Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.Dich, Land, seh' ich mit der Begeist'rung Blicken, Wo mir zuerst der Sonne Strahl erschien; Wo ich zuerst mit himmlischem Entzücken Gefühlt in mir des Lebens Funken glühn; Wo ich den göttlichen Gedanken dachte, Der Liebe Zartgefühl dies Herz umfing; Mir die Natur mit Mutterblicken lachte, Und mich umschlang der Menschheit heilger Ring; Die Gottheit mir erschien am festlichen Altare, Sich hell mir wechselten der Jugend frohe Jahre. Dies Land, das seines reichen Segens Fülle Auf mich, die es erzeugt in seinem Schooß, Die es bedeckt mit mütterlicher Hülle, Auf mich mit liebevoller Hand ergoß. - Dies Land seh' ich bedrängt vom Zorn der Göt- ter, Belastet mit des Schicksals schwerem Fluch; - Und mich verlangt zu meines Volkes Retter Dich, Land, seh' ich mit der Begeist'rung Blicken, Wo mir zuerst der Sonne Strahl erschien; Wo ich zuerst mit himmlischem Entzuͤcken Gefuͤhlt in mir des Lebens Funken gluͤhn; Wo ich den goͤttlichen Gedanken dachte, Der Liebe Zartgefuͤhl dies Herz umfing; Mir die Natur mit Mutterblicken lachte, Und mich umschlang der Menschheit heilger Ring; Die Gottheit mir erschien am festlichen Altare, Sich hell mir wechselten der Jugend frohe Jahre. Dies Land, das seines reichen Segens Fuͤlle Auf mich, die es erzeugt in seinem Schooß, Die es bedeckt mit muͤtterlicher Huͤlle, Auf mich mit liebevoller Hand ergoß. – Dies Land seh' ich bedraͤngt vom Zorn der Goͤt- ter, Belastet mit des Schicksals schwerem Fluch; – Und mich verlangt zu meines Volkes Retter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#IPH"> <pb facs="#f0176" n="168"/> <p>Dich, Land, seh' ich mit der Begeist'rung<lb/> Blicken,<lb/> Wo mir zuerst der Sonne Strahl erschien;<lb/> Wo ich zuerst mit himmlischem Entzuͤcken<lb/> Gefuͤhlt in mir des Lebens Funken gluͤhn;<lb/> Wo ich den goͤttlichen Gedanken dachte,<lb/> Der Liebe Zartgefuͤhl dies Herz umfing;<lb/> Mir die Natur mit Mutterblicken lachte,<lb/> Und mich umschlang der Menschheit heilger Ring;<lb/> Die Gottheit mir erschien am festlichen Altare,<lb/> Sich hell mir wechselten der Jugend frohe Jahre.</p><lb/> <p>Dies Land, das seines reichen Segens Fuͤlle<lb/> Auf mich, die es erzeugt in seinem Schooß,<lb/> Die es bedeckt mit muͤtterlicher Huͤlle,<lb/> Auf mich mit liebevoller Hand ergoß. –<lb/><hi rendition="#g">Dies</hi> Land seh' ich bedraͤngt vom Zorn der Goͤt-<lb/> ter,<lb/> Belastet mit des Schicksals schwerem Fluch; –<lb/> Und <hi rendition="#g">mich</hi> verlangt zu meines Volkes Retter<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0176]
Dich, Land, seh' ich mit der Begeist'rung
Blicken,
Wo mir zuerst der Sonne Strahl erschien;
Wo ich zuerst mit himmlischem Entzuͤcken
Gefuͤhlt in mir des Lebens Funken gluͤhn;
Wo ich den goͤttlichen Gedanken dachte,
Der Liebe Zartgefuͤhl dies Herz umfing;
Mir die Natur mit Mutterblicken lachte,
Und mich umschlang der Menschheit heilger Ring;
Die Gottheit mir erschien am festlichen Altare,
Sich hell mir wechselten der Jugend frohe Jahre.
Dies Land, das seines reichen Segens Fuͤlle
Auf mich, die es erzeugt in seinem Schooß,
Die es bedeckt mit muͤtterlicher Huͤlle,
Auf mich mit liebevoller Hand ergoß. –
Dies Land seh' ich bedraͤngt vom Zorn der Goͤt-
ter,
Belastet mit des Schicksals schwerem Fluch; –
Und mich verlangt zu meines Volkes Retter
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