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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Albert. zur Zeit der Regierung Werners v. Breithausen.
tha bisher noch zufrieden gesprochen worden. Nun kam der Samogiten An-1267
führer Tramate darzu, und verwies ihm seine Dumheit nachdrücklich, daß er
als ein freigeborner Herr sein Erbreich vom Papst und dem Orden zum Lehn ge-
nommen, und selbiges seinem nechsten Erben entwandt hätte. Myndow brach
hierauf los, lies alle Christen in seinem Lande niedermachen, und verband sich mit
dem Czaar von Rusland wider alle Liefländer, rückte auch vor Wenden,
wo beide Heere, der genommenen Abrede gemäs, zusammen stossen solten: als aber
die Russen nicht zu rechter Zeit eintrafen, verwüstete er das ganze Land, und
lies die Fustapfen einer Grausamkeit nach, die ein abgeschworner Feind des christ-
lichen Namens nur verüben konte.

Nach Abzug der Litthauer stelten sich die Russen ein, die im Rückwege
Dörpt in Brand steckten, und mit reicher Beute wieder nach Hause giengen.
Werner holte sie noch ein, nahm ihnen die Beute ab, und drang mitten in
Rusland, wo seine Leute es nicht besser als die Russen im Dörptischen
machten. Eine Unpäslichkeit nöthigte ihn hierauf nach Hause zu gehen.

Unterdessen hatte Tramate mit seinen Samogiten einen Einfal in die1268
Wyck unternommen, das alte Pernau zerstöret, und den Einwohnern nicht gerin-
gen Schaden zugefüget. Werner lauerte ihnen also mit den Brüdern und
Bürgern in Riga auf dem Heimwege auf, ertapte sie des Nachts beim Klo-
ster zu Dünemünde und richtete bey hellem Mondschein ein entsetzliches Blut-
bad unter ihnen an. Tramate flohe nach Litthauen, die Deutschen aber
verloren 9 Brüder und einige Bürgerknechte.

Der Erzbischof und Ordensmeister verglichen im December die Stadt und
das Kapitel über gewisse Stücke, unter andern, daß beide Theile die entstandenen
Zwistigkeiten durch den ordentlichen Richter, oder einen beliebig erwehlten
Schiedsmann entscheiden lassen wollen, ohne bey einem Fürsten oder am päpst-
lichen Hofe ein Urtheil zu erschleichen, und zu beider Theile Schaden zu erringen.
Auch solle das Kapitel keinen Fürsten oder Herrn, der mächtig (potens) sey, ins Land
verschreiben, übrigens aber die canonische Wahl ungestöhrt behalten. Eine bedenk-
liche und frühzeitige Behutsamkeit!

Werner bekriegte die abtrünnigen Curen, denen er drey Vestungen und1269
darunter Durbin zerstörte; bey anhaltender Leibesschwächlichkeit aber beurlaubte
er sich vom Amte und zog nach Deutschland.

Der zwölfte Ordensmeister in Liefland, deutschen
Ordens.
Conrad von Meden
a).

Er verlohr in einem Gefecht mit den moscovischen und novogo-1270
rodischen Russen, Samogiten und Litthauern über 600
Mann und 20 Ordensbrüder. Ein andermal kam er selbst in
Gefahr, und büste 10 Ritter ein. Den Semgallen legte er
das Handwerk, in dem Rigischen zu streifen, und versahe die
Grenzen mit tüchtigen Vestungen.

Der
führet, offenbar unrecht, wenn ihn deren Verfasser der Versäumnis des Regiments
beschuldiget, und ihm bey hohem Alter die Weichlichkeit und den Müßiggang vorwirft.
a) Horner nennet ihn von Wundern; Waissel von Meden,*) Strubicz von
Manderen, Prätorius und die deutsche Beschreibung der Ritterorden, von
Wan-
*) Daß dieser Name der richtigste sey, hat der curländische Superintendent, Herr Gräwen, in der Fun-
dationsrede des neuen Schlosses zu Mitaw 1739 erwiesen, indem sich der eigentliche Name Con-
rad
von Meden auf der Grundplatte gefunden.
Q

Erzb. Albert. zur Zeit der Regierung Werners v. Breithauſen.
tha bisher noch zufrieden geſprochen worden. Nun kam der Samogiten An-1267
fuͤhrer Tramate darzu, und verwies ihm ſeine Dumheit nachdruͤcklich, daß er
als ein freigeborner Herr ſein Erbreich vom Papſt und dem Orden zum Lehn ge-
nommen, und ſelbiges ſeinem nechſten Erben entwandt haͤtte. Myndow brach
hierauf los, lies alle Chriſten in ſeinem Lande niedermachen, und verband ſich mit
dem Czaar von Rusland wider alle Lieflaͤnder, ruͤckte auch vor Wenden,
wo beide Heere, der genommenen Abrede gemaͤs, zuſammen ſtoſſen ſolten: als aber
die Ruſſen nicht zu rechter Zeit eintrafen, verwuͤſtete er das ganze Land, und
lies die Fuſtapfen einer Grauſamkeit nach, die ein abgeſchworner Feind des chriſt-
lichen Namens nur veruͤben konte.

Nach Abzug der Litthauer ſtelten ſich die Ruſſen ein, die im Ruͤckwege
Doͤrpt in Brand ſteckten, und mit reicher Beute wieder nach Hauſe giengen.
Werner holte ſie noch ein, nahm ihnen die Beute ab, und drang mitten in
Rusland, wo ſeine Leute es nicht beſſer als die Ruſſen im Doͤrptiſchen
machten. Eine Unpaͤslichkeit noͤthigte ihn hierauf nach Hauſe zu gehen.

Unterdeſſen hatte Tramate mit ſeinen Samogiten einen Einfal in die1268
Wyck unternommen, das alte Pernau zerſtoͤret, und den Einwohnern nicht gerin-
gen Schaden zugefuͤget. Werner lauerte ihnen alſo mit den Bruͤdern und
Buͤrgern in Riga auf dem Heimwege auf, ertapte ſie des Nachts beim Klo-
ſter zu Duͤnemuͤnde und richtete bey hellem Mondſchein ein entſetzliches Blut-
bad unter ihnen an. Tramate flohe nach Litthauen, die Deutſchen aber
verloren 9 Bruͤder und einige Buͤrgerknechte.

Der Erzbiſchof und Ordensmeiſter verglichen im December die Stadt und
das Kapitel uͤber gewiſſe Stuͤcke, unter andern, daß beide Theile die entſtandenen
Zwiſtigkeiten durch den ordentlichen Richter, oder einen beliebig erwehlten
Schiedsmann entſcheiden laſſen wollen, ohne bey einem Fuͤrſten oder am paͤpſt-
lichen Hofe ein Urtheil zu erſchleichen, und zu beider Theile Schaden zu erringen.
Auch ſolle das Kapitel keinen Fuͤrſten oder Herrn, der maͤchtig (potens) ſey, ins Land
verſchreiben, uͤbrigens aber die canoniſche Wahl ungeſtoͤhrt behalten. Eine bedenk-
liche und fruͤhzeitige Behutſamkeit!

Werner bekriegte die abtruͤnnigen Curen, denen er drey Veſtungen und1269
darunter Durbin zerſtoͤrte; bey anhaltender Leibesſchwaͤchlichkeit aber beurlaubte
er ſich vom Amte und zog nach Deutſchland.

Der zwoͤlfte Ordensmeiſter in Liefland, deutſchen
Ordens.
Conrad von Meden
a).

Er verlohr in einem Gefecht mit den moscoviſchen und novogo-1270
rodiſchen Ruſſen, Samogiten und Litthauern uͤber 600
Mann und 20 Ordensbruͤder. Ein andermal kam er ſelbſt in
Gefahr, und buͤſte 10 Ritter ein. Den Semgallen legte er
das Handwerk, in dem Rigiſchen zu ſtreifen, und verſahe die
Grenzen mit tuͤchtigen Veſtungen.

Der
fuͤhret, offenbar unrecht, wenn ihn deren Verfaſſer der Verſaͤumnis des Regiments
beſchuldiget, und ihm bey hohem Alter die Weichlichkeit und den Muͤßiggang vorwirft.
a) Horner nennet ihn von Wundern; Waiſſel von Meden,*) Strubicz von
Manderen, Praͤtorius und die deutſche Beſchreibung der Ritterorden, von
Wan-
*) Daß dieſer Name der richtigſte ſey, hat der curlaͤndiſche Superintendent, Herr Graͤwen, in der Fun-
dationsrede des neuen Schloſſes zu Mitaw 1739 erwieſen, indem ſich der eigentliche Name Con-
rad
von Meden auf der Grundplatte gefunden.
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/79>, abgerufen am 29.11.2024.