Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.bedauerte sie, von Herzen bedauerte er sie. Was sollte aus ihr werden? Sie hatte, wie die Sachen standen, und bei des Vaters phlegmatischen Eigensinn, der das Nothwendige verhinderte, auf Vermögen nicht zu rechnen, sie hatte nichts Ordentliches gelernt, das heißt Nichts, was sich im Haushalt für eine Familie verwerthen ließ, denn sie war nicht wirthlich, nicht sparsam, und eine Dichterin war sie nach Samuel's Meinung vollends nicht. Die Proben, welche er im Litteraturblatt gesehen, liefen auf lauter Unklarheiten und schwache Nachahmungen aus. Was sollte aus ihr werden?ausdem armen,übelgeleiteten, übelberathenen Kinde, das von Herzen so gut, das im Grunde so gescheidt und auch so hübsch war. Er hatte geglaubt, sich ganz von seinem früheren Ideengange zu entfernen, und plötzlich befand er sich auf dem Punkte, von dem er ausgegangen war. Das erschreckte ihn. "Also doch!" -- sagte er. "Also doch!" -- bedauerte sie, von Herzen bedauerte er sie. Was sollte aus ihr werden? Sie hatte, wie die Sachen standen, und bei des Vaters phlegmatischen Eigensinn, der das Nothwendige verhinderte, auf Vermögen nicht zu rechnen, sie hatte nichts Ordentliches gelernt, das heißt Nichts, was sich im Haushalt für eine Familie verwerthen ließ, denn sie war nicht wirthlich, nicht sparsam, und eine Dichterin war sie nach Samuel’s Meinung vollends nicht. Die Proben, welche er im Litteraturblatt gesehen, liefen auf lauter Unklarheiten und schwache Nachahmungen aus. Was sollte aus ihr werden?ausdem armen,übelgeleiteten, übelberathenen Kinde, das von Herzen so gut, das im Grunde so gescheidt und auch so hübsch war. Er hatte geglaubt, sich ganz von seinem früheren Ideengange zu entfernen, und plötzlich befand er sich auf dem Punkte, von dem er ausgegangen war. Das erschreckte ihn. “Also doch!” — sagte er. “Also doch!” — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="92"/> bedauerte sie, von Herzen bedauerte er sie. Was sollte aus ihr werden? Sie hatte, wie die Sachen standen, und bei des Vaters phlegmatischen Eigensinn, der das Nothwendige verhinderte, auf Vermögen nicht zu rechnen, sie hatte nichts Ordentliches gelernt, das heißt Nichts, was sich im Haushalt für eine Familie verwerthen ließ, denn sie war nicht wirthlich, nicht sparsam, und eine Dichterin war sie nach Samuel’s Meinung vollends nicht. Die Proben, welche er im Litteraturblatt gesehen, liefen auf lauter Unklarheiten und schwache Nachahmungen aus. Was sollte aus ihr werden?ausdem armen,übelgeleiteten, übelberathenen Kinde, das von Herzen so gut, das im Grunde so gescheidt und auch so hübsch war.</p> <p> Er hatte geglaubt, sich ganz von seinem früheren Ideengange zu entfernen, und plötzlich befand er sich auf dem Punkte, von dem er ausgegangen war. Das erschreckte ihn.</p> <p> “Also doch!” — sagte er. “Also doch!” — </p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0102]
bedauerte sie, von Herzen bedauerte er sie. Was sollte aus ihr werden? Sie hatte, wie die Sachen standen, und bei des Vaters phlegmatischen Eigensinn, der das Nothwendige verhinderte, auf Vermögen nicht zu rechnen, sie hatte nichts Ordentliches gelernt, das heißt Nichts, was sich im Haushalt für eine Familie verwerthen ließ, denn sie war nicht wirthlich, nicht sparsam, und eine Dichterin war sie nach Samuel’s Meinung vollends nicht. Die Proben, welche er im Litteraturblatt gesehen, liefen auf lauter Unklarheiten und schwache Nachahmungen aus. Was sollte aus ihr werden?ausdem armen,übelgeleiteten, übelberathenen Kinde, das von Herzen so gut, das im Grunde so gescheidt und auch so hübsch war.
Er hatte geglaubt, sich ganz von seinem früheren Ideengange zu entfernen, und plötzlich befand er sich auf dem Punkte, von dem er ausgegangen war. Das erschreckte ihn.
“Also doch!” — sagte er. “Also doch!” —
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