Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Die allgemeine Sorg' auf starken Schultern ruht. Du hast sie übernommen; thu', was dir Geliebt; doch denk' an deine Pflicht! - Agamemnon. Was drängt, Ihr Grausamen, was drängt ihr so mein Herz? - Verlaßt mich! Ueberlasset jetzt mich meinem Unnennbar tief gedrungnen Schmerz allein. Was ich beschließe, das erfodert Zeit. Es ist kein Rath zu einem Kampf, den ich Mit einem Feind beginne, dem ich gleich An Macht, mit dem ich gleich an Waffen streite. Nein! Der Feind, der mich bekämpft, ist das Ge- schick; Zwar, wie es scheint, in meine Macht gegeben; doch
Die allgemeine Sorg' auf starken Schultern ruht. Du hast sie uͤbernommen; thu', was dir Geliebt; doch denk' an deine Pflicht! – Agamemnon. Was draͤngt, Ihr Grausamen, was draͤngt ihr so mein Herz? – Verlaßt mich! Ueberlasset jetzt mich meinem Unnennbar tief gedrungnen Schmerz allein. Was ich beschließe, das erfodert Zeit. Es ist kein Rath zu einem Kampf, den ich Mit einem Feind beginne, dem ich gleich An Macht, mit dem ich gleich an Waffen streite. Nein! Der Feind, der mich bekaͤmpft, ist das Ge- schick; Zwar, wie es scheint, in meine Macht gegeben; doch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEN"> <p><pb facs="#f0045" n="37"/> Die allgemeine Sorg' auf starken Schultern<lb/> ruht.<lb/> Du hast sie uͤbernommen; thu', was dir<lb/> Geliebt; doch denk' an deine Pflicht! –</p> </sp><lb/> <sp who="#AGA"> <speaker><hi rendition="#g">Agamemnon</hi>.</speaker><lb/> <p>Was draͤngt,<lb/> Ihr Grausamen, was draͤngt ihr so mein<lb/> Herz? –<lb/> Verlaßt mich! Ueberlasset jetzt mich meinem<lb/> Unnennbar tief gedrungnen Schmerz allein.<lb/> Was ich beschließe, das erfodert Zeit.<lb/> Es ist kein Rath zu einem Kampf, den ich<lb/> Mit einem Feind beginne, dem ich gleich<lb/> An Macht, mit dem ich gleich an Waffen streite.<lb/> Nein!<lb/> Der Feind, der mich bekaͤmpft, ist das Ge-<lb/> schick;<lb/> Zwar, wie es scheint, in meine Macht gegeben;<lb/> doch<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0045]
Die allgemeine Sorg' auf starken Schultern
ruht.
Du hast sie uͤbernommen; thu', was dir
Geliebt; doch denk' an deine Pflicht! –
Agamemnon.
Was draͤngt,
Ihr Grausamen, was draͤngt ihr so mein
Herz? –
Verlaßt mich! Ueberlasset jetzt mich meinem
Unnennbar tief gedrungnen Schmerz allein.
Was ich beschließe, das erfodert Zeit.
Es ist kein Rath zu einem Kampf, den ich
Mit einem Feind beginne, dem ich gleich
An Macht, mit dem ich gleich an Waffen streite.
Nein!
Der Feind, der mich bekaͤmpft, ist das Ge-
schick;
Zwar, wie es scheint, in meine Macht gegeben;
doch
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