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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Bisch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.
briefe, der bey Nürnberg vom 1 Jul. im ersten Jndictionsjahre unterschrieben1228
worden, stunden als Zeugen, der hochwürdige Bischof Herman von Würtz-
burg, Conrad
Burggraf von Nürnberg, Fridrich von Brahendingen,
- - von Tannenrode, Eberhard Truchses von Waldpurg, Conrad
Schenke von Winterstädt, Ulrich von Truchtelingen, 4 Brüder und Rit-
ter von Grindelahe, - - genant Rindesmule, Cunrad von Bergen und
andre mehr.

Jn diesem Jahre erhielt die Stadt Riga inrußischer und lateinischer Spra-
ein herlich Handelsprivilegium, welches des Königs David in Smolensko
Sohn Mcislaus im Namen der Könige von Polocz und der Rußen in Wi-
tebeck
unterzeichnet hatte.

Der Bischof Albert richtete nach Masgebung der sächsischen Rechte das
erste und älteste Ritter- und Landrecht ein, deßen 67 Artikel die Bistümer Ri-
ga, Dörpt, Oesel, Curland
und die Ordensländer angiengen. p)Es wird ihm

auch
p) Dieses älteste Lehnrecht in Liefland befindet sich gemeiniglich hinter der brandisischen
Handschrift, und erstreckt sich auf obgemeldete Provinzen, ausgenommen Harrien
und Wierland, die sich des woldemarischen Lehnrechts bedienten. Wem der Sach-
senspiegel
bekant ist, kan des Abdrucks von diesem Lehnrecht entraten. Man hat sonst
eine erweiterte Abschrift davon in 3 Büchern, deren erstes 33 Kapitel, das andre 40 und
das 3te 28 Kap. enthält. Am vollständigsten ist es, vermutlich bey Ludwig Dietz
zu Rostock, unter dem Titel in Druck gekommen: De gemenen Stichtischen
Rechte im Stichte van Riga, geheten dat Ridderrecht mit der Eininge unde
Uthanwerdinge der Buren dorch den Hochwerdigen unde Grothmechtigen
Försten unde Heren, Heren Michaelem, Erzbischop tho Ryga unde Wol-
thern van Plattenborch Meister Düdesches Ordens tho Lyfland gemaket
und versegelt.
MDXXXVII. Das ganze Buch in 4 bestehet aus 249 Kap. Hinten
ist angedruckt: Formulare Procuratorum, Proces unde Rechtes ordeninge,
Rechter arth unde Wise der Ridderrechte yn Lifflande, So wol yn den
Stifften, alse yn Harrien unde Wirlande unde gemennichliken ym Gebruke
aver gantzem Lyflande. Mutatis mutandis. Dith bock ys yn viff Dele ge-
delet, unde leret fyn, wo me saken, ym rechten anvangen, middelen unde
endigen, Klage unde Antwerde, unde alle andere nödige Dinge ym rechten
schicken, formeren unde stellen schölle, unde ys ym xxxiij jare angevangen
unde ym xxxviij geendiget, unde se thor Prente, den Liffländischen Jun-
ckern, Armen unde Riken, ok andern des Rechten, nodtrofftig, thom be-
sten uthgesandt, GOtt geve syne Gnade, dat recht, recht gefordert unde
gerichtet werde, darup de name des Heren gepriset unde ewich gebenediet
werde. Amen.
Auf dem letzten Blat lieset man: Gedrücker unde vollendet yn
dem
MDXXXIX yare am dörteinden Dage des Heruestmaens. Die unge-
mein grosse Seltenheit dieses gedruckten Werkgens, hat uns den ganzen Titel abzufor-
dern geschienen, indem es an öffentlichen Orten und bey den sorgfältigsten Liebhabern
gar nicht oder höchstselten zu finden, die sich daher mit bloßen Abschriften behelfen
müssen. Der Verfasser dieses Formulare Procuratorum ist der bey uns berümt
gewesene Rechtsgelehrte Dionysius Fabri aus Pommern, den man mit dem oban-
geführten Dionys. Fabricius nicht verwechseln mus. Der bekante David Hil-
chen
*) hat uns von der ziemlich unverständlichen platdeutschen Urschrift des letzten
eine
*) Da dieser Mann, zur Zeit der königlich polnischen Regierung, bey der Stadt Riga sowol als dem
Lande eine wichtige und verdiente Person vorstellet, so wird es nicht undienlich seyn, wenn wir
hier einige persönliche Umstände desselben zum voraus bemerken. David Hilchen war eines Bür-
gers Sohn aus Riga. S. Caselii Briefe S. 234. Jn dem sigismundischen Diploma über
seinen Adel, heist sein Vater Thomas Hilchen, Tribunus, d. i. Eltermann; die Muter
Catherine Ralb, und sein Bruder Johannes, der Philosophie und Arzeneikunst Doctor.
Nach zurückgelegten Studien begab er sich von auswärtigen Universitäten zu dem berümten
Groskanzler und Generalfeldherrn der Kron Polen, Johann Zamoiski von Zamoscie, der
ihm 1585 nach Riga zum Obersecretariat half, wo er nach 4 Jahren Syndicus der Stadt wur-
de. Hier lies er sich unter andern rümlichen Bemühungen sehr angelegen seyn, im Consisto-
rio eine bessere Einrichtung zu treffen, die Schulen in Aufnahme zu bringen, und auf eigne Ko-
sten die erste Buchdruckerey in der Stadt anzulegen, worin er die Vormünder-Ordnung
im
F 2

Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.
briefe, der bey Nuͤrnberg vom 1 Jul. im erſten Jndictionsjahre unterſchrieben1228
worden, ſtunden als Zeugen, der hochwuͤrdige Biſchof Herman von Wuͤrtz-
burg, Conrad
Burggraf von Nuͤrnberg, Fridrich von Brahendingen,
‒ ‒ von Tannenrode, Eberhard Truchſes von Waldpurg, Conrad
Schenke von Winterſtaͤdt, Ulrich von Truchtelingen, 4 Bruͤder und Rit-
ter von Grindelahe, ‒ ‒ genant Rindesmule, Cunrad von Bergen und
andre mehr.

Jn dieſem Jahre erhielt die Stadt Riga inrußiſcher und lateiniſcher Spra-
ein herlich Handelsprivilegium, welches des Koͤnigs David in Smolensko
Sohn Mcislaus im Namen der Koͤnige von Polocz und der Rußen in Wi-
tebeck
unterzeichnet hatte.

Der Biſchof Albert richtete nach Masgebung der ſaͤchſiſchen Rechte das
erſte und aͤlteſte Ritter- und Landrecht ein, deßen 67 Artikel die Biſtuͤmer Ri-
ga, Doͤrpt, Oeſel, Curland
und die Ordenslaͤnder angiengen. p)Es wird ihm

auch
p) Dieſes aͤlteſte Lehnrecht in Liefland befindet ſich gemeiniglich hinter der brandiſiſchen
Handſchrift, und erſtreckt ſich auf obgemeldete Provinzen, ausgenommen Harrien
und Wierland, die ſich des woldemariſchen Lehnrechts bedienten. Wem der Sach-
ſenſpiegel
bekant iſt, kan des Abdrucks von dieſem Lehnrecht entraten. Man hat ſonſt
eine erweiterte Abſchrift davon in 3 Buͤchern, deren erſtes 33 Kapitel, das andre 40 und
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zu Roſtock, unter dem Titel in Druck gekommen: De gemenen Stichtiſchen
Rechte im Stichte van Riga, geheten dat Ridderrecht mit der Eininge unde
Uthanwerdinge der Buren dorch den Hochwerdigen unde Grothmechtigen
Foͤrſten unde Heren, Heren Michaelem, Erzbiſchop tho Ryga unde Wol-
thern van Plattenborch Meiſter Duͤdeſches Ordens tho Lyfland gemaket
und verſegelt.
MDXXXVII. Das ganze Buch in 4 beſtehet aus 249 Kap. Hinten
iſt angedruckt: Formulare Procuratorum, Proces unde Rechtes ordeninge,
Rechter arth unde Wiſe der Ridderrechte yn Lifflande, So wol yn den
Stifften, alſe yn Harrien unde Wirlande unde gemennichliken ym Gebruke
aver gantzem Lyflande. Mutatis mutandis. Dith bock ys yn viff Dele ge-
delet, unde leret fyn, wo me ſaken, ym rechten anvangen, middelen unde
endigen, Klage unde Antwerde, unde alle andere noͤdige Dinge ym rechten
ſchicken, formeren unde ſtellen ſchoͤlle, unde ys ym xxxiij jare angevangen
unde ym xxxviij geendiget, unde ſe thor Prente, den Lifflaͤndiſchen Jun-
ckern, Armen unde Riken, ok andern des Rechten, nodtrofftig, thom be-
ſten uthgeſandt, GOtt geve ſyne Gnade, dat recht, recht gefordert unde
gerichtet werde, darup de name des Heren gepriſet unde ewich gebenediet
werde. Amen.
Auf dem letzten Blat lieſet man: Gedruͤcker unde vollendet yn
dem
MDXXXIX yare am doͤrteinden Dage des Herueſtmaens. Die unge-
mein groſſe Seltenheit dieſes gedruckten Werkgens, hat uns den ganzen Titel abzufor-
dern geſchienen, indem es an oͤffentlichen Orten und bey den ſorgfaͤltigſten Liebhabern
gar nicht oder hoͤchſtſelten zu finden, die ſich daher mit bloßen Abſchriften behelfen
muͤſſen. Der Verfaſſer dieſes Formulare Procuratorum iſt der bey uns beruͤmt
geweſene Rechtsgelehrte Dionyſius Fabri aus Pommern, den man mit dem oban-
gefuͤhrten Dionyſ. Fabricius nicht verwechſeln mus. Der bekante David Hil-
chen
*) hat uns von der ziemlich unverſtaͤndlichen platdeutſchen Urſchrift des letzten
eine
*) Da dieſer Mann, zur Zeit der koͤniglich polniſchen Regierung, bey der Stadt Riga ſowol als dem
Lande eine wichtige und verdiente Perſon vorſtellet, ſo wird es nicht undienlich ſeyn, wenn wir
hier einige perſoͤnliche Umſtaͤnde deſſelben zum voraus bemerken. David Hilchen war eines Buͤr-
gers Sohn aus Riga. S. Caſelii Briefe S. 234. Jn dem ſigismundiſchen Diploma uͤber
ſeinen Adel, heiſt ſein Vater Thomas Hilchen, Tribunus, d. i. Eltermann; die Muter
Catherine Ralb, und ſein Bruder Johannes, der Philoſophie und Arzeneikunſt Doctor.
Nach zuruͤckgelegten Studien begab er ſich von auswaͤrtigen Univerſitaͤten zu dem beruͤmten
Groskanzler und Generalfeldherrn der Kron Polen, Johann Zamoiski von Zamoscie, der
ihm 1585 nach Riga zum Oberſecretariat half, wo er nach 4 Jahren Syndicus der Stadt wur-
de. Hier lies er ſich unter andern ruͤmlichen Bemuͤhungen ſehr angelegen ſeyn, im Conſiſto-
rio eine beſſere Einrichtung zu treffen, die Schulen in Aufnahme zu bringen, und auf eigne Ko-
ſten die erſte Buchdruckerey in der Stadt anzulegen, worin er die Vormuͤnder-Ordnung
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[23/0041] Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. briefe, der bey Nuͤrnberg vom 1 Jul. im erſten Jndictionsjahre unterſchrieben worden, ſtunden als Zeugen, der hochwuͤrdige Biſchof Herman von Wuͤrtz- burg, Conrad Burggraf von Nuͤrnberg, Fridrich von Brahendingen, ‒ ‒ von Tannenrode, Eberhard Truchſes von Waldpurg, Conrad Schenke von Winterſtaͤdt, Ulrich von Truchtelingen, 4 Bruͤder und Rit- ter von Grindelahe, ‒ ‒ genant Rindesmule, Cunrad von Bergen und andre mehr. 1228 Jn dieſem Jahre erhielt die Stadt Riga inrußiſcher und lateiniſcher Spra- ein herlich Handelsprivilegium, welches des Koͤnigs David in Smolensko Sohn Mcislaus im Namen der Koͤnige von Polocz und der Rußen in Wi- tebeck unterzeichnet hatte. Der Biſchof Albert richtete nach Masgebung der ſaͤchſiſchen Rechte das erſte und aͤlteſte Ritter- und Landrecht ein, deßen 67 Artikel die Biſtuͤmer Ri- ga, Doͤrpt, Oeſel, Curland und die Ordenslaͤnder angiengen. p)Es wird ihm auch p) Dieſes aͤlteſte Lehnrecht in Liefland befindet ſich gemeiniglich hinter der brandiſiſchen Handſchrift, und erſtreckt ſich auf obgemeldete Provinzen, ausgenommen Harrien und Wierland, die ſich des woldemariſchen Lehnrechts bedienten. Wem der Sach- ſenſpiegel bekant iſt, kan des Abdrucks von dieſem Lehnrecht entraten. Man hat ſonſt eine erweiterte Abſchrift davon in 3 Buͤchern, deren erſtes 33 Kapitel, das andre 40 und das 3te 28 Kap. enthaͤlt. Am vollſtaͤndigſten iſt es, vermutlich bey Ludwig Dietz zu Roſtock, unter dem Titel in Druck gekommen: De gemenen Stichtiſchen Rechte im Stichte van Riga, geheten dat Ridderrecht mit der Eininge unde Uthanwerdinge der Buren dorch den Hochwerdigen unde Grothmechtigen Foͤrſten unde Heren, Heren Michaelem, Erzbiſchop tho Ryga unde Wol- thern van Plattenborch Meiſter Duͤdeſches Ordens tho Lyfland gemaket und verſegelt. MDXXXVII. Das ganze Buch in 4 beſtehet aus 249 Kap. Hinten iſt angedruckt: Formulare Procuratorum, Proces unde Rechtes ordeninge, Rechter arth unde Wiſe der Ridderrechte yn Lifflande, So wol yn den Stifften, alſe yn Harrien unde Wirlande unde gemennichliken ym Gebruke aver gantzem Lyflande. Mutatis mutandis. Dith bock ys yn viff Dele ge- delet, unde leret fyn, wo me ſaken, ym rechten anvangen, middelen unde endigen, Klage unde Antwerde, unde alle andere noͤdige Dinge ym rechten ſchicken, formeren unde ſtellen ſchoͤlle, unde ys ym xxxiij jare angevangen unde ym xxxviij geendiget, unde ſe thor Prente, den Lifflaͤndiſchen Jun- ckern, Armen unde Riken, ok andern des Rechten, nodtrofftig, thom be- ſten uthgeſandt, GOtt geve ſyne Gnade, dat recht, recht gefordert unde gerichtet werde, darup de name des Heren gepriſet unde ewich gebenediet werde. Amen. Auf dem letzten Blat lieſet man: Gedruͤcker unde vollendet yn dem MDXXXIX yare am doͤrteinden Dage des Herueſtmaens. Die unge- mein groſſe Seltenheit dieſes gedruckten Werkgens, hat uns den ganzen Titel abzufor- dern geſchienen, indem es an oͤffentlichen Orten und bey den ſorgfaͤltigſten Liebhabern gar nicht oder hoͤchſtſelten zu finden, die ſich daher mit bloßen Abſchriften behelfen muͤſſen. Der Verfaſſer dieſes Formulare Procuratorum iſt der bey uns beruͤmt geweſene Rechtsgelehrte Dionyſius Fabri aus Pommern, den man mit dem oban- gefuͤhrten Dionyſ. Fabricius nicht verwechſeln mus. Der bekante David Hil- chen *) hat uns von der ziemlich unverſtaͤndlichen platdeutſchen Urſchrift des letzten eine *) Da dieſer Mann, zur Zeit der koͤniglich polniſchen Regierung, bey der Stadt Riga ſowol als dem Lande eine wichtige und verdiente Perſon vorſtellet, ſo wird es nicht undienlich ſeyn, wenn wir hier einige perſoͤnliche Umſtaͤnde deſſelben zum voraus bemerken. David Hilchen war eines Buͤr- gers Sohn aus Riga. S. Caſelii Briefe S. 234. Jn dem ſigismundiſchen Diploma uͤber ſeinen Adel, heiſt ſein Vater Thomas Hilchen, Tribunus, d. i. Eltermann; die Muter Catherine Ralb, und ſein Bruder Johannes, der Philoſophie und Arzeneikunſt Doctor. Nach zuruͤckgelegten Studien begab er ſich von auswaͤrtigen Univerſitaͤten zu dem beruͤmten Groskanzler und Generalfeldherrn der Kron Polen, Johann Zamoiski von Zamoscie, der ihm 1585 nach Riga zum Oberſecretariat half, wo er nach 4 Jahren Syndicus der Stadt wur- de. Hier lies er ſich unter andern ruͤmlichen Bemuͤhungen ſehr angelegen ſeyn, im Conſiſto- rio eine beſſere Einrichtung zu treffen, die Schulen in Aufnahme zu bringen, und auf eigne Ko- ſten die erſte Buchdruckerey in der Stadt anzulegen, worin er die Vormuͤnder-Ordnung im F 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/41>, abgerufen am 26.11.2024.