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Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.

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Entsteigt der Flur, dem Hain. - Hinaus, hinaus!
Hin an den Busen der Natur! - Es quillt
Die Freude mir aus ihrer Mutterbrust;
Von ihrem holden Angesichte lacht
Mir hell und ungetrübt die Wonn' entgegen;
Mit keinem Klageton vermischt, erschallt
Ihr heiliger Gesang in mein erfreutes Herz. -
Wie sie mir winken, mit dem hold verschämten
Blick,
Die keuschen Rosen! Wie sich so bescheiden
Der Lilien balsamreicher Kelch geöffnet,
Gekleidet in der Unschuld reinstem Glanz! -
Der Lorbeer rauscht, und Zephyr's sanfter Hauch
Durchsäuselt mir der Liebe heilig Laub. -
Fort! hin zu euch, ihr Freunde meiner Jugend!
Gepflückt mit reiner Hand - von euch, und nur
Von euch erborgt die Jungfrau ihren schönsten
Schmuck. -

Hüpfend eilt sie durch die Säulenöffnungen in die Flur, wo
man sie im Hintergrunde der Bühne Blumen pflücken sieht.
Entsteigt der Flur, dem Hain. – Hinaus, hinaus!
Hin an den Busen der Natur! – Es quillt
Die Freude mir aus ihrer Mutterbrust;
Von ihrem holden Angesichte lacht
Mir hell und ungetruͤbt die Wonn' entgegen;
Mit keinem Klageton vermischt, erschallt
Ihr heiliger Gesang in mein erfreutes Herz. –
Wie sie mir winken, mit dem hold verschaͤmten
Blick,
Die keuschen Rosen! Wie sich so bescheiden
Der Lilien balsamreicher Kelch geoͤffnet,
Gekleidet in der Unschuld reinstem Glanz! –
Der Lorbeer rauscht, und Zephyr's sanfter Hauch
Durchsaͤuselt mir der Liebe heilig Laub. –
Fort! hin zu euch, ihr Freunde meiner Jugend!
Gepfluͤckt mit reiner Hand – von euch, und nur
Von euch erborgt die Jungfrau ihren schoͤnsten
Schmuck. –

Huͤpfend eilt sie durch die Saͤulenoͤffnungen in die Flur, wo
man sie im Hintergrunde der Buͤhne Blumen pfluͤcken sieht.
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[52/0060] Entsteigt der Flur, dem Hain. – Hinaus, hinaus! Hin an den Busen der Natur! – Es quillt Die Freude mir aus ihrer Mutterbrust; Von ihrem holden Angesichte lacht Mir hell und ungetruͤbt die Wonn' entgegen; Mit keinem Klageton vermischt, erschallt Ihr heiliger Gesang in mein erfreutes Herz. – Wie sie mir winken, mit dem hold verschaͤmten Blick, Die keuschen Rosen! Wie sich so bescheiden Der Lilien balsamreicher Kelch geoͤffnet, Gekleidet in der Unschuld reinstem Glanz! – Der Lorbeer rauscht, und Zephyr's sanfter Hauch Durchsaͤuselt mir der Liebe heilig Laub. – Fort! hin zu euch, ihr Freunde meiner Jugend! Gepfluͤckt mit reiner Hand – von euch, und nur Von euch erborgt die Jungfrau ihren schoͤnsten Schmuck. – Huͤpfend eilt sie durch die Saͤulenoͤffnungen in die Flur, wo man sie im Hintergrunde der Buͤhne Blumen pfluͤcken sieht.

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Zitationshilfe: Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/60>, abgerufen am 15.05.2024.