[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, Alles gewonnene Gut und fahrende Haabe mag ein Mann vergeben, ohne seiner 21 Kap.Erben Volwort, dieweil er so mächtig ist, daß er auf ein Pferd sitzen mag von einem Stein oder Stoke, der Knies hoch ist, daß man ihm das Pferd und den Steigriemen halte, wenn er aber dasselbe nicht mehr thun kan, so mag er weder vergeben, noch verlassen oder lehnen. 22 Kap.Ohne des Herrn Urlaub mag ein Mann vergeben oder verkaufen oder verlehnen sein Gut, wenn er nur behält einen halben Hacken Landes und so viel Hofes, da man einen Wagen innen kehren mag, davon er seinem Herren möge Eides pflegen, der so vermögen ist, daß er mit guter Leute Hülfe auf ein Pferd sitzen möge und reiten, wo- hin er Gewerbe hat. 25 Kap.Leibzucht kan den Frauen noch Jungfrauen noch Pfaffen kein Mann brechen, kein Vetter, noch geborner Freund oder Erbe, noch einig Mann, darauf das Gut verstir- bet, sie verbrechens denn selber, also daß sie die Obstbäume oder Maulbeerbäume*) abhieben, oder Mahlsteine verdürben, oder Leute vom Gute verwiesen, die zum Gute geboren seyn, oder in welche Weise sie ihre Leibzucht nicht in ihrer Würde liessen. 27 Kap.Der Pfaf theilet mit den Kindern und nicht der Mönch, der unter seinen Jahren in die Kappen kommen ist, auch mag der Mönch kein Lehngut besitzen. 30 Kap.Will der Bischof seinen Mann verklagen um Lehngut, und ist der Mann zur Ant- wort, er gewinnet 6 Wochen Zeit, verklaget er ihn aber um andre Sachen, so muß er alsobald antworten, ist auch ein Mann nicht zur Antwort, so leget man ihm seine Ta- ge zu 3 malen und 14 Nächte, ob er im Stifte wonhaftig ist, und zu entbieten ihm die Tage in fein Haus mit wahren Worten zu zeugen; wohnet er aber ausserhalb des Stifts, so lege man ihm 6 Wochen zu 3 malen, und entbiete ihm die Tage in sein Haus oder Gut, komt er denn nicht, so bricht er drey Wetten oder Brüche, das sind 60 Schilling. 31 Kap.Wettet oder bricht ein Mann vor Gerichte, das soll er bezahlen bei scheinender Sonnen, thut er das nicht, so steige die Wette oder Bruche 3 Tage, den ersten Tag 2 Pfund, den andern Tag 4 Pf. den 3ten Tag 8 Pf. und nicht höher, so leget ihn der Richter 3 mal über 14 Nacht, entrichtet er denn nicht, so pfändet der Richter aus sei- nem Hofe und Gut, und wo er des seinen etwas findet. Wer ein unrecht Urtheil fin- det, das ist 1 Pf. und wer ein recht Urtheil schilt, das sind 2 Pf. Das andre Buch. 1 Kap.Wird ein Kind geboren stum, blind, Handlos oder Fußlos, das ist wol Erbe zu Rechte, hat auch ein Mannslehn empfangen, ehe er diese Gebrechen gehabt, sein Lehn verleuret er damit nicht, aber auf den aussätzigen Mann stirbet noch Lehn noch Erbe. Hat er aber das Lehn vor solcher Krankheit empfangen, und wird darnach krank, er verleuret es damit nicht. Der Pfaf nimt gleiches Theil mit den Brüdern und Schwestern in Erb und eigen, es ist aber keiner ein Pfaf, er sey denn gelehrt und geordneter Thumbpfaf. 5 Kap.Der mit Diebstal oder Raub, mit Morden, mit Kirchenbrechen, mit Verrätherey oder mit Gift und Zauberey einmal vor Gerichte verklaget und überwunden worden, und dafür gebüsset hat, wird er darnach anderswo solcher Laster beschuldiget, er mag mit seinem Eide nicht unschuldig werden. 6 Kap.Wer den andern wundet oder tödtet, und ihn gefangen vor Gericht füret, und für einen Friedbrecher bereden wil, mag er das nicht volfüren, so ist er selbst des Unge- richts, so er hat an ihm gethan, überwunden, und obgleich der Mann ein Spill- mann oder Unrechtgeborner sey, so ist er darum kein Räuber oder Diebsgenos. 15 Kap.Welcher Mann nicht alsobald und unverwandtes Fusses ein Urtheil, das ihm an- trift, schilt, wenn mans ausspricht vor Gerichte, des Urtheil mus stets bleiben. Vier Sachen sind die echte Noth heissen: 1) Gefängnis, 2) Krankheit, 3) Ver- dienstung seines Gutes und 4) ausser Landes. 26 Kap.Wer ein Weib unwissend nimt, die ihm nicht gebüret mit Recht, oder haben muß nach Rechte, und haben Kinder zusammen, werden sie darnach geschieden mit Recht, es schadet den Kindern an ihrem Rechte nicht, die geboren sind vor der Scheidung, sowol auch dem, das die Mutter träget. Wo zweene Männer ein Erbe aufnehmen, und aufböhren sollen, das sol der älte- ste legen und der jüngste kiesen. Sind ihrer aber mehr als zween, so theilen sie nach dem Loos. Wer *) Maulbeerbäume sind nicht Mori, noch auch diejenige Art von Erdbeeren, welche bei uns Maulbee-
ren heissen, und auf der Erde wachsen, sondern Obstbäume. Mori sind nicht in Liefland. Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Alles gewonnene Gut und fahrende Haabe mag ein Mann vergeben, ohne ſeiner 21 Kap.Erben Volwort, dieweil er ſo maͤchtig iſt, daß er auf ein Pferd ſitzen mag von einem Stein oder Stoke, der Knies hoch iſt, daß man ihm das Pferd und den Steigriemen halte, wenn er aber daſſelbe nicht mehr thun kan, ſo mag er weder vergeben, noch verlaſſen oder lehnen. 22 Kap.Ohne des Herrn Urlaub mag ein Mann vergeben oder verkaufen oder verlehnen ſein Gut, wenn er nur behaͤlt einen halben Hacken Landes und ſo viel Hofes, da man einen Wagen innen kehren mag, davon er ſeinem Herren moͤge Eides pflegen, der ſo vermoͤgen iſt, daß er mit guter Leute Huͤlfe auf ein Pferd ſitzen moͤge und reiten, wo- hin er Gewerbe hat. 25 Kap.Leibzucht kan den Frauen noch Jungfrauen noch Pfaffen kein Mann brechen, kein Vetter, noch geborner Freund oder Erbe, noch einig Mann, darauf das Gut verſtir- bet, ſie verbrechens denn ſelber, alſo daß ſie die Obſtbaͤume oder Maulbeerbaͤume*) abhieben, oder Mahlſteine verduͤrben, oder Leute vom Gute verwieſen, die zum Gute geboren ſeyn, oder in welche Weiſe ſie ihre Leibzucht nicht in ihrer Wuͤrde lieſſen. 27 Kap.Der Pfaf theilet mit den Kindern und nicht der Moͤnch, der unter ſeinen Jahren in die Kappen kommen iſt, auch mag der Moͤnch kein Lehngut beſitzen. 30 Kap.Will der Biſchof ſeinen Mann verklagen um Lehngut, und iſt der Mann zur Ant- wort, er gewinnet 6 Wochen Zeit, verklaget er ihn aber um andre Sachen, ſo muß er alſobald antworten, iſt auch ein Mann nicht zur Antwort, ſo leget man ihm ſeine Ta- ge zu 3 malen und 14 Naͤchte, ob er im Stifte wonhaftig iſt, und zu entbieten ihm die Tage in fein Haus mit wahren Worten zu zeugen; wohnet er aber auſſerhalb des Stifts, ſo lege man ihm 6 Wochen zu 3 malen, und entbiete ihm die Tage in ſein Haus oder Gut, komt er denn nicht, ſo bricht er drey Wetten oder Bruͤche, das ſind 60 Schilling. 31 Kap.Wettet oder bricht ein Mann vor Gerichte, das ſoll er bezahlen bei ſcheinender Sonnen, thut er das nicht, ſo ſteige die Wette oder Bruche 3 Tage, den erſten Tag 2 Pfund, den andern Tag 4 Pf. den 3ten Tag 8 Pf. und nicht hoͤher, ſo leget ihn der Richter 3 mal uͤber 14 Nacht, entrichtet er denn nicht, ſo pfaͤndet der Richter aus ſei- nem Hofe und Gut, und wo er des ſeinen etwas findet. Wer ein unrecht Urtheil fin- det, das iſt 1 Pf. und wer ein recht Urtheil ſchilt, das ſind 2 Pf. Das andre Buch. 1 Kap.Wird ein Kind geboren ſtum, blind, Handlos oder Fußlos, das iſt wol Erbe zu Rechte, hat auch ein Mannslehn empfangen, ehe er dieſe Gebrechen gehabt, ſein Lehn verleuret er damit nicht, aber auf den ausſaͤtzigen Mann ſtirbet noch Lehn noch Erbe. Hat er aber das Lehn vor ſolcher Krankheit empfangen, und wird darnach krank, er verleuret es damit nicht. Der Pfaf nimt gleiches Theil mit den Bruͤdern und Schweſtern in Erb und eigen, es iſt aber keiner ein Pfaf, er ſey denn gelehrt und geordneter Thumbpfaf. 5 Kap.Der mit Diebſtal oder Raub, mit Morden, mit Kirchenbrechen, mit Verraͤtherey oder mit Gift und Zauberey einmal vor Gerichte verklaget und uͤberwunden worden, und dafuͤr gebuͤſſet hat, wird er darnach anderswo ſolcher Laſter beſchuldiget, er mag mit ſeinem Eide nicht unſchuldig werden. 6 Kap.Wer den andern wundet oder toͤdtet, und ihn gefangen vor Gericht fuͤret, und fuͤr einen Friedbrecher bereden wil, mag er das nicht volfuͤren, ſo iſt er ſelbſt des Unge- richts, ſo er hat an ihm gethan, uͤberwunden, und obgleich der Mann ein Spill- mann oder Unrechtgeborner ſey, ſo iſt er darum kein Raͤuber oder Diebsgenos. 15 Kap.Welcher Mann nicht alſobald und unverwandtes Fuſſes ein Urtheil, das ihm an- trift, ſchilt, wenn mans ausſpricht vor Gerichte, des Urtheil mus ſtets bleiben. Vier Sachen ſind die echte Noth heiſſen: 1) Gefaͤngnis, 2) Krankheit, 3) Ver- dienſtung ſeines Gutes und 4) auſſer Landes. 26 Kap.Wer ein Weib unwiſſend nimt, die ihm nicht gebuͤret mit Recht, oder haben muß nach Rechte, und haben Kinder zuſammen, werden ſie darnach geſchieden mit Recht, es ſchadet den Kindern an ihrem Rechte nicht, die geboren ſind vor der Scheidung, ſowol auch dem, das die Mutter traͤget. Wo zweene Maͤnner ein Erbe aufnehmen, und aufboͤhren ſollen, das ſol der aͤlte- ſte legen und der juͤngſte kieſen. Sind ihrer aber mehr als zween, ſo theilen ſie nach dem Loos. Wer *) Maulbeerbaͤume ſind nicht Mori, noch auch diejenige Art von Erdbeeren, welche bei uns Maulbee-
ren heiſſen, und auf der Erde wachſen, ſondern Obſtbaͤume. Mori ſind nicht in Liefland. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0044" n="26"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi> </fw><lb/> <note next="#g35" xml:id="g34" prev="#g33" place="foot" n="p)">Alles gewonnene Gut und fahrende Haabe mag ein Mann vergeben, ohne ſeiner<lb/><note place="left">21 Kap.</note>Erben Volwort, dieweil er ſo maͤchtig iſt, daß er auf ein Pferd ſitzen mag von einem<lb/> Stein oder Stoke, der Knies hoch iſt, daß man ihm das Pferd und den Steigriemen<lb/> halte, wenn er aber daſſelbe nicht mehr thun kan, ſo mag er weder vergeben, noch<lb/> verlaſſen oder lehnen.<lb/><note place="left">22 Kap.</note>Ohne des Herrn Urlaub mag ein Mann vergeben oder verkaufen oder verlehnen<lb/> ſein Gut, wenn er nur behaͤlt einen halben Hacken Landes und ſo viel Hofes, da man<lb/> einen Wagen innen kehren mag, davon er ſeinem Herren moͤge Eides pflegen, der ſo<lb/> vermoͤgen iſt, daß er mit guter Leute Huͤlfe auf ein Pferd ſitzen moͤge und reiten, wo-<lb/> hin er Gewerbe hat.<lb/><note place="left">25 Kap.</note>Leibzucht kan den Frauen noch Jungfrauen noch Pfaffen kein Mann brechen, kein<lb/> Vetter, noch geborner Freund oder Erbe, noch einig Mann, darauf das Gut verſtir-<lb/> bet, ſie verbrechens denn ſelber, alſo daß ſie die Obſtbaͤume oder Maulbeerbaͤume<note place="foot" n="*)">Maulbeerbaͤume ſind nicht <hi rendition="#aq">Mori,</hi> noch auch diejenige Art von Erdbeeren, welche bei uns Maulbee-<lb/> ren heiſſen, und auf der Erde wachſen, ſondern Obſtbaͤume. <hi rendition="#aq">Mori</hi> ſind nicht in <hi rendition="#fr">Liefland.</hi></note><lb/> abhieben, oder Mahlſteine verduͤrben, oder Leute vom Gute verwieſen, die zum Gute<lb/> geboren ſeyn, oder in welche Weiſe ſie ihre Leibzucht nicht in ihrer Wuͤrde lieſſen.<lb/><note place="left">27 Kap.</note>Der Pfaf theilet mit den Kindern und nicht der Moͤnch, der unter ſeinen Jahren<lb/> in die Kappen kommen iſt, auch mag der Moͤnch kein Lehngut beſitzen.<lb/><note place="left">30 Kap.</note>Will der Biſchof ſeinen Mann verklagen um Lehngut, und iſt der Mann zur Ant-<lb/> wort, er gewinnet 6 Wochen Zeit, verklaget er ihn aber um andre Sachen, ſo muß er<lb/> alſobald antworten, iſt auch ein Mann nicht zur Antwort, ſo leget man ihm ſeine Ta-<lb/> ge zu 3 malen und 14 Naͤchte, ob er im Stifte wonhaftig iſt, und zu entbieten ihm<lb/> die Tage in fein Haus mit wahren Worten zu zeugen; wohnet er aber auſſerhalb des<lb/> Stifts, ſo lege man ihm 6 Wochen zu 3 malen, und entbiete ihm die Tage in ſein<lb/> Haus oder Gut, komt er denn nicht, ſo bricht er drey Wetten oder Bruͤche, das<lb/> ſind 60 Schilling.<lb/><note place="left">31 Kap.</note>Wettet oder bricht ein Mann vor Gerichte, das ſoll er bezahlen bei ſcheinender<lb/> Sonnen, thut er das nicht, ſo ſteige die Wette oder Bruche 3 Tage, den erſten Tag<lb/> 2 Pfund, den andern Tag 4 Pf. den 3ten Tag 8 Pf. und nicht hoͤher, ſo leget ihn der<lb/> Richter 3 mal uͤber 14 Nacht, entrichtet er denn nicht, ſo pfaͤndet der Richter aus ſei-<lb/> nem Hofe und Gut, und wo er des ſeinen etwas findet. Wer ein unrecht Urtheil fin-<lb/> det, das iſt 1 Pf. und wer ein recht Urtheil ſchilt, das ſind 2 Pf.<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das andre Buch.</hi></hi><lb/><note place="left">1 Kap.</note>Wird ein Kind geboren ſtum, blind, Handlos oder Fußlos, das iſt wol Erbe zu<lb/> Rechte, hat auch ein Mannslehn empfangen, ehe er dieſe Gebrechen gehabt, ſein Lehn<lb/> verleuret er damit nicht, aber auf den ausſaͤtzigen Mann ſtirbet noch Lehn noch Erbe.<lb/> Hat er aber das Lehn vor ſolcher Krankheit empfangen, und wird darnach krank, er<lb/> verleuret es damit nicht. Der Pfaf nimt gleiches Theil mit den Bruͤdern und<lb/> Schweſtern in Erb und eigen, es iſt aber keiner ein Pfaf, er ſey denn gelehrt und<lb/> geordneter Thumbpfaf.<lb/><note place="left">5 Kap.</note>Der mit Diebſtal oder Raub, mit Morden, mit Kirchenbrechen, mit Verraͤtherey<lb/> oder mit Gift und Zauberey einmal vor Gerichte verklaget und uͤberwunden worden,<lb/> und dafuͤr gebuͤſſet hat, wird er darnach anderswo ſolcher Laſter beſchuldiget, er mag<lb/> mit ſeinem Eide nicht unſchuldig werden.<lb/><note place="left">6 Kap.</note>Wer den andern wundet oder toͤdtet, und ihn gefangen vor Gericht fuͤret, und fuͤr<lb/> einen Friedbrecher bereden wil, mag er das nicht volfuͤren, ſo iſt er ſelbſt des Unge-<lb/> richts, ſo er hat an ihm gethan, uͤberwunden, und obgleich der Mann ein Spill-<lb/> mann oder Unrechtgeborner ſey, ſo iſt er darum kein Raͤuber oder Diebsgenos.<lb/><note place="left">15 Kap.</note>Welcher Mann nicht alſobald und unverwandtes Fuſſes ein Urtheil, das ihm an-<lb/> trift, ſchilt, wenn mans ausſpricht vor Gerichte, des Urtheil mus ſtets bleiben.<lb/> Vier Sachen ſind die echte Noth heiſſen: 1) Gefaͤngnis, 2) Krankheit, 3) Ver-<lb/> dienſtung ſeines Gutes und 4) auſſer Landes.<lb/><note place="left">26 Kap.</note>Wer ein Weib unwiſſend nimt, die ihm nicht gebuͤret mit Recht, oder haben muß<lb/> nach Rechte, und haben Kinder zuſammen, werden ſie darnach geſchieden mit Recht,<lb/> es ſchadet den Kindern an ihrem Rechte nicht, die geboren ſind vor der Scheidung,<lb/> ſowol auch dem, das die Mutter traͤget.<lb/> Wo zweene Maͤnner ein Erbe aufnehmen, und aufboͤhren ſollen, das ſol der aͤlte-<lb/> ſte legen und der juͤngſte kieſen. Sind ihrer aber mehr als zween, ſo theilen ſie nach<lb/> dem Loos.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw></note><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0044]
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
p)
p) Alles gewonnene Gut und fahrende Haabe mag ein Mann vergeben, ohne ſeiner
Erben Volwort, dieweil er ſo maͤchtig iſt, daß er auf ein Pferd ſitzen mag von einem
Stein oder Stoke, der Knies hoch iſt, daß man ihm das Pferd und den Steigriemen
halte, wenn er aber daſſelbe nicht mehr thun kan, ſo mag er weder vergeben, noch
verlaſſen oder lehnen.
Ohne des Herrn Urlaub mag ein Mann vergeben oder verkaufen oder verlehnen
ſein Gut, wenn er nur behaͤlt einen halben Hacken Landes und ſo viel Hofes, da man
einen Wagen innen kehren mag, davon er ſeinem Herren moͤge Eides pflegen, der ſo
vermoͤgen iſt, daß er mit guter Leute Huͤlfe auf ein Pferd ſitzen moͤge und reiten, wo-
hin er Gewerbe hat.
Leibzucht kan den Frauen noch Jungfrauen noch Pfaffen kein Mann brechen, kein
Vetter, noch geborner Freund oder Erbe, noch einig Mann, darauf das Gut verſtir-
bet, ſie verbrechens denn ſelber, alſo daß ſie die Obſtbaͤume oder Maulbeerbaͤume *)
abhieben, oder Mahlſteine verduͤrben, oder Leute vom Gute verwieſen, die zum Gute
geboren ſeyn, oder in welche Weiſe ſie ihre Leibzucht nicht in ihrer Wuͤrde lieſſen.
Der Pfaf theilet mit den Kindern und nicht der Moͤnch, der unter ſeinen Jahren
in die Kappen kommen iſt, auch mag der Moͤnch kein Lehngut beſitzen.
Will der Biſchof ſeinen Mann verklagen um Lehngut, und iſt der Mann zur Ant-
wort, er gewinnet 6 Wochen Zeit, verklaget er ihn aber um andre Sachen, ſo muß er
alſobald antworten, iſt auch ein Mann nicht zur Antwort, ſo leget man ihm ſeine Ta-
ge zu 3 malen und 14 Naͤchte, ob er im Stifte wonhaftig iſt, und zu entbieten ihm
die Tage in fein Haus mit wahren Worten zu zeugen; wohnet er aber auſſerhalb des
Stifts, ſo lege man ihm 6 Wochen zu 3 malen, und entbiete ihm die Tage in ſein
Haus oder Gut, komt er denn nicht, ſo bricht er drey Wetten oder Bruͤche, das
ſind 60 Schilling.
Wettet oder bricht ein Mann vor Gerichte, das ſoll er bezahlen bei ſcheinender
Sonnen, thut er das nicht, ſo ſteige die Wette oder Bruche 3 Tage, den erſten Tag
2 Pfund, den andern Tag 4 Pf. den 3ten Tag 8 Pf. und nicht hoͤher, ſo leget ihn der
Richter 3 mal uͤber 14 Nacht, entrichtet er denn nicht, ſo pfaͤndet der Richter aus ſei-
nem Hofe und Gut, und wo er des ſeinen etwas findet. Wer ein unrecht Urtheil fin-
det, das iſt 1 Pf. und wer ein recht Urtheil ſchilt, das ſind 2 Pf.
Das andre Buch.
Wird ein Kind geboren ſtum, blind, Handlos oder Fußlos, das iſt wol Erbe zu
Rechte, hat auch ein Mannslehn empfangen, ehe er dieſe Gebrechen gehabt, ſein Lehn
verleuret er damit nicht, aber auf den ausſaͤtzigen Mann ſtirbet noch Lehn noch Erbe.
Hat er aber das Lehn vor ſolcher Krankheit empfangen, und wird darnach krank, er
verleuret es damit nicht. Der Pfaf nimt gleiches Theil mit den Bruͤdern und
Schweſtern in Erb und eigen, es iſt aber keiner ein Pfaf, er ſey denn gelehrt und
geordneter Thumbpfaf.
Der mit Diebſtal oder Raub, mit Morden, mit Kirchenbrechen, mit Verraͤtherey
oder mit Gift und Zauberey einmal vor Gerichte verklaget und uͤberwunden worden,
und dafuͤr gebuͤſſet hat, wird er darnach anderswo ſolcher Laſter beſchuldiget, er mag
mit ſeinem Eide nicht unſchuldig werden.
Wer den andern wundet oder toͤdtet, und ihn gefangen vor Gericht fuͤret, und fuͤr
einen Friedbrecher bereden wil, mag er das nicht volfuͤren, ſo iſt er ſelbſt des Unge-
richts, ſo er hat an ihm gethan, uͤberwunden, und obgleich der Mann ein Spill-
mann oder Unrechtgeborner ſey, ſo iſt er darum kein Raͤuber oder Diebsgenos.
Welcher Mann nicht alſobald und unverwandtes Fuſſes ein Urtheil, das ihm an-
trift, ſchilt, wenn mans ausſpricht vor Gerichte, des Urtheil mus ſtets bleiben.
Vier Sachen ſind die echte Noth heiſſen: 1) Gefaͤngnis, 2) Krankheit, 3) Ver-
dienſtung ſeines Gutes und 4) auſſer Landes.
Wer ein Weib unwiſſend nimt, die ihm nicht gebuͤret mit Recht, oder haben muß
nach Rechte, und haben Kinder zuſammen, werden ſie darnach geſchieden mit Recht,
es ſchadet den Kindern an ihrem Rechte nicht, die geboren ſind vor der Scheidung,
ſowol auch dem, das die Mutter traͤget.
Wo zweene Maͤnner ein Erbe aufnehmen, und aufboͤhren ſollen, das ſol der aͤlte-
ſte legen und der juͤngſte kieſen. Sind ihrer aber mehr als zween, ſo theilen ſie nach
dem Loos.
Wer
*) Maulbeerbaͤume ſind nicht Mori, noch auch diejenige Art von Erdbeeren, welche bei uns Maulbee-
ren heiſſen, und auf der Erde wachſen, ſondern Obſtbaͤume. Mori ſind nicht in Liefland.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |