleidigen; ſo ſehnlich ſuchten die lieflaͤndiſchen Staͤnde nachher die Ratification von dieſem 11 Jahr lang verzoͤgerten Bunde bey Schweden, als die Ruſſen 1498 in Liefland eingebrochen waren, wozu aber die Schweden wieder keine Ohren hatten. T t
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Erzb. Mich. Hildebrand. zur Zeit der Reg. Joh. Freit. v. Loringhof.
raͤthe und Maͤnner zu Schweden, bekennen, daß ſie als Mitler zwiſchen dem ed-
len und wohlgebornen und geſtkengen Herrn Steno Sture von Gryps-
holm, ihrem wuͤrdigen Hauptman, eines Theils, und zwiſchen dem wuͤrdigen acht-
baren Herrn Joh. Stael von Hollſtein, Vogt zu Weſenberg, den ehrba-
ren und wohltuͤchtigen Maͤnnern Kerſten Radmann und Thomas Maydeln,
Wapener, und den ehrſamen wohlweiſen Herren Heinrich Hoͤnerjaͤger und Die-
drich Hagen, Rathmaͤnnern der Stadt Revel, als Gevolmaͤchtigten des hoch-
wuͤrdigen und grosmaͤchtigen Herrn Joh. Frid. von Loringhoffe, andern Theils,
dieſen Vergleich getroffen: 1. Ueber Jahr und Tag auf Johannis ſollen die
6 wendiſchen Staͤdte alle Unordnungen ſchlichten, wozu der Reichsvorſteher
Steno auch ſeine Boten hinſenden wil. 2. Der Ordensmeiſter erfuͤllet die zu
Blumenthal bey Riga geſchloſſenen Tractaten, und verbindet ſich 3 zur Ehre
der gebenedeiten Mutter Gottes gegen die Ruſſen gemeinſchaftlich den Krieg
anzufangen b).
1488
Der rigiſche Dompropſt Heiligenfeld brachte dieſes Jahr mit ſeinem Erz-
biſchof Michael einen dem Kapitel und ihm vortheilhaften Vertrag zu Stande.
Der Erzbiſchof machte ſich anheiſchig, alle Schulden, die der Propſt bey Deut-
ſchen und Ruſſen gemacht, zu bezahlen und den Propſt bey der Propſtey zu
ſchuͤtzen; alle der Kirche nachtheilige Verſchreibungen und Verſiegelungen zu ver-
nichten; auf die vom Orden zuruͤck gegebenen Schloͤſſer, wie auf Kokenhau-
ſen und Creutzburg, eigene Hauptleute zu ſetzen; an die Krone Schweden,
als Beſchuͤtzerin, und an den Papſt, im Namen der 3 Staͤnde des Kapitels der
Manſchaft und der Stadt, Sendeboten abzufertigen; dahin zu ſehen, daß der Or-
den der Kirche und den 3 Staͤnden Gnugthuung verſchaffe; dem monitorio poe-
nali zu folgen, im Fal der Orden ſich nicht vertragen wolle; den Rath aus allen
3 Staͤnden wehlen zu laſſen; alle bey des Erzbiſchofs Stephans Privilegien zu
ſchuͤtzen; die kaiſerliche Acht zu entkraͤften; alle erweisliche Schulden vom Erzbi-
ſchof Stephan, dem Propſte und dem Kapitel zu bezahlen; den Parteien Recht
zu ſchaffen, und ſich nach den Rathſchlaͤgen ſeines geſchwornen Raths und der Kir-
che zu richten; den Kokenhaͤuſern, die es mit dem Proſt gehalten, zu verge-
ben;
b) Die Lieflaͤnder nahmen das von Schweden ihnen ſo oft angetragene Buͤndnis wi-
der die Ruſſen in langes Bedenken, weil ſie der naͤchſte Raub haͤtten ſeyn muͤſſen.
Doch ſchrieben ſich die Ruſſen dieſe Unterhandlung hinters Ohr, thaten aus ihrer
neuerbauten Veſtung Ruſſiſch Narva, oder Jwanogrod den Einwohnern der
deutſchen Narva vielen Tort an, und erſchoſſen 1493 mit ihren losgebranten Stuͤ-
cken unter andern angeſehenen Leuten den narviſchen Buͤrgermeiſter Joh. von Mei-
nungen. Die Schweden nahmen das Jahr darauf Jvanogrod weg, und boten
es dem Ordensmeiſter an, der es aber ausſchlug, um ſich den Schweden nicht ver-
bindlich und den Czaar nicht boͤſe zu machen. Als die Schweden dieſe Veſtung nicht
behaupten konten, ſteckten ſie ſelbige in Brand und verlieſſen ſie; die Ruſſen aber ſetz-
ten ſie unverzuͤglich in beſſern Stand. Bey aller Behutſamkeit verſahen es endlich die
Revelſchen doch mit dem Czaar, weil ſie einen Ruſſen, der falſch Geld gemuͤnzt, zu
ewigem Gefaͤngnis verdammet, und einen andern als einen Sodomiten verbrant; wel-
ches den Czaar heftig erbitterte, ſo daß er die Richter auszuliefern begehret haben ſol,
und als ihm dieſes nicht gelungen, den ganzen Stapel der Deutſchen zu Nogarden
zu Grunde gerichtet. Cranz, welcher um alle Kleinigkeiten weis, weis auch hier die
Urſache von dieſem Zorn. Ein revelſcher Buͤrger ſol zu den Verbrechern geſagt ha-
ben: Thaͤte es euer Grosfuͤrſt, es ſolte ihm ſelbſt nicht beſſer gehen. Neuſtaͤdt nent
die Urſache dazu einen geringen Umſtand. Doch der Czaar Jwan wirft in dem Frie-
densſchluſſe von 1503 den Lieflaͤndern nicht dieſes revelſchen Buͤrgers Worte, ſon-
dern das Buͤndnis mit den Schweden und die Verbrennung ſeiner Unterthanen zu
Pulver vor. So vorſichtig man ſich alſo auffuͤhrte, einen ſo maͤchtigen Nachbar nicht
zu beleidigen; ſo ſehnlich ſuchten die lieflaͤndiſchen Staͤnde nachher die Ratification
von dieſem 11 Jahr lang verzoͤgerten Bunde bey Schweden, als die Ruſſen 1498 in
Liefland eingebrochen waren, wozu aber die Schweden wieder keine Ohren hatten.
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