Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Die Götter selbst gelebt, da sie noch auf Der Erde wandelten. - mit immermehr steigendem Affect bis ans Ende Doch ich - der Vater! - Ich, der einst war ein hochgepries'ner König Vor dem Argiver Volk, zu dem mit Hofnung Und sicherem Vertraun das ganze Hellas Erhob den sehnsuchtsvollen Blick, - ich, der Ihm, in der Noth, zur Rettung Hülfe schwur, Ich soll, dem zweifelhaften, trügerischen Glück Es überlassend, ruhmlos, wie ein feiger Entflohner Miethling, leben, o der Schande! In des verrathnen Vaterlandes Schooß! - Flieh, Agamemnon! fliehe vor dir selbst! Flieh vor dem Anblick deiner Tochter! Nur Zum Zeugniß eigner Schmach wirst du ihr Da- seyn dir Verewigen; mit eigner Hand wirst du Auf ihre Stirn der Schande Brandmaal drücken; Auf ewig wird sie seufzen, jammern müssen,
Die Goͤtter selbst gelebt, da sie noch auf Der Erde wandelten. – mit immermehr steigendem Affect bis ans Ende Doch ich – der Vater! – Ich, der einst war ein hochgepries'ner Koͤnig Vor dem Argiver Volk, zu dem mit Hofnung Und sicherem Vertraun das ganze Hellas Erhob den sehnsuchtsvollen Blick, – ich, der Ihm, in der Noth, zur Rettung Huͤlfe schwur, Ich soll, dem zweifelhaften, truͤgerischen Gluͤck Es uͤberlassend, ruhmlos, wie ein feiger Entflohner Miethling, leben, o der Schande! In des verrathnen Vaterlandes Schooß! – Flieh, Agamemnon! fliehe vor dir selbst! Flieh vor dem Anblick deiner Tochter! Nur Zum Zeugniß eigner Schmach wirst du ihr Da- seyn dir Verewigen; mit eigner Hand wirst du Auf ihre Stirn der Schande Brandmaal druͤcken; Auf ewig wird sie seufzen, jammern muͤssen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#AGA"> <p><pb facs="#f0050" n="42"/> Die Goͤtter selbst gelebt, da sie noch auf<lb/> Der Erde wandelten. –<lb/><stage>mit immermehr steigendem Affect bis ans Ende</stage><lb/> Doch ich – der Vater! –<lb/> Ich, der einst war ein hochgepries'ner Koͤnig<lb/> Vor dem Argiver Volk, zu dem mit Hofnung<lb/> Und sicherem Vertraun das ganze Hellas<lb/> Erhob den sehnsuchtsvollen Blick, – ich, der<lb/> Ihm, in der Noth, zur Rettung Huͤlfe schwur,<lb/> Ich soll, dem zweifelhaften, truͤgerischen Gluͤck<lb/> Es uͤberlassend, ruhmlos, wie ein feiger<lb/> Entflohner Miethling, <hi rendition="#g">leben</hi>, o der Schande!<lb/> In des verrathnen Vaterlandes Schooß! –<lb/> Flieh, Agamemnon! fliehe vor dir selbst!<lb/> Flieh vor dem Anblick deiner Tochter! Nur<lb/> Zum Zeugniß eigner Schmach wirst du ihr Da-<lb/> seyn dir<lb/> Verewigen; mit eigner Hand wirst du<lb/> Auf ihre Stirn der Schande Brandmaal druͤcken;<lb/> Auf ewig wird sie seufzen, jammern muͤssen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0050]
Die Goͤtter selbst gelebt, da sie noch auf
Der Erde wandelten. –
mit immermehr steigendem Affect bis ans Ende
Doch ich – der Vater! –
Ich, der einst war ein hochgepries'ner Koͤnig
Vor dem Argiver Volk, zu dem mit Hofnung
Und sicherem Vertraun das ganze Hellas
Erhob den sehnsuchtsvollen Blick, – ich, der
Ihm, in der Noth, zur Rettung Huͤlfe schwur,
Ich soll, dem zweifelhaften, truͤgerischen Gluͤck
Es uͤberlassend, ruhmlos, wie ein feiger
Entflohner Miethling, leben, o der Schande!
In des verrathnen Vaterlandes Schooß! –
Flieh, Agamemnon! fliehe vor dir selbst!
Flieh vor dem Anblick deiner Tochter! Nur
Zum Zeugniß eigner Schmach wirst du ihr Da-
seyn dir
Verewigen; mit eigner Hand wirst du
Auf ihre Stirn der Schande Brandmaal druͤcken;
Auf ewig wird sie seufzen, jammern muͤssen,
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