[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Herman v. Brüggeney. segeselschaft noch ansehnlicher, und rechnet noch Leute, die im Wasser suchen kon-1547ten, Steinmetzen, Männer die zierliche Kirchen bauen konten, Waffenschmie- de, Panzermacher, Rothgiesser, Mahler, und Bildschnitzer. Noch andre fü- gen Gottesgelehrte, Rechtsgelehrte und Staatsleute hinzu, welche die jungen Russen im Lateinischen, in Kirchenceremonien und guten Sitten unterweisen solten, wie auch etliche Jngenieurs, um an den tartarischen Grenzen Vestungen an- zulegen. Der Kaiser schrieb selbst an den Herrn Meister, daß er diese Reisende bis auf weitern Bescheid in Liefland auf halten möchte. Da der rußische Mo- narch auf die Verbesserung seiner Länder und die Ausbildung seiner Nation bedacht war, hierdurch aber seine wohlgemeinten Absichten ein übles Ansehen gewannen; so musten ihn diese Hindernisse freilich in Zorn jagen, den er aber doch damals mit vieler Klugheit und Mäßigung zu verbeissen wuste d). Am 5ten Feiertage nach Martini gieng der rigische Superintendent und1548 Die Pest, welche Liefland 5 Jahr hinter einander um seine Einwohner1549 Der d) Russov führt in der neuen Auflage Bl. 27 von einigen italiänischen Gaucklern ein Histörchen an, welches wir einigen Lesern nicht vorenthalten dürfen. Der Magistrat zu Revel lies ein ungeheures Kabelthau schlagen, das mit einem Ende an die Spitze des hohen Olaithurms befestiget war, und bis nach der Reiferbahne gieng. Hierauf wurden alle Thore der Stadt zugeschlossen; alle Einwohner aber liefen zur grossen Strandpforte hinaus das Schauspiel anzusehen. Der Hochflieger kroch aus eines Lu- cke des Thurms heraus aufs Seil, machte seltsame Luftsprünge, und tanzte längst dem Seile über alle Graben, Teiche und Stadtswälle bis auf die Reiferbahne; welcher Flug in der Luft der grossen Höhe wegen fürchterlich anzusehen war. Diese Gaucke- leien wurden auch in andern liefländischen Städten getrieben. e) Die vornehmsten Lebensumstände dieses Battus bringet Pistorius in seinem Epicedio an, welches in elegischen Versen geschrieben ist. Er war eines Bauernsohn aus der Provinz Zeeland, gieng auf die hohe Schule nach Löwen und bediente sich der Un- terweisung Erasmi, Goclenii und Clenardi. Von da wandte er sich nach der Uni- versität zu Paris, und um den berühmten Lud. Vives zu hören, zog er gar nach Spanien. Hierauf nahm er in Antwerpen einen Schuldienst an, den er aber bald niederlegte, weil ihn Lutheri Lehre und die Liebe zum Evangelio nach Wittenberg trieb. Der Rath zu Riga verschrieb ihn auf Luthers Fürsprache an die Schule, in der er 10 Jahr gestanden und Rector gewesen. Weil er unverheirathet lebte, gieng er noch einmal nach Wittenberg, von da ihn der rigische Rath wieder abforderte, und zum Superintendenten berief. Hier muste er viel Verdrieslichkeiten erfahren, son- derlich von seinen Amtsgehülfen, die so wol mit ihm als unter einander viel Zänkerei- en hatten. Seinen Tod leitet Pistorius aus dem Gram über diese Aergernisse her; doch hat er die besondern Umstände desselben nicht gemeldet. f) Liefland müste wol ein ungesundes Land seyn, wenn die Pest 5 Jahr lang darin an- gehalten hätte. Man mus es also nur von einer gemeinen Seuche verstehen, weil das Land durch die Pest von 1515 oder 1520, und dieser 5 jährigen unfehlbar zur Einö- de werden müssen. Jm Jahr 1550 sollen allein im Dörptischen 14000 Menschen da- ran gestorben seyn, und wenn dem Bredenbach zu glauben, so blieb in der Stadt Dörpt selbst kein lutherischer Prädicant mehr übrig. Diejenigen welche Reckens Regierung in das Jahr 1547 setzen, fangen von dessen Coadiutur an. Die Lehnbriefe erweisen, daß Brüggeney 1548 zu Wenden einem rigischen Bürger Henrich Schreibern eine Schenke an der rigischen Brücke gegeben, und 1549 Sontags nach Antonii den Tausch des Hofs Avel zwischen Caspar Freytag und den Comtur von Duneburg bestätiget habe. H h h
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Herman v. Bruͤggeney. ſegeſelſchaft noch anſehnlicher, und rechnet noch Leute, die im Waſſer ſuchen kon-1547ten, Steinmetzen, Maͤnner die zierliche Kirchen bauen konten, Waffenſchmie- de, Panzermacher, Rothgieſſer, Mahler, und Bildſchnitzer. Noch andre fuͤ- gen Gottesgelehrte, Rechtsgelehrte und Staatsleute hinzu, welche die jungen Ruſſen im Lateiniſchen, in Kirchenceremonien und guten Sitten unterweiſen ſolten, wie auch etliche Jngenieurs, um an den tartariſchen Grenzen Veſtungen an- zulegen. Der Kaiſer ſchrieb ſelbſt an den Herrn Meiſter, daß er dieſe Reiſende bis auf weitern Beſcheid in Liefland auf halten moͤchte. Da der rußiſche Mo- narch auf die Verbeſſerung ſeiner Laͤnder und die Ausbildung ſeiner Nation bedacht war, hierdurch aber ſeine wohlgemeinten Abſichten ein uͤbles Anſehen gewannen; ſo muſten ihn dieſe Hinderniſſe freilich in Zorn jagen, den er aber doch damals mit vieler Klugheit und Maͤßigung zu verbeiſſen wuſte d). Am 5ten Feiertage nach Martini gieng der rigiſche Superintendent und1548 Die Peſt, welche Liefland 5 Jahr hinter einander um ſeine Einwohner1549 Der d) Ruſſov fuͤhrt in der neuen Auflage Bl. 27 von einigen italiaͤniſchen Gaucklern ein Hiſtoͤrchen an, welches wir einigen Leſern nicht vorenthalten duͤrfen. Der Magiſtrat zu Revel lies ein ungeheures Kabelthau ſchlagen, das mit einem Ende an die Spitze des hohen Olaithurms befeſtiget war, und bis nach der Reiferbahne gieng. Hierauf wurden alle Thore der Stadt zugeſchloſſen; alle Einwohner aber liefen zur groſſen Strandpforte hinaus das Schauſpiel anzuſehen. Der Hochflieger kroch aus eines Lu- cke des Thurms heraus aufs Seil, machte ſeltſame Luftſpruͤnge, und tanzte laͤngſt dem Seile uͤber alle Graben, Teiche und Stadtswaͤlle bis auf die Reiferbahne; welcher Flug in der Luft der groſſen Hoͤhe wegen fuͤrchterlich anzuſehen war. Dieſe Gaucke- leien wurden auch in andern lieflaͤndiſchen Staͤdten getrieben. e) Die vornehmſten Lebensumſtaͤnde dieſes Battus bringet Piſtorius in ſeinem Epicedio an, welches in elegiſchen Verſen geſchrieben iſt. Er war eines Bauernſohn aus der Provinz Zeeland, gieng auf die hohe Schule nach Loͤwen und bediente ſich der Un- terweiſung Eraſmi, Goclenii und Clenardi. Von da wandte er ſich nach der Uni- verſitaͤt zu Paris, und um den beruͤhmten Lud. Vives zu hoͤren, zog er gar nach Spanien. Hierauf nahm er in Antwerpen einen Schuldienſt an, den er aber bald niederlegte, weil ihn Lutheri Lehre und die Liebe zum Evangelio nach Wittenberg trieb. Der Rath zu Riga verſchrieb ihn auf Luthers Fuͤrſprache an die Schule, in der er 10 Jahr geſtanden und Rector geweſen. Weil er unverheirathet lebte, gieng er noch einmal nach Wittenberg, von da ihn der rigiſche Rath wieder abforderte, und zum Superintendenten berief. Hier muſte er viel Verdrieslichkeiten erfahren, ſon- derlich von ſeinen Amtsgehuͤlfen, die ſo wol mit ihm als unter einander viel Zaͤnkerei- en hatten. Seinen Tod leitet Piſtorius aus dem Gram uͤber dieſe Aergerniſſe her; doch hat er die beſondern Umſtaͤnde deſſelben nicht gemeldet. f) Liefland muͤſte wol ein ungeſundes Land ſeyn, wenn die Peſt 5 Jahr lang darin an- gehalten haͤtte. Man mus es alſo nur von einer gemeinen Seuche verſtehen, weil das Land durch die Peſt von 1515 oder 1520, und dieſer 5 jaͤhrigen unfehlbar zur Einoͤ- de werden muͤſſen. Jm Jahr 1550 ſollen allein im Doͤrptiſchen 14000 Menſchen da- ran geſtorben ſeyn, und wenn dem Bredenbach zu glauben, ſo blieb in der Stadt Doͤrpt ſelbſt kein lutheriſcher Praͤdicant mehr uͤbrig. Diejenigen welche Reckens Regierung in das Jahr 1547 ſetzen, fangen von deſſen Coadiutur an. Die Lehnbriefe erweiſen, daß Bruͤggeney 1548 zu Wenden einem rigiſchen Buͤrger Henrich Schreibern eine Schenke an der rigiſchen Bruͤcke gegeben, und 1549 Sontags nach Antonii den Tauſch des Hofs Avel zwiſchen Caſpar Freytag und den Comtur von Duneburg beſtaͤtiget habe. H h h
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="213"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Herman v. Bruͤggeney.</hi></fw><lb/> ſegeſelſchaft noch anſehnlicher, und rechnet noch Leute, die im Waſſer ſuchen kon-<note place="right">1547</note><lb/> ten, Steinmetzen, Maͤnner die zierliche Kirchen bauen konten, Waffenſchmie-<lb/> de, Panzermacher, Rothgieſſer, Mahler, und Bildſchnitzer. Noch andre fuͤ-<lb/> gen Gottesgelehrte, Rechtsgelehrte und Staatsleute hinzu, welche die jungen<lb/><hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> im <hi rendition="#fr">Lateiniſchen,</hi> in Kirchenceremonien und guten Sitten unterweiſen ſolten,<lb/> wie auch etliche Jngenieurs, um an den <hi rendition="#fr">tartariſchen</hi> Grenzen Veſtungen an-<lb/> zulegen. Der Kaiſer ſchrieb ſelbſt an den Herrn Meiſter, daß er dieſe Reiſende<lb/> bis auf weitern Beſcheid in <hi rendition="#fr">Liefland</hi> auf halten moͤchte. Da der <hi rendition="#fr">rußiſche</hi> Mo-<lb/> narch auf die Verbeſſerung ſeiner Laͤnder und die Ausbildung ſeiner Nation bedacht<lb/> war, hierdurch aber ſeine wohlgemeinten Abſichten ein uͤbles Anſehen gewannen;<lb/> ſo muſten ihn dieſe Hinderniſſe freilich in Zorn jagen, den er aber doch damals mit<lb/> vieler Klugheit und Maͤßigung zu verbeiſſen wuſte <note place="foot" n="d)"><hi rendition="#fr">Ruſſov</hi> fuͤhrt in der neuen Auflage Bl. 27 von einigen <hi rendition="#fr">italiaͤniſchen</hi> Gaucklern ein<lb/> Hiſtoͤrchen an, welches wir einigen Leſern nicht vorenthalten duͤrfen. Der Magiſtrat<lb/> zu <hi rendition="#fr">Revel</hi> lies ein ungeheures Kabelthau ſchlagen, das mit einem Ende an die Spitze<lb/> des hohen <hi rendition="#fr">Olaithurms</hi> befeſtiget war, und bis nach der Reiferbahne gieng. Hierauf<lb/> wurden alle Thore der Stadt zugeſchloſſen; alle Einwohner aber liefen zur groſſen<lb/> Strandpforte hinaus das Schauſpiel anzuſehen. Der Hochflieger kroch aus eines Lu-<lb/> cke des Thurms heraus aufs Seil, machte ſeltſame Luftſpruͤnge, und tanzte laͤngſt dem<lb/> Seile uͤber alle Graben, Teiche und Stadtswaͤlle bis auf die Reiferbahne; welcher<lb/> Flug in der Luft der groſſen Hoͤhe wegen fuͤrchterlich anzuſehen war. Dieſe Gaucke-<lb/> leien wurden auch in andern <hi rendition="#fr">lieflaͤndiſchen</hi> Staͤdten getrieben.</note>.</p><lb/> <p>Am 5ten Feiertage nach <hi rendition="#fr">Martini</hi> gieng der <hi rendition="#fr">rigiſche</hi> Superintendent und<note place="right">1548</note><lb/> Rector der Schule, Herr Magiſter <hi rendition="#fr">Jacobus Battus</hi> mit Tode ab <note place="foot" n="e)">Die vornehmſten Lebensumſtaͤnde dieſes <hi rendition="#fr">Battus</hi> bringet <hi rendition="#fr">Piſtorius</hi> in ſeinem Epicedio<lb/> an, welches in elegiſchen Verſen geſchrieben iſt. Er war eines Bauernſohn aus der<lb/> Provinz <hi rendition="#fr">Zeeland,</hi> gieng auf die hohe Schule nach <hi rendition="#fr">Loͤwen</hi> und bediente ſich der Un-<lb/> terweiſung <hi rendition="#fr">Eraſmi, Goclenii</hi> und <hi rendition="#fr">Clenardi.</hi> Von da wandte er ſich nach der Uni-<lb/> verſitaͤt zu <hi rendition="#fr">Paris,</hi> und um den beruͤhmten <hi rendition="#fr">Lud. Vives</hi> zu hoͤren, zog er gar nach<lb/><hi rendition="#fr">Spanien.</hi> Hierauf nahm er in <hi rendition="#fr">Antwerpen</hi> einen Schuldienſt an, den er aber bald<lb/> niederlegte, weil ihn <hi rendition="#fr">Lutheri</hi> Lehre und die Liebe zum Evangelio nach <hi rendition="#fr">Wittenberg</hi><lb/> trieb. Der Rath zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> verſchrieb ihn auf <hi rendition="#fr">Luthers</hi> Fuͤrſprache an die Schule,<lb/> in der er 10 Jahr geſtanden und Rector geweſen. Weil er unverheirathet lebte, gieng<lb/> er noch einmal nach <hi rendition="#fr">Wittenberg,</hi> von da ihn der <hi rendition="#fr">rigiſche</hi> Rath wieder abforderte,<lb/> und zum Superintendenten berief. Hier muſte er viel Verdrieslichkeiten erfahren, ſon-<lb/> derlich von ſeinen Amtsgehuͤlfen, die ſo wol mit ihm als unter einander viel Zaͤnkerei-<lb/> en hatten. Seinen Tod leitet <hi rendition="#fr">Piſtorius</hi> aus dem Gram uͤber dieſe Aergerniſſe her;<lb/> doch hat er die beſondern Umſtaͤnde deſſelben nicht gemeldet.</note>.</p><lb/> <p>Die Peſt, welche <hi rendition="#fr">Liefland</hi> 5 Jahr hinter einander um ſeine Einwohner<note place="right">1549</note><lb/> brachte <note place="foot" n="f)"><hi rendition="#fr">Liefland</hi> muͤſte wol ein ungeſundes Land ſeyn, wenn die Peſt 5 Jahr lang darin an-<lb/> gehalten haͤtte. Man mus es alſo nur von einer gemeinen Seuche verſtehen, weil<lb/> das Land durch die Peſt von 1515 oder 1520, und dieſer 5 jaͤhrigen unfehlbar zur Einoͤ-<lb/> de werden muͤſſen. Jm Jahr 1550 ſollen allein im <hi rendition="#fr">Doͤrptiſchen</hi> 14000 Menſchen da-<lb/> ran geſtorben ſeyn, und wenn dem <hi rendition="#fr">Bredenbach</hi> zu glauben, ſo blieb in der Stadt<lb/><hi rendition="#fr">Doͤrpt</hi> ſelbſt kein <hi rendition="#fr">lutheriſcher</hi> Praͤdicant mehr uͤbrig. Diejenigen welche <hi rendition="#fr">Reckens</hi><lb/> Regierung in das Jahr 1547 ſetzen, fangen von deſſen Coadiutur an. Die Lehnbriefe<lb/> erweiſen, daß <hi rendition="#fr">Bruͤggeney</hi> 1548 zu <hi rendition="#fr">Wenden</hi> einem <hi rendition="#fr">rigiſchen</hi> Buͤrger <hi rendition="#fr">Henrich<lb/> Schreibern</hi> eine Schenke an der <hi rendition="#fr">rigiſchen</hi> Bruͤcke gegeben, und 1549 Sontags nach<lb/><hi rendition="#fr">Antonii</hi> den Tauſch des Hofs <hi rendition="#fr">Avel</hi> zwiſchen <hi rendition="#fr">Caſpar Freytag</hi> und den Comtur<lb/> von <hi rendition="#fr">Duneburg</hi> beſtaͤtiget habe.</note>, ergrif nun auch den Ordensmeiſter und machte ſeinem Leben nach ei-<lb/> ner 14 jaͤhrigen Regierung ein Ende. Er liegt in der Domkirche zu <hi rendition="#fr">Wenden</hi><lb/> begraben, alwo man auf ſeinem Grabmal folgendes lieſt: <hi rendition="#fr">Anno 1549 man-<lb/> dach na Marie Lichtmeſſen iſt Herr Hermann von Bruggenei genant<lb/> Haſenkampf des ritt. d. o. Meiſter zu Liefland in Gott ſelliglich<lb/> vorſtorben, hat chriſtl. und wol regiert 14 Jahr.</hi></p><lb/><lb/><lb/> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h h</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/> </body> </text> </TEI> [213/0231]
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Herman v. Bruͤggeney.
ſegeſelſchaft noch anſehnlicher, und rechnet noch Leute, die im Waſſer ſuchen kon-
ten, Steinmetzen, Maͤnner die zierliche Kirchen bauen konten, Waffenſchmie-
de, Panzermacher, Rothgieſſer, Mahler, und Bildſchnitzer. Noch andre fuͤ-
gen Gottesgelehrte, Rechtsgelehrte und Staatsleute hinzu, welche die jungen
Ruſſen im Lateiniſchen, in Kirchenceremonien und guten Sitten unterweiſen ſolten,
wie auch etliche Jngenieurs, um an den tartariſchen Grenzen Veſtungen an-
zulegen. Der Kaiſer ſchrieb ſelbſt an den Herrn Meiſter, daß er dieſe Reiſende
bis auf weitern Beſcheid in Liefland auf halten moͤchte. Da der rußiſche Mo-
narch auf die Verbeſſerung ſeiner Laͤnder und die Ausbildung ſeiner Nation bedacht
war, hierdurch aber ſeine wohlgemeinten Abſichten ein uͤbles Anſehen gewannen;
ſo muſten ihn dieſe Hinderniſſe freilich in Zorn jagen, den er aber doch damals mit
vieler Klugheit und Maͤßigung zu verbeiſſen wuſte d).
1547
Am 5ten Feiertage nach Martini gieng der rigiſche Superintendent und
Rector der Schule, Herr Magiſter Jacobus Battus mit Tode ab e).
1548
Die Peſt, welche Liefland 5 Jahr hinter einander um ſeine Einwohner
brachte f), ergrif nun auch den Ordensmeiſter und machte ſeinem Leben nach ei-
ner 14 jaͤhrigen Regierung ein Ende. Er liegt in der Domkirche zu Wenden
begraben, alwo man auf ſeinem Grabmal folgendes lieſt: Anno 1549 man-
dach na Marie Lichtmeſſen iſt Herr Hermann von Bruggenei genant
Haſenkampf des ritt. d. o. Meiſter zu Liefland in Gott ſelliglich
vorſtorben, hat chriſtl. und wol regiert 14 Jahr.
1549
Der
d) Ruſſov fuͤhrt in der neuen Auflage Bl. 27 von einigen italiaͤniſchen Gaucklern ein
Hiſtoͤrchen an, welches wir einigen Leſern nicht vorenthalten duͤrfen. Der Magiſtrat
zu Revel lies ein ungeheures Kabelthau ſchlagen, das mit einem Ende an die Spitze
des hohen Olaithurms befeſtiget war, und bis nach der Reiferbahne gieng. Hierauf
wurden alle Thore der Stadt zugeſchloſſen; alle Einwohner aber liefen zur groſſen
Strandpforte hinaus das Schauſpiel anzuſehen. Der Hochflieger kroch aus eines Lu-
cke des Thurms heraus aufs Seil, machte ſeltſame Luftſpruͤnge, und tanzte laͤngſt dem
Seile uͤber alle Graben, Teiche und Stadtswaͤlle bis auf die Reiferbahne; welcher
Flug in der Luft der groſſen Hoͤhe wegen fuͤrchterlich anzuſehen war. Dieſe Gaucke-
leien wurden auch in andern lieflaͤndiſchen Staͤdten getrieben.
e) Die vornehmſten Lebensumſtaͤnde dieſes Battus bringet Piſtorius in ſeinem Epicedio
an, welches in elegiſchen Verſen geſchrieben iſt. Er war eines Bauernſohn aus der
Provinz Zeeland, gieng auf die hohe Schule nach Loͤwen und bediente ſich der Un-
terweiſung Eraſmi, Goclenii und Clenardi. Von da wandte er ſich nach der Uni-
verſitaͤt zu Paris, und um den beruͤhmten Lud. Vives zu hoͤren, zog er gar nach
Spanien. Hierauf nahm er in Antwerpen einen Schuldienſt an, den er aber bald
niederlegte, weil ihn Lutheri Lehre und die Liebe zum Evangelio nach Wittenberg
trieb. Der Rath zu Riga verſchrieb ihn auf Luthers Fuͤrſprache an die Schule,
in der er 10 Jahr geſtanden und Rector geweſen. Weil er unverheirathet lebte, gieng
er noch einmal nach Wittenberg, von da ihn der rigiſche Rath wieder abforderte,
und zum Superintendenten berief. Hier muſte er viel Verdrieslichkeiten erfahren, ſon-
derlich von ſeinen Amtsgehuͤlfen, die ſo wol mit ihm als unter einander viel Zaͤnkerei-
en hatten. Seinen Tod leitet Piſtorius aus dem Gram uͤber dieſe Aergerniſſe her;
doch hat er die beſondern Umſtaͤnde deſſelben nicht gemeldet.
f) Liefland muͤſte wol ein ungeſundes Land ſeyn, wenn die Peſt 5 Jahr lang darin an-
gehalten haͤtte. Man mus es alſo nur von einer gemeinen Seuche verſtehen, weil
das Land durch die Peſt von 1515 oder 1520, und dieſer 5 jaͤhrigen unfehlbar zur Einoͤ-
de werden muͤſſen. Jm Jahr 1550 ſollen allein im Doͤrptiſchen 14000 Menſchen da-
ran geſtorben ſeyn, und wenn dem Bredenbach zu glauben, ſo blieb in der Stadt
Doͤrpt ſelbſt kein lutheriſcher Praͤdicant mehr uͤbrig. Diejenigen welche Reckens
Regierung in das Jahr 1547 ſetzen, fangen von deſſen Coadiutur an. Die Lehnbriefe
erweiſen, daß Bruͤggeney 1548 zu Wenden einem rigiſchen Buͤrger Henrich
Schreibern eine Schenke an der rigiſchen Bruͤcke gegeben, und 1549 Sontags nach
Antonii den Tauſch des Hofs Avel zwiſchen Caſpar Freytag und den Comtur
von Duneburg beſtaͤtiget habe.
H h h
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |