Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI.
§. 221.

4. Die Bewegungs-Linie zu observiren hat, weil sie die Friction vermehren
und vermindern kan. Vermehren kan solche Bewegung die Friction, wenn die Krafft von
der Linie nicht so horizontal mit dem Plano gehet. Als wenn man Figura II. Tabula
XXXI.
die Krafft an die Linie a b in b appliciret, so wird die Krafft das Rad A zwar
wohl auf der Linie c d fortziehen, aber auch zugleich auf die Fläche c d auf- oder unter
sich drücken, und verursachen, daß mehr Krafft seyn muß, als wenn solche an die Linie oder
Schnur a e, welche mit c d parallel stehet, appliciret würde. Also auch bey Fi-
gura III.
wird das Rad mit einer Last leichter über die Fläche d f hinauf zu bringen seyn,
wenn die Krafft nach der Linie a c als nach a b beweget wird, weil a c mit d f pa-
rallel
oder noch höher stehet, a b aber wider die Fläche d f strebet, (welche ietzo vor be-
kandt anzunehmen, unten aber erwiesen werden soll.)

§. 222.

Dergleichen geschiehet auch bey denen Zähnen und Getrieben, als Fig. X. Tab.
XXX.
ist ein Stück eines Rades, so mit seinen Zähnen in die Stange A eingreiffet, weil nun
der Zahn b fast perpendicular auf die Rundung des Zahns der Stange C zu stehen kom-
met, wie die Linie b c weiset, so ist die Friction oder Widerstand fast unüberwindlich, wenn
nicht der andere Zahn in d dem Zahn e, und also auch den Zahn b c mit fortschiebet,
welches doch ohne starcke Friction nicht abgehen kan. Alleine Fig. XI. stehet der Zahn a
noch perpendiculairer, und muß, wenn er durch Gewalt die Stange forttreiben soll, ei-
ner von beyden wegspringen oder brechen. Und diese letzte Art der Friction ist die aller-
stärckste.

§. 223.

Es leidet auch die Regel von Grösse der Flächen eine starcke Ausnahme, denn
weil die widerstrebende Theile Fig. I. Tab. XXXI. sollen niedergerissen oder weggebrochen
werden, so wird ieder leichte begreiffen, daß eine grosse Fläche mehr solche Hacken und Spitzen
habe, als ein klein Stück, und also auf einmahl viel zu zerbrechen, mehr Gewalt erfodert wird
als zu wenigen. Doch gilt solches von den grossen und kleinen Flächen nicht länger, als die
Machine noch auf ihrem ersten Ort stehet, da noch aller Widerstand unter ihr gantz ist, so
bald aber solche fortgezogen wird, hat es nur vor sich die Spitze zu zerbrechen, und hindert als-
denn nichts, das Planum sey 1 oder 50 Ellen lang. Aber mit der Breite hat es schon eine
andere Beschaffenheit, denn ie breiter, ie mehr muß es demoliren, und aus solchem Funda-
ment
folget, daß an einer Schleiffe die über kleine Hügel, Steine oder harten Koth, der
durch die Schleiffe auf die Seite mit Gewalt muß getrieben werden, die schmahlen und langen
Kuffen besser, als die kurtzen und breiten seyn, weil die schmahlen nicht zu viel auf die Seite
zu schaffen oder wegzustossen haben, die Länge aber verursachet, daß es sich nicht in kleine Lö-
cher hinein stemmen und stellen kan. Wenn aber die Machine keinen perpendicularen
Widerstand hat, noch die Hübel oder Buckel, und was im Wege oder darunter stehet, wegar-
beiten darff, sondern nur darüber hinsteigen und rutschen kan, so ist wegen Grösse der Fläche,
sie sey groß oder klein, einerley Krafft, und also nur nach der Last vonnöthen.

§. 224.

Weil sich dieses viele nicht einbilden können, so will ich solches durch etliche Figuren und
Experimente erklähren. Fig. XIII. Tab. XXX. ist ein Wagen mit vier Rädern
vorgestellet, welche vier Räder in vier gleich-ähnlichen Tieffungen oder Löchern stehen, mitten
auf dem Wagen liegen vier Tafeln, iede eines Centners schwehr, den Wagen mit allen vier

Rä-
Pars Generalis. C c
Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI.
§. 221.

4. Die Bewegungs-Linie zu obſerviren hat, weil ſie die Friction vermehren
und vermindern kan. Vermehren kan ſolche Bewegung die Friction, wenn die Krafft von
der Linie nicht ſo horizontal mit dem Plano gehet. Als wenn man Figura II. Tabula
XXXI.
die Krafft an die Linie a b in b appliciret, ſo wird die Krafft das Rad A zwar
wohl auf der Linie c d fortziehen, aber auch zugleich auf die Flaͤche c d auf- oder unter
ſich druͤcken, und verurſachen, daß mehr Krafft ſeyn muß, als wenn ſolche an die Linie oder
Schnur a e, welche mit c d parallel ſtehet, appliciret wuͤrde. Alſo auch bey Fi-
gura III.
wird das Rad mit einer Laſt leichter uͤber die Flaͤche d f hinauf zu bringen ſeyn,
wenn die Krafft nach der Linie a c als nach a b beweget wird, weil a c mit d f pa-
rallel
oder noch hoͤher ſtehet, a b aber wider die Flaͤche d f ſtrebet, (welche ietzo vor be-
kandt anzunehmen, unten aber erwieſen werden ſoll.)

§. 222.

Dergleichen geſchiehet auch bey denen Zaͤhnen und Getrieben, als Fig. X. Tab.
XXX.
iſt ein Stuͤck eines Rades, ſo mit ſeinen Zaͤhnen in die Stange A eingreiffet, weil nun
der Zahn b faſt perpendicular auf die Rundung des Zahns der Stange C zu ſtehen kom-
met, wie die Linie b c weiſet, ſo iſt die Friction oder Widerſtand faſt unuͤberwindlich, wenn
nicht der andere Zahn in d dem Zahn e, und alſo auch den Zahn b c mit fortſchiebet,
welches doch ohne ſtarcke Friction nicht abgehen kan. Alleine Fig. XI. ſtehet der Zahn a
noch perpendiculairer, und muß, wenn er durch Gewalt die Stange forttreiben ſoll, ei-
ner von beyden wegſpringen oder brechen. Und dieſe letzte Art der Friction iſt die aller-
ſtaͤrckſte.

§. 223.

Es leidet auch die Regel von Groͤſſe der Flaͤchen eine ſtarcke Ausnahme, denn
weil die widerſtrebende Theile Fig. I. Tab. XXXI. ſollen niedergeriſſen oder weggebrochen
werden, ſo wird ieder leichte begreiffen, daß eine groſſe Flaͤche mehr ſolche Hacken und Spitzen
habe, als ein klein Stuͤck, und alſo auf einmahl viel zu zerbrechen, mehr Gewalt erfodert wird
als zu wenigen. Doch gilt ſolches von den groſſen und kleinen Flaͤchen nicht laͤnger, als die
Machine noch auf ihrem erſten Ort ſtehet, da noch aller Widerſtand unter ihr gantz iſt, ſo
bald aber ſolche fortgezogen wird, hat es nur vor ſich die Spitze zu zerbrechen, und hindert als-
denn nichts, das Planum ſey 1 oder 50 Ellen lang. Aber mit der Breite hat es ſchon eine
andere Beſchaffenheit, denn ie breiter, ie mehr muß es demoliren, und aus ſolchem Funda-
ment
folget, daß an einer Schleiffe die uͤber kleine Huͤgel, Steine oder harten Koth, der
durch die Schleiffe auf die Seite mit Gewalt muß getrieben werden, die ſchmahlen und langen
Kuffen beſſer, als die kurtzen und breiten ſeyn, weil die ſchmahlen nicht zu viel auf die Seite
zu ſchaffen oder wegzuſtoſſen haben, die Laͤnge aber verurſachet, daß es ſich nicht in kleine Loͤ-
cher hinein ſtemmen und ſtellen kan. Wenn aber die Machine keinen perpendicularen
Widerſtand hat, noch die Huͤbel oder Buckel, und was im Wege oder darunter ſtehet, wegar-
beiten darff, ſondern nur daruͤber hinſteigen und rutſchen kan, ſo iſt wegen Groͤſſe der Flaͤche,
ſie ſey groß oder klein, einerley Krafft, und alſo nur nach der Laſt vonnoͤthen.

§. 224.

Weil ſich dieſes viele nicht einbilden koͤnnen, ſo will ich ſolches durch etliche Figuren und
Experimente erklaͤhren. Fig. XIII. Tab. XXX. iſt ein Wagen mit vier Raͤdern
vorgeſtellet, welche vier Raͤder in vier gleich-aͤhnlichen Tieffungen oder Loͤchern ſtehen, mitten
auf dem Wagen liegen vier Tafeln, iede eines Centners ſchwehr, den Wagen mit allen vier

Raͤ-
Pars Generalis. C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0121" n="101"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Cap. XVI.</hi> <hi rendition="#fr">von der</hi> <hi rendition="#aq">Friction. Tab. XXXI.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 221.</head><lb/>
          <p>4. <hi rendition="#fr">Die Bewegungs-Linie zu <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ren hat,</hi> weil &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">Friction</hi> vermehren<lb/>
und vermindern kan. Vermehren kan &#x017F;olche Bewegung die <hi rendition="#aq">Friction,</hi> wenn die Krafft von<lb/>
der Linie nicht &#x017F;o <hi rendition="#aq">horizontal</hi> mit dem <hi rendition="#aq">Plano</hi> gehet. Als wenn man <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura II. Tabula<lb/>
XXXI.</hi></hi> die Krafft an die Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a b</hi></hi> in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi> applici</hi>ret, &#x017F;o wird die Krafft das Rad <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> zwar<lb/>
wohl auf der Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c d</hi></hi> fortziehen, aber auch zugleich auf die Fla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c d</hi></hi> auf- oder unter<lb/>
&#x017F;ich dru&#x0364;cken, und verur&#x017F;achen, daß mehr Krafft &#x017F;eyn muß, als wenn &#x017F;olche an die Linie oder<lb/>
Schnur <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a e</hi>,</hi> welche mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c d</hi> parallel</hi> &#x017F;tehet, <hi rendition="#aq">applici</hi>ret wu&#x0364;rde. Al&#x017F;o auch bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fi-<lb/>
gura III.</hi></hi> wird das Rad mit einer La&#x017F;t leichter u&#x0364;ber die Fla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d f</hi></hi> hinauf zu bringen &#x017F;eyn,<lb/>
wenn die Krafft nach der Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a c</hi></hi> als nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a b</hi></hi> beweget wird, weil <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a c</hi></hi> mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d f</hi> pa-<lb/>
rallel</hi> oder noch ho&#x0364;her &#x017F;tehet, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a b</hi></hi> aber wider die Fla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d f</hi></hi> &#x017F;trebet, (welche ietzo vor be-<lb/>
kandt anzunehmen, unten aber erwie&#x017F;en werden &#x017F;oll.)</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 222.</head><lb/>
          <p>Dergleichen ge&#x017F;chiehet auch bey denen <hi rendition="#fr">Za&#x0364;hnen und Getrieben,</hi> als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. X. Tab.<lb/>
XXX.</hi></hi> i&#x017F;t ein Stu&#x0364;ck eines Rades, &#x017F;o mit &#x017F;einen Za&#x0364;hnen in die Stange <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> eingreiffet, weil nun<lb/>
der Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi></hi> fa&#x017F;t <hi rendition="#aq">perpendicular</hi> auf die Rundung des Zahns der Stange <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi></hi> zu &#x017F;tehen kom-<lb/>
met, wie die Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b c</hi></hi> wei&#x017F;et, &#x017F;o i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Friction</hi> oder Wider&#x017F;tand fa&#x017F;t unu&#x0364;berwindlich, wenn<lb/>
nicht der andere Zahn in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d</hi></hi> dem Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e,</hi></hi> und al&#x017F;o auch den Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b c</hi></hi> mit fort&#x017F;chiebet,<lb/>
welches doch ohne &#x017F;tarcke <hi rendition="#aq">Friction</hi> nicht abgehen kan. Alleine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. XI.</hi></hi> &#x017F;tehet der Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a</hi></hi><lb/>
noch <hi rendition="#aq">perpendiculair</hi>er, und muß, wenn er durch Gewalt die Stange forttreiben &#x017F;oll, ei-<lb/>
ner von beyden weg&#x017F;pringen oder brechen. Und die&#x017F;e letzte Art der <hi rendition="#aq">Friction</hi> i&#x017F;t die aller-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;te.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 223.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Es leidet auch die Regel von Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Fla&#x0364;chen eine &#x017F;tarcke Ausnahme,</hi> denn<lb/>
weil die wider&#x017F;trebende Theile <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. I. Tab. XXXI.</hi></hi> &#x017F;ollen niedergeri&#x017F;&#x017F;en oder weggebrochen<lb/>
werden, &#x017F;o wird ieder leichte begreiffen, daß eine gro&#x017F;&#x017F;e Fla&#x0364;che mehr &#x017F;olche Hacken und Spitzen<lb/>
habe, als ein klein Stu&#x0364;ck, und al&#x017F;o auf einmahl viel zu zerbrechen, mehr Gewalt erfodert wird<lb/>
als zu wenigen. Doch gilt &#x017F;olches von den gro&#x017F;&#x017F;en und kleinen Fla&#x0364;chen nicht la&#x0364;nger, als die<lb/><hi rendition="#aq">Machine</hi> noch auf ihrem er&#x017F;ten Ort &#x017F;tehet, da noch aller Wider&#x017F;tand unter ihr gantz i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
bald aber &#x017F;olche fortgezogen wird, hat es nur vor &#x017F;ich die Spitze zu zerbrechen, und hindert als-<lb/>
denn nichts, das <hi rendition="#aq">Planum</hi> &#x017F;ey 1 oder 50 Ellen lang. Aber mit der Breite hat es &#x017F;chon eine<lb/>
andere Be&#x017F;chaffenheit, denn ie breiter, ie mehr muß es <hi rendition="#aq">demoli</hi>ren, und aus &#x017F;olchem <hi rendition="#aq">Funda-<lb/>
ment</hi> folget, daß an einer Schleiffe die u&#x0364;ber kleine Hu&#x0364;gel, Steine oder harten Koth, der<lb/>
durch die Schleiffe auf die Seite mit Gewalt muß getrieben werden, die &#x017F;chmahlen und langen<lb/>
Kuffen be&#x017F;&#x017F;er, als die kurtzen und breiten &#x017F;eyn, weil die &#x017F;chmahlen nicht zu viel auf die Seite<lb/>
zu &#x017F;chaffen oder wegzu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en haben, die La&#x0364;nge aber verur&#x017F;achet, daß es &#x017F;ich nicht in kleine Lo&#x0364;-<lb/>
cher hinein &#x017F;temmen und &#x017F;tellen kan. Wenn aber die <hi rendition="#aq">Machine</hi> keinen <hi rendition="#aq">perpendicula</hi>ren<lb/>
Wider&#x017F;tand hat, noch die Hu&#x0364;bel oder Buckel, und was im Wege oder darunter &#x017F;tehet, wegar-<lb/>
beiten darff, &#x017F;ondern nur daru&#x0364;ber hin&#x017F;teigen und rut&#x017F;chen kan, &#x017F;o i&#x017F;t wegen Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Fla&#x0364;che,<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ey groß oder klein, einerley Krafft, und al&#x017F;o nur nach der La&#x017F;t vonno&#x0364;then.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 224.</head><lb/>
          <p>Weil &#x017F;ich die&#x017F;es viele nicht einbilden ko&#x0364;nnen, &#x017F;o will ich &#x017F;olches durch etliche <hi rendition="#aq">Figur</hi>en und<lb/><hi rendition="#aq">Experimente</hi> erkla&#x0364;hren. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. XIII. Tab. XXX.</hi></hi> i&#x017F;t ein Wagen mit vier Ra&#x0364;dern<lb/>
vorge&#x017F;tellet, welche vier Ra&#x0364;der in vier gleich-a&#x0364;hnlichen Tieffungen oder Lo&#x0364;chern &#x017F;tehen, mitten<lb/>
auf dem Wagen liegen vier Tafeln, iede eines Centners &#x017F;chwehr, den Wagen mit allen vier<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pars Generalis.</hi></hi> C c</fw><fw place="bottom" type="catch">Ra&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0121] Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI. §. 221. 4. Die Bewegungs-Linie zu obſerviren hat, weil ſie die Friction vermehren und vermindern kan. Vermehren kan ſolche Bewegung die Friction, wenn die Krafft von der Linie nicht ſo horizontal mit dem Plano gehet. Als wenn man Figura II. Tabula XXXI. die Krafft an die Linie a b in b appliciret, ſo wird die Krafft das Rad A zwar wohl auf der Linie c d fortziehen, aber auch zugleich auf die Flaͤche c d auf- oder unter ſich druͤcken, und verurſachen, daß mehr Krafft ſeyn muß, als wenn ſolche an die Linie oder Schnur a e, welche mit c d parallel ſtehet, appliciret wuͤrde. Alſo auch bey Fi- gura III. wird das Rad mit einer Laſt leichter uͤber die Flaͤche d f hinauf zu bringen ſeyn, wenn die Krafft nach der Linie a c als nach a b beweget wird, weil a c mit d f pa- rallel oder noch hoͤher ſtehet, a b aber wider die Flaͤche d f ſtrebet, (welche ietzo vor be- kandt anzunehmen, unten aber erwieſen werden ſoll.) §. 222. Dergleichen geſchiehet auch bey denen Zaͤhnen und Getrieben, als Fig. X. Tab. XXX. iſt ein Stuͤck eines Rades, ſo mit ſeinen Zaͤhnen in die Stange A eingreiffet, weil nun der Zahn b faſt perpendicular auf die Rundung des Zahns der Stange C zu ſtehen kom- met, wie die Linie b c weiſet, ſo iſt die Friction oder Widerſtand faſt unuͤberwindlich, wenn nicht der andere Zahn in d dem Zahn e, und alſo auch den Zahn b c mit fortſchiebet, welches doch ohne ſtarcke Friction nicht abgehen kan. Alleine Fig. XI. ſtehet der Zahn a noch perpendiculairer, und muß, wenn er durch Gewalt die Stange forttreiben ſoll, ei- ner von beyden wegſpringen oder brechen. Und dieſe letzte Art der Friction iſt die aller- ſtaͤrckſte. §. 223. Es leidet auch die Regel von Groͤſſe der Flaͤchen eine ſtarcke Ausnahme, denn weil die widerſtrebende Theile Fig. I. Tab. XXXI. ſollen niedergeriſſen oder weggebrochen werden, ſo wird ieder leichte begreiffen, daß eine groſſe Flaͤche mehr ſolche Hacken und Spitzen habe, als ein klein Stuͤck, und alſo auf einmahl viel zu zerbrechen, mehr Gewalt erfodert wird als zu wenigen. Doch gilt ſolches von den groſſen und kleinen Flaͤchen nicht laͤnger, als die Machine noch auf ihrem erſten Ort ſtehet, da noch aller Widerſtand unter ihr gantz iſt, ſo bald aber ſolche fortgezogen wird, hat es nur vor ſich die Spitze zu zerbrechen, und hindert als- denn nichts, das Planum ſey 1 oder 50 Ellen lang. Aber mit der Breite hat es ſchon eine andere Beſchaffenheit, denn ie breiter, ie mehr muß es demoliren, und aus ſolchem Funda- ment folget, daß an einer Schleiffe die uͤber kleine Huͤgel, Steine oder harten Koth, der durch die Schleiffe auf die Seite mit Gewalt muß getrieben werden, die ſchmahlen und langen Kuffen beſſer, als die kurtzen und breiten ſeyn, weil die ſchmahlen nicht zu viel auf die Seite zu ſchaffen oder wegzuſtoſſen haben, die Laͤnge aber verurſachet, daß es ſich nicht in kleine Loͤ- cher hinein ſtemmen und ſtellen kan. Wenn aber die Machine keinen perpendicularen Widerſtand hat, noch die Huͤbel oder Buckel, und was im Wege oder darunter ſtehet, wegar- beiten darff, ſondern nur daruͤber hinſteigen und rutſchen kan, ſo iſt wegen Groͤſſe der Flaͤche, ſie ſey groß oder klein, einerley Krafft, und alſo nur nach der Laſt vonnoͤthen. §. 224. Weil ſich dieſes viele nicht einbilden koͤnnen, ſo will ich ſolches durch etliche Figuren und Experimente erklaͤhren. Fig. XIII. Tab. XXX. iſt ein Wagen mit vier Raͤdern vorgeſtellet, welche vier Raͤder in vier gleich-aͤhnlichen Tieffungen oder Loͤchern ſtehen, mitten auf dem Wagen liegen vier Tafeln, iede eines Centners ſchwehr, den Wagen mit allen vier Raͤ- Pars Generalis. C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/121
Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/121>, abgerufen am 22.12.2024.