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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XXXIX.
hat, der in einen Cylinder L wohl eingepasset ist, daß keine Lufft darzwischen durch kan, H
ist ein viereckigter Kasten oder Presse, J der Deckel, K ein Untersatz, C und F haben etliche
Löcher, damit der Balcken D kan höher und niedriger gestecket werden. Zum Evacuiren
wird an dem Cylinder L bey M eine kleine Antlia angeschraubet, mit einem Ventil in
Embolo.
(wie solche in der Pnevmatica beschrieben wird) Mit dieser Antlia wird die
Lufft aus dem Cylinder L gezogen, welcher der Kolben G, so im Anfang gantz oben stehet,
folget, und also den Baum D, und mit selben den Untersatz K, und den Deckel J nieder-
drücket und presset.

Die Krafft zu der Antlia, wenn solche 1 Zoll weit, ist nur etliche Pfund, woraus aber
mancher schliessen dürffte, es würde der Effect gar schlecht seyn; allein bildet euch ein, daß die
äusserliche Lufft oben auf dem Deckel G so schwehr presset, als wenn ein Cylinder Quecksil-
ber von dieser Weite, (so hier 1 Fuß seyn soll) und 32 Zoll hoch wäre, mit welchen die Lufft
meist in aequilibrio stehet, stünde, wie schwehr nun dieser drücket, so groß ist auch die Ge-
walt der Lufft auf dem hohlen Cylinder L. Weil aber ein solcher Cylinder an Quecksil-
ber 271/2 Centner wägen würde, und um K die Helffte des Balckens E N von F stehet, also
ist die Krafft auf dem Deckel der Presse H noch einmahl so starck, nemlich 55 Centner.

§. 298.

Fig. VI. zeiget eine Machine des Herrn Böricken, Bürgermei-
sters in Magdeburg, als ersten Ersinder der Antliae oder Lufft-Pumpe,

welche Anlaß gegeben zu einer fast gantz neuen Philosophie. Diese Machine ist gezeich-
net, wie er solche dazumahl gleich bey Anfang der Erfindung an dem P. Schott übersendet.
A ist eine fest-stehende Säule mit ihrem Arm, wie solches alles die Figur deutlich zeiget, aber
B ein messingener Cylinder, mit seinem wohleingepaßten Kolben C. Dieser Cylinder
ist unten an einem starcken eisernen Stab D feste, und hat ein Epistomium oder Hahn
E daran man eine kleine Antliam oder schon evacuirten Recipienten F anschrauben
kan, den noch voller Lufft stehenden Recipienten B zu evacuiren.

Wenn solcher angeschraubet und evacuiret wird, so gehet die Lufft so in dem Cylinder
B
ist, in dem evacuirten Recipienten, und die äusserliche Lufft, so dem Cylinder oder das
Vacuum wieder erfüllen will, drücket den Kolben C nieder, und hebet zugleich die Waag-
Schale D mit dem Gewichte, oder ziehet die vielen Personen E nach sich, wie Fig. VII.
abgebildet ist, und nachdem der Cylinder weit, nachdem ist auch die Krafft von der Schweh-
re der Lufft. Als, der Cylinder sey 24 Zoll weit, so wird er bey 220 Centner heben. Und
hieraus könnet ihr sehen und lernen Heb-Zeuge zu machen, da ein Kind durch sein kräfftiges
Blasen, auch mit einer kleinen Antlia oder Spritzen, viele 100 ja 1000 Centner heben kan,
nachdem nemlich die Machine angeleget wird.

§. 299.

Da nun in etwas gezeiget worden, was mit der still-stehenden Lufft vor grosse Ge-
walt auszurichten ist,
so soll folgen: Was die bewegte Lufft oder Wind thut.
Daß er grosse und gewaltige Dinge praestiren kan, zeiget die Erfahrung, und also kömmet
es nur darauff an: Wie man ihn dirigiren und bändigen kan, daß er thut was er soll
und nicht mehr.
Solches geschiehet insgemein durch unterschiedliche Art dem Wind ent-
gegen gestellter Tafeln, oder der so genannten Wind-Mühlen-Flügel.

§. 300.
Von Wind-Mühlen-Flügeln.

Wind-Mühlen-Flügel sind eine Art flacher Tafeln an einer Achse feste gema-
chet, die den Wind schreg, oder auch gerade entgegen gestellet werden, daß er sie

durch

Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XXXIX.
hat, der in einen Cylinder L wohl eingepaſſet iſt, daß keine Lufft darzwiſchen durch kan, H
iſt ein viereckigter Kaſten oder Preſſe, J der Deckel, K ein Unterſatz, C und F haben etliche
Loͤcher, damit der Balcken D kan hoͤher und niedriger geſtecket werden. Zum Evacuiren
wird an dem Cylinder L bey M eine kleine Antlia angeſchraubet, mit einem Ventil in
Embolo.
(wie ſolche in der Pnevmatica beſchrieben wird) Mit dieſer Antlia wird die
Lufft aus dem Cylinder L gezogen, welcher der Kolben G, ſo im Anfang gantz oben ſtehet,
folget, und alſo den Baum D, und mit ſelben den Unterſatz K, und den Deckel J nieder-
druͤcket und preſſet.

Die Krafft zu der Antlia, wenn ſolche 1 Zoll weit, iſt nur etliche Pfund, woraus aber
mancher ſchlieſſen duͤrffte, es wuͤrde der Effect gar ſchlecht ſeyn; allein bildet euch ein, daß die
aͤuſſerliche Lufft oben auf dem Deckel G ſo ſchwehr preſſet, als wenn ein Cylinder Queckſil-
ber von dieſer Weite, (ſo hier 1 Fuß ſeyn ſoll) und 32 Zoll hoch waͤre, mit welchen die Lufft
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walt der Lufft auf dem hohlen Cylinder L. Weil aber ein ſolcher Cylinder an Queckſil-
ber 27½ Centner waͤgen wuͤrde, und um K die Helffte des Balckens E N von F ſtehet, alſo
iſt die Krafft auf dem Deckel der Preſſe H noch einmahl ſo ſtarck, nemlich 55 Centner.

§. 298.

Fig. VI. zeiget eine Machine des Herrn Boͤricken, Buͤrgermei-
ſters in Magdeburg, als erſten Erſinder der Antliæ oder Lufft-Pumpe,

welche Anlaß gegeben zu einer faſt gantz neuen Philoſophie. Dieſe Machine iſt gezeich-
net, wie er ſolche dazumahl gleich bey Anfang der Erfindung an dem P. Schott uͤberſendet.
A iſt eine feſt-ſtehende Saͤule mit ihrem Arm, wie ſolches alles die Figur deutlich zeiget, aber
B ein meſſingener Cylinder, mit ſeinem wohleingepaßten Kolben C. Dieſer Cylinder
iſt unten an einem ſtarcken eiſernen Stab D feſte, und hat ein Epiſtomium oder Hahn
E daran man eine kleine Antliam oder ſchon evacuirten Recipienten F anſchrauben
kan, den noch voller Lufft ſtehenden Recipienten B zu evacuiren.

Wenn ſolcher angeſchraubet und evacuiret wird, ſo gehet die Lufft ſo in dem Cylinder
B
iſt, in dem evacuirten Recipienten, und die aͤuſſerliche Lufft, ſo dem Cylinder oder das
Vacuum wieder erfuͤllen will, druͤcket den Kolben C nieder, und hebet zugleich die Waag-
Schale D mit dem Gewichte, oder ziehet die vielen Perſonen E nach ſich, wie Fig. VII.
abgebildet iſt, und nachdem der Cylinder weit, nachdem iſt auch die Krafft von der Schweh-
re der Lufft. Als, der Cylinder ſey 24 Zoll weit, ſo wird er bey 220 Centner heben. Und
hieraus koͤnnet ihr ſehen und lernen Heb-Zeuge zu machen, da ein Kind durch ſein kraͤfftiges
Blaſen, auch mit einer kleinen Antlia oder Spritzen, viele 100 ja 1000 Centner heben kan,
nachdem nemlich die Machine angeleget wird.

§. 299.

Da nun in etwas gezeiget worden, was mit der ſtill-ſtehenden Lufft vor groſſe Ge-
walt auszurichten iſt,
ſo ſoll folgen: Was die bewegte Lufft oder Wind thut.
Daß er groſſe und gewaltige Dinge præſtiren kan, zeiget die Erfahrung, und alſo koͤmmet
es nur darauff an: Wie man ihn dirigiren und baͤndigen kan, daß er thut was er ſoll
und nicht mehr.
Solches geſchiehet insgemein durch unterſchiedliche Art dem Wind ent-
gegen geſtellter Tafeln, oder der ſo genannten Wind-Muͤhlen-Fluͤgel.

§. 300.
Von Wind-Muͤhlen-Fluͤgeln.

Wind-Muͤhlen-Fluͤgel ſind eine Art flacher Tafeln an einer Achſe feſte gema-
chet, die den Wind ſchreg, oder auch gerade entgegen geſtellet werden, daß er ſie

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[126/0146] Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XXXIX. hat, der in einen Cylinder L wohl eingepaſſet iſt, daß keine Lufft darzwiſchen durch kan, H iſt ein viereckigter Kaſten oder Preſſe, J der Deckel, K ein Unterſatz, C und F haben etliche Loͤcher, damit der Balcken D kan hoͤher und niedriger geſtecket werden. Zum Evacuiren wird an dem Cylinder L bey M eine kleine Antlia angeſchraubet, mit einem Ventil in Embolo. (wie ſolche in der Pnevmatica beſchrieben wird) Mit dieſer Antlia wird die Lufft aus dem Cylinder L gezogen, welcher der Kolben G, ſo im Anfang gantz oben ſtehet, folget, und alſo den Baum D, und mit ſelben den Unterſatz K, und den Deckel J nieder- druͤcket und preſſet. Die Krafft zu der Antlia, wenn ſolche 1 Zoll weit, iſt nur etliche Pfund, woraus aber mancher ſchlieſſen duͤrffte, es wuͤrde der Effect gar ſchlecht ſeyn; allein bildet euch ein, daß die aͤuſſerliche Lufft oben auf dem Deckel G ſo ſchwehr preſſet, als wenn ein Cylinder Queckſil- ber von dieſer Weite, (ſo hier 1 Fuß ſeyn ſoll) und 32 Zoll hoch waͤre, mit welchen die Lufft meiſt in æquilibrio ſtehet, ſtuͤnde, wie ſchwehr nun dieſer druͤcket, ſo groß iſt auch die Ge- walt der Lufft auf dem hohlen Cylinder L. Weil aber ein ſolcher Cylinder an Queckſil- ber 27½ Centner waͤgen wuͤrde, und um K die Helffte des Balckens E N von F ſtehet, alſo iſt die Krafft auf dem Deckel der Preſſe H noch einmahl ſo ſtarck, nemlich 55 Centner. §. 298. Fig. VI. zeiget eine Machine des Herrn Boͤricken, Buͤrgermei- ſters in Magdeburg, als erſten Erſinder der Antliæ oder Lufft-Pumpe, welche Anlaß gegeben zu einer faſt gantz neuen Philoſophie. Dieſe Machine iſt gezeich- net, wie er ſolche dazumahl gleich bey Anfang der Erfindung an dem P. Schott uͤberſendet. A iſt eine feſt-ſtehende Saͤule mit ihrem Arm, wie ſolches alles die Figur deutlich zeiget, aber B ein meſſingener Cylinder, mit ſeinem wohleingepaßten Kolben C. Dieſer Cylinder iſt unten an einem ſtarcken eiſernen Stab D feſte, und hat ein Epiſtomium oder Hahn E daran man eine kleine Antliam oder ſchon evacuirten Recipienten F anſchrauben kan, den noch voller Lufft ſtehenden Recipienten B zu evacuiren. Wenn ſolcher angeſchraubet und evacuiret wird, ſo gehet die Lufft ſo in dem Cylinder B iſt, in dem evacuirten Recipienten, und die aͤuſſerliche Lufft, ſo dem Cylinder oder das Vacuum wieder erfuͤllen will, druͤcket den Kolben C nieder, und hebet zugleich die Waag- Schale D mit dem Gewichte, oder ziehet die vielen Perſonen E nach ſich, wie Fig. VII. abgebildet iſt, und nachdem der Cylinder weit, nachdem iſt auch die Krafft von der Schweh- re der Lufft. Als, der Cylinder ſey 24 Zoll weit, ſo wird er bey 220 Centner heben. Und hieraus koͤnnet ihr ſehen und lernen Heb-Zeuge zu machen, da ein Kind durch ſein kraͤfftiges Blaſen, auch mit einer kleinen Antlia oder Spritzen, viele 100 ja 1000 Centner heben kan, nachdem nemlich die Machine angeleget wird. §. 299. Da nun in etwas gezeiget worden, was mit der ſtill-ſtehenden Lufft vor groſſe Ge- walt auszurichten iſt, ſo ſoll folgen: Was die bewegte Lufft oder Wind thut. Daß er groſſe und gewaltige Dinge præſtiren kan, zeiget die Erfahrung, und alſo koͤmmet es nur darauff an: Wie man ihn dirigiren und baͤndigen kan, daß er thut was er ſoll und nicht mehr. Solches geſchiehet insgemein durch unterſchiedliche Art dem Wind ent- gegen geſtellter Tafeln, oder der ſo genannten Wind-Muͤhlen-Fluͤgel. §. 300. Von Wind-Muͤhlen-Fluͤgeln. Wind-Muͤhlen-Fluͤgel ſind eine Art flacher Tafeln an einer Achſe feſte gema- chet, die den Wind ſchreg, oder auch gerade entgegen geſtellet werden, daß er ſie durch

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/146>, abgerufen am 22.12.2024.