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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Die II. Tabelle
von den Sigillen der Ordens- und andrer geistlichen
Personen nebst den ältern und neuern Sigillen und Wapen
der Städte.
Vorerinnerung.
§. 1.

Diese Jnfiegel befinden sich gröstentheils unter den clodischen Documenten, und sind
von der geschickten und genauen Feder des Herrn Richards von der Hardt von den
Originalen abgerissen. Von diesem in alten Papieren und Urkunden bewanderten
Man, dessen Gelehrsamkeit aus seinem beliebten Werke: Holmia litterata, mit erhellet,
hat schon der hallische Superintendent D. Joh. Michael Heineccius in Syntagm. de
Veterum Sigillis part. I, c. XIII, §. 12, p.
155 die erhaltenen Siegel des Herrmeisters und
des Hauscomturs von Liefland in Kupfer stechen lassen. Wir haben uns nur der öffentli-
chen Sigille bedienet, die vielen Privatsiegel der alten liefländischen Ritterschaft aber mit
Fleis weggelassen, weil die meisten heutigen Nachkommen das alte Wapen ihrer berühm-
ten Ahnherrn aus der Ordenszeit beibehalten und mehr verzieret haben; welche Samlung der
Wapen und genealogischen Stamtafeln ein eigenes und kostbares Werk erfordert, in einer
Chronik aber gar nicht angebracht werden kan.

§. 2.

Einige Ordenssiegel, als die Geburt Christi, desselben Flucht in Egypten, und
dergleichen lassen sich kurz beschreiben. Man siehet sie fast in allen Kirchengemählden, oder
Bilderbibeln. Auch die Kinder kennen sie aus ihren Evangeliumbuche. Die Andacht der
damaligen Zeit fand in diesen biblischen Geschichten und ihrer natürlichen Abbildung ein für
ihren geistlichen Ordensstand überaus bequemes Sinbild.

§. 3.

Die dabey stehende Jahrzahl ist das Jahr der Urkunde, unter der sie vorkom-
men. Wo dasselbe gefehlet, da ist auch dem Siegel keines beigesetzet. Jn den neuern
Zeiten des Ordens scheinen die Hauptsiegel unverändert geblieben zu seyn, ob sie gleich in ältern
Zeiten einige Veränderung gelitten. Aus Versehen des Nachschreibers sind die Abbreviatu-
ren der Mönchsschrift nicht überal beobachtet, sondern ausgeschrieben. Dahin gehöret auch
das der Hand so geläufige ae, dafür die Mönche ein schlechtes e gebrauchten.

§. 4.

Verblichene Siegel sind von der hardtischen Feder mit einer Figur bezeichnet,
die sich in ihren ungewissen Linien, die noch dazu zertrümmert und im Graus lagen, so
schwer als gar keine errathen lies. Diesen durch die Einbildungskraft eine Figur zu geben,
wäre zu dreist gehandelt; daher man sie gar weglassen: die aber, so noch kentbar geschienen,
lieber mit algemeinen Ausdrücken einer Person und eines Heiligen benennen, als sie genauer
bestimmen wollen. Doch haben wir verschiedene darunter aus einer beträchtlichen Menge
Originalsiegeln ergänzen können, die uns zu diesem Endzweck von geneigter Hand erlaubet
worden.

§. 5.

Von den Stiftssiegeln der Erz- und Bischöfe wäre noch zu merken, daß sie
fast alle den Bischofsstab zur Rechten, das lange Kreuz aber oder den Patriarchenstab zur
Linken, beide en sautoir, haben.

§. 6.

Die Siegel und Wapen der Städte haben wir der schönen Samlung des Herrn
Obervogts von Schievelbein, und die Wapen der herrmeisterlichen Familien den saubern
Abzeichnungen des Herrn Bürgermeisters Gotthard von Vegesack in Riga zu danken.
Sie sind hier in der Ordnung angebracht, wie sie mit vieler Mühe haben angeschaft werden
können. Mit der Zeit kan man eine volständige Samlung derselben hoffen.

§. 7.

Die grösten Jnsiegel sind mit O bezeichnet. Die andern haben diese Gestalt
und Grösse.

No. 1. Runde, wie der gröste Doppelthaler oder Ducaton.
2. Runde, in der Grösse eines starken Thalers.
3. Runde, in der Grösse eines halben Thalers.
4. Viereckigte oder rautenförmige.
5. Elliptische oder länglichtrunde von der ersten Grösse.
6. Elliptische von halber Grösse.
7. Ovale, kleine.
8. Runde ganz kleine.
Sigille
H h h h


Die II. Tabelle
von den Sigillen der Ordens- und andrer geiſtlichen
Perſonen nebſt den aͤltern und neuern Sigillen und Wapen
der Staͤdte.
Vorerinnerung.
§. 1.

Dieſe Jnfiegel befinden ſich groͤſtentheils unter den clodiſchen Documenten, und ſind
von der geſchickten und genauen Feder des Herrn Richards von der Hardt von den
Originalen abgeriſſen. Von dieſem in alten Papieren und Urkunden bewanderten
Man, deſſen Gelehrſamkeit aus ſeinem beliebten Werke: Holmia litterata, mit erhellet,
hat ſchon der halliſche Superintendent D. Joh. Michael Heineccius in Syntagm. de
Veterum Sigillis part. I, c. XIII, §. 12, p.
155 die erhaltenen Siegel des Herrmeiſters und
des Hauscomturs von Liefland in Kupfer ſtechen laſſen. Wir haben uns nur der oͤffentli-
chen Sigille bedienet, die vielen Privatſiegel der alten lieflaͤndiſchen Ritterſchaft aber mit
Fleis weggelaſſen, weil die meiſten heutigen Nachkommen das alte Wapen ihrer beruͤhm-
ten Ahnherrn aus der Ordenszeit beibehalten und mehr verzieret haben; welche Samlung der
Wapen und genealogiſchen Stamtafeln ein eigenes und koſtbares Werk erfordert, in einer
Chronik aber gar nicht angebracht werden kan.

§. 2.

Einige Ordensſiegel, als die Geburt Chriſti, deſſelben Flucht in Egypten, und
dergleichen laſſen ſich kurz beſchreiben. Man ſiehet ſie faſt in allen Kirchengemaͤhlden, oder
Bilderbibeln. Auch die Kinder kennen ſie aus ihren Evangeliumbuche. Die Andacht der
damaligen Zeit fand in dieſen bibliſchen Geſchichten und ihrer natuͤrlichen Abbildung ein fuͤr
ihren geiſtlichen Ordensſtand uͤberaus bequemes Sinbild.

§. 3.

Die dabey ſtehende Jahrzahl iſt das Jahr der Urkunde, unter der ſie vorkom-
men. Wo daſſelbe gefehlet, da iſt auch dem Siegel keines beigeſetzet. Jn den neuern
Zeiten des Ordens ſcheinen die Hauptſiegel unveraͤndert geblieben zu ſeyn, ob ſie gleich in aͤltern
Zeiten einige Veraͤnderung gelitten. Aus Verſehen des Nachſchreibers ſind die Abbreviatu-
ren der Moͤnchsſchrift nicht uͤberal beobachtet, ſondern ausgeſchrieben. Dahin gehoͤret auch
das der Hand ſo gelaͤufige ae, dafuͤr die Moͤnche ein ſchlechtes e gebrauchten.

§. 4.

Verblichene Siegel ſind von der hardtiſchen Feder mit einer Figur bezeichnet,
die ſich in ihren ungewiſſen Linien, die noch dazu zertruͤmmert und im Graus lagen, ſo
ſchwer als gar keine errathen lies. Dieſen durch die Einbildungskraft eine Figur zu geben,
waͤre zu dreiſt gehandelt; daher man ſie gar weglaſſen: die aber, ſo noch kentbar geſchienen,
lieber mit algemeinen Ausdruͤcken einer Perſon und eines Heiligen benennen, als ſie genauer
beſtimmen wollen. Doch haben wir verſchiedene darunter aus einer betraͤchtlichen Menge
Originalſiegeln ergaͤnzen koͤnnen, die uns zu dieſem Endzweck von geneigter Hand erlaubet
worden.

§. 5.

Von den Stiftsſiegeln der Erz- und Biſchoͤfe waͤre noch zu merken, daß ſie
faſt alle den Biſchofsſtab zur Rechten, das lange Kreuz aber oder den Patriarchenſtab zur
Linken, beide en ſautoir, haben.

§. 6.

Die Siegel und Wapen der Staͤdte haben wir der ſchoͤnen Samlung des Herrn
Obervogts von Schievelbein, und die Wapen der herrmeiſterlichen Familien den ſaubern
Abzeichnungen des Herrn Buͤrgermeiſters Gotthard von Vegeſack in Riga zu danken.
Sie ſind hier in der Ordnung angebracht, wie ſie mit vieler Muͤhe haben angeſchaft werden
koͤnnen. Mit der Zeit kan man eine volſtaͤndige Samlung derſelben hoffen.

§. 7.

Die groͤſten Jnſiegel ſind mit O bezeichnet. Die andern haben dieſe Geſtalt
und Groͤſſe.

No. 1. Runde, wie der groͤſte Doppelthaler oder Ducaton.
2. Runde, in der Groͤſſe eines ſtarken Thalers.
3. Runde, in der Groͤſſe eines halben Thalers.
4. Viereckigte oder rautenfoͤrmige.
5. Elliptiſche oder laͤnglichtrunde von der erſten Groͤſſe.
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7. Ovale, kleine.
8. Runde ganz kleine.
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[303/0321] Die II. Tabelle von den Sigillen der Ordens- und andrer geiſtlichen Perſonen nebſt den aͤltern und neuern Sigillen und Wapen der Staͤdte. Vorerinnerung. §. 1. Dieſe Jnfiegel befinden ſich groͤſtentheils unter den clodiſchen Documenten, und ſind von der geſchickten und genauen Feder des Herrn Richards von der Hardt von den Originalen abgeriſſen. Von dieſem in alten Papieren und Urkunden bewanderten Man, deſſen Gelehrſamkeit aus ſeinem beliebten Werke: Holmia litterata, mit erhellet, hat ſchon der halliſche Superintendent D. Joh. Michael Heineccius in Syntagm. de Veterum Sigillis part. I, c. XIII, §. 12, p. 155 die erhaltenen Siegel des Herrmeiſters und des Hauscomturs von Liefland in Kupfer ſtechen laſſen. Wir haben uns nur der oͤffentli- chen Sigille bedienet, die vielen Privatſiegel der alten lieflaͤndiſchen Ritterſchaft aber mit Fleis weggelaſſen, weil die meiſten heutigen Nachkommen das alte Wapen ihrer beruͤhm- ten Ahnherrn aus der Ordenszeit beibehalten und mehr verzieret haben; welche Samlung der Wapen und genealogiſchen Stamtafeln ein eigenes und koſtbares Werk erfordert, in einer Chronik aber gar nicht angebracht werden kan. §. 2. Einige Ordensſiegel, als die Geburt Chriſti, deſſelben Flucht in Egypten, und dergleichen laſſen ſich kurz beſchreiben. Man ſiehet ſie faſt in allen Kirchengemaͤhlden, oder Bilderbibeln. Auch die Kinder kennen ſie aus ihren Evangeliumbuche. Die Andacht der damaligen Zeit fand in dieſen bibliſchen Geſchichten und ihrer natuͤrlichen Abbildung ein fuͤr ihren geiſtlichen Ordensſtand uͤberaus bequemes Sinbild. §. 3. Die dabey ſtehende Jahrzahl iſt das Jahr der Urkunde, unter der ſie vorkom- men. Wo daſſelbe gefehlet, da iſt auch dem Siegel keines beigeſetzet. Jn den neuern Zeiten des Ordens ſcheinen die Hauptſiegel unveraͤndert geblieben zu ſeyn, ob ſie gleich in aͤltern Zeiten einige Veraͤnderung gelitten. Aus Verſehen des Nachſchreibers ſind die Abbreviatu- ren der Moͤnchsſchrift nicht uͤberal beobachtet, ſondern ausgeſchrieben. Dahin gehoͤret auch das der Hand ſo gelaͤufige ae, dafuͤr die Moͤnche ein ſchlechtes e gebrauchten. §. 4. Verblichene Siegel ſind von der hardtiſchen Feder mit einer Figur bezeichnet, die ſich in ihren ungewiſſen Linien, die noch dazu zertruͤmmert und im Graus lagen, ſo ſchwer als gar keine errathen lies. Dieſen durch die Einbildungskraft eine Figur zu geben, waͤre zu dreiſt gehandelt; daher man ſie gar weglaſſen: die aber, ſo noch kentbar geſchienen, lieber mit algemeinen Ausdruͤcken einer Perſon und eines Heiligen benennen, als ſie genauer beſtimmen wollen. Doch haben wir verſchiedene darunter aus einer betraͤchtlichen Menge Originalſiegeln ergaͤnzen koͤnnen, die uns zu dieſem Endzweck von geneigter Hand erlaubet worden. §. 5. Von den Stiftsſiegeln der Erz- und Biſchoͤfe waͤre noch zu merken, daß ſie faſt alle den Biſchofsſtab zur Rechten, das lange Kreuz aber oder den Patriarchenſtab zur Linken, beide en ſautoir, haben. §. 6. Die Siegel und Wapen der Staͤdte haben wir der ſchoͤnen Samlung des Herrn Obervogts von Schievelbein, und die Wapen der herrmeiſterlichen Familien den ſaubern Abzeichnungen des Herrn Buͤrgermeiſters Gotthard von Vegeſack in Riga zu danken. Sie ſind hier in der Ordnung angebracht, wie ſie mit vieler Muͤhe haben angeſchaft werden koͤnnen. Mit der Zeit kan man eine volſtaͤndige Samlung derſelben hoffen. §. 7. Die groͤſten Jnſiegel ſind mit O bezeichnet. Die andern haben dieſe Geſtalt und Groͤſſe. No. 1. Runde, wie der groͤſte Doppelthaler oder Ducaton. 2. Runde, in der Groͤſſe eines ſtarken Thalers. 3. Runde, in der Groͤſſe eines halben Thalers. 4. Viereckigte oder rautenfoͤrmige. 5. Elliptiſche oder laͤnglichtrunde von der erſten Groͤſſe. 6. Elliptiſche von halber Groͤſſe. 7. Ovale, kleine. 8. Runde ganz kleine. Sigille H h h h

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/321>, abgerufen am 22.12.2024.