Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Ich wünschte doch, du schlummertest noch sanft. - Sieh, diese Blumen wollt' ich dir, bevor Du noch erwacht, aufs mütterliche Lager streun, Damit ihr süßer Duft dein Herz erquickte, Und wenn der erste Strahl Aurorens dein Gemach erhellen würde, gleich dein Blick Auf meiner Liebe schuldlos Opfer fiele. - Klytämnestra. Nimm diesen Kuß zum Dank dafür. Wie lohnt Mich deiner reinen Liebe Hochgenuß! - Wie süßt er jede Bitterkeit des Lebens mir! - Und dennoch, Iphigenia, - vergieb Dem Mutterherzen diese bange Furcht - Wenn einst des Schicksals mächtge Hand - denn ach! Zu schwer traf sie von jeher das Geschlecht, Dem du entsprossen - auch sich wider dich Erhöb', auch du dem zürnenden Geschick Ein unverschuldet Opfer fielst -
Ich wuͤnschte doch, du schlummertest noch sanft. – Sieh, diese Blumen wollt' ich dir, bevor Du noch erwacht, aufs muͤtterliche Lager streun, Damit ihr suͤßer Duft dein Herz erquickte, Und wenn der erste Strahl Aurorens dein Gemach erhellen wuͤrde, gleich dein Blick Auf meiner Liebe schuldlos Opfer fiele. – Klytaͤmnestra. Nimm diesen Kuß zum Dank dafuͤr. Wie lohnt Mich deiner reinen Liebe Hochgenuß! – Wie suͤßt er jede Bitterkeit des Lebens mir! – Und dennoch, Iphigenia, – vergieb Dem Mutterherzen diese bange Furcht – Wenn einst des Schicksals maͤchtge Hand – denn ach! Zu schwer traf sie von jeher das Geschlecht, Dem du entsprossen – auch sich wider dich Erhoͤb', auch du dem zuͤrnenden Geschick Ein unverschuldet Opfer fielst – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#IPH"> <p><pb facs="#f0064" n="56"/> Ich wuͤnschte doch, du schlummertest noch sanft. –<lb/> Sieh, diese Blumen wollt' ich dir, bevor<lb/> Du noch erwacht, aufs muͤtterliche Lager streun,<lb/> Damit ihr suͤßer Duft dein Herz erquickte,<lb/> Und wenn der erste Strahl Aurorens dein<lb/> Gemach erhellen wuͤrde, gleich dein Blick<lb/> Auf meiner Liebe schuldlos Opfer fiele. –</p> </sp><lb/> <sp who="#KLY"> <speaker><hi rendition="#g">Klytaͤmnestra</hi>.</speaker><lb/> <p>Nimm diesen Kuß zum Dank dafuͤr. Wie lohnt<lb/> Mich deiner reinen Liebe Hochgenuß! –<lb/> Wie suͤßt er jede Bitterkeit des Lebens mir! –<lb/> Und dennoch, Iphigenia, – vergieb<lb/> Dem Mutterherzen diese bange Furcht –<lb/> Wenn einst des Schicksals maͤchtge Hand – denn<lb/> ach!<lb/> Zu schwer traf sie von jeher das Geschlecht,<lb/> Dem du entsprossen – auch sich wider dich<lb/> Erhoͤb', auch du dem zuͤrnenden Geschick<lb/> Ein unverschuldet Opfer fielst –</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0064]
Ich wuͤnschte doch, du schlummertest noch sanft. –
Sieh, diese Blumen wollt' ich dir, bevor
Du noch erwacht, aufs muͤtterliche Lager streun,
Damit ihr suͤßer Duft dein Herz erquickte,
Und wenn der erste Strahl Aurorens dein
Gemach erhellen wuͤrde, gleich dein Blick
Auf meiner Liebe schuldlos Opfer fiele. –
Klytaͤmnestra.
Nimm diesen Kuß zum Dank dafuͤr. Wie lohnt
Mich deiner reinen Liebe Hochgenuß! –
Wie suͤßt er jede Bitterkeit des Lebens mir! –
Und dennoch, Iphigenia, – vergieb
Dem Mutterherzen diese bange Furcht –
Wenn einst des Schicksals maͤchtge Hand – denn
ach!
Zu schwer traf sie von jeher das Geschlecht,
Dem du entsprossen – auch sich wider dich
Erhoͤb', auch du dem zuͤrnenden Geschick
Ein unverschuldet Opfer fielst –
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