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Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.

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Ihr guten Götter! Dank! - dort - dort er-
blick'
Ich sie, ein wohlbewahrtes Kleinod, in
Dem heilgen Mutterschooße der Natur. -
Wie unbewußt des mütterlichen Kummers,
Die Nymphe dieses Thals, sie froh durchtanzt
Die Blumenau'! - O glücklich, selig Loos
Der unschuldvollen Jugend, die noch nichts
Empfindet von des Lebens schwerer Müh';
Von jenem Sturme noch nichts ahnet, der,
Mit ungebeugter Kraft, das Glück der Sterblichen
Zerstört! - Nur sie, die guten Götter, sieht
Ihr Aug', verehrt ihr liebend Herz mit heilger
Scheu;
Nicht jene furchtbarn Mächte fürchtet sie,
Die, sonder Maaß und Ziel, verhängen über das
Geschlecht der Erdenkinder ihres Zorns
Unaufgehaltne Wuth. - O laßt, ihr Himm-
lischen,
Ihr ganzes Leben seyn, wie ihres Daseyns hell
Ihr guten Goͤtter! Dank! – dort – dort er-
blick'
Ich sie, ein wohlbewahrtes Kleinod, in
Dem heilgen Mutterschooße der Natur. –
Wie unbewußt des muͤtterlichen Kummers,
Die Nymphe dieses Thals, sie froh durchtanzt
Die Blumenau'! – O gluͤcklich, selig Loos
Der unschuldvollen Jugend, die noch nichts
Empfindet von des Lebens schwerer Muͤh';
Von jenem Sturme noch nichts ahnet, der,
Mit ungebeugter Kraft, das Gluͤck der Sterblichen
Zerstoͤrt! – Nur sie, die guten Goͤtter, sieht
Ihr Aug', verehrt ihr liebend Herz mit heilger
Scheu;
Nicht jene furchtbarn Maͤchte fuͤrchtet sie,
Die, sonder Maaß und Ziel, verhaͤngen uͤber das
Geschlecht der Erdenkinder ihres Zorns
Unaufgehaltne Wuth. – O laßt, ihr Himm-
lischen,
Ihr ganzes Leben seyn, wie ihres Daseyns hell
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[54/0062] Ihr guten Goͤtter! Dank! – dort – dort er- blick' Ich sie, ein wohlbewahrtes Kleinod, in Dem heilgen Mutterschooße der Natur. – Wie unbewußt des muͤtterlichen Kummers, Die Nymphe dieses Thals, sie froh durchtanzt Die Blumenau'! – O gluͤcklich, selig Loos Der unschuldvollen Jugend, die noch nichts Empfindet von des Lebens schwerer Muͤh'; Von jenem Sturme noch nichts ahnet, der, Mit ungebeugter Kraft, das Gluͤck der Sterblichen Zerstoͤrt! – Nur sie, die guten Goͤtter, sieht Ihr Aug', verehrt ihr liebend Herz mit heilger Scheu; Nicht jene furchtbarn Maͤchte fuͤrchtet sie, Die, sonder Maaß und Ziel, verhaͤngen uͤber das Geschlecht der Erdenkinder ihres Zorns Unaufgehaltne Wuth. – O laßt, ihr Himm- lischen, Ihr ganzes Leben seyn, wie ihres Daseyns hell

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Zitationshilfe: Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/levezow_iphigenia_1805/62>, abgerufen am 15.05.2024.