Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.und bitte Sie nur, diesen Artikel von Hellwig über einen neuen Roman zu lesen." Samuel nahm das Blatt. Die Recension war nicht unterzeichnet, trug auch Hellwig's Chiffre nicht, aber da er diese oftmals wechselte, und meist ohne Unterschrift kritisirte, waren das keine verneinenden Beweise, und Hellwig's Styl war zu bekannt, um sich nicht Jedem unwiderleglich kund zu geben. Er rühmte die Composition in hohem Grade, beschäftigte sich ausführlich mit dem Charakter des Helden, den er in seinen gewagtesten Doctrinen und Handlungen mit gewandter Sophistik vertrat, nannte das entsagende, sich opfernde Mädchen ein Weib, wie jeder Dichter es gekannt zu haben wünschen müßte, und empfahl das Buch und den ungenannten Verfasser der größten Beachtung der Lesenden. Der Redacteur schien zu einer Unterhaltung geneigt, Samuel aber entzog sich derselben. Ein Offizier, der sich an dem Tische niedergelassen, und bitte Sie nur, diesen Artikel von Hellwig über einen neuen Roman zu lesen.” Samuel nahm das Blatt. Die Recension war nicht unterzeichnet, trug auch Hellwig’s Chiffre nicht, aber da er diese oftmals wechselte, und meist ohne Unterschrift kritisirte, waren das keine verneinenden Beweise, und Hellwig’s Styl war zu bekannt, um sich nicht Jedem unwiderleglich kund zu geben. Er rühmte die Composition in hohem Grade, beschäftigte sich ausführlich mit dem Charakter des Helden, den er in seinen gewagtesten Doctrinen und Handlungen mit gewandter Sophistik vertrat, nannte das entsagende, sich opfernde Mädchen ein Weib, wie jeder Dichter es gekannt zu haben wünschen müßte, und empfahl das Buch und den ungenannten Verfasser der größten Beachtung der Lesenden. Der Redacteur schien zu einer Unterhaltung geneigt, Samuel aber entzog sich derselben. Ein Offizier, der sich an dem Tische niedergelassen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0123" n="113"/> und bitte Sie nur, diesen Artikel von Hellwig über einen neuen Roman zu lesen.”</p> <p> Samuel nahm das Blatt. Die Recension war nicht unterzeichnet, trug auch Hellwig’s Chiffre nicht, aber da er diese oftmals wechselte, und meist ohne Unterschrift kritisirte, waren das keine verneinenden Beweise, und Hellwig’s Styl war zu bekannt, um sich nicht Jedem unwiderleglich kund zu geben. Er rühmte die Composition in hohem Grade, beschäftigte sich ausführlich mit dem Charakter des Helden, den er in seinen gewagtesten Doctrinen und Handlungen mit gewandter Sophistik vertrat, nannte das entsagende, sich opfernde Mädchen ein Weib, wie jeder Dichter es gekannt zu haben wünschen müßte, und empfahl das Buch und den ungenannten Verfasser der größten Beachtung der Lesenden.</p> <p> Der Redacteur schien zu einer Unterhaltung geneigt, Samuel aber entzog sich derselben. Ein Offizier, der sich an dem Tische niedergelassen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [113/0123]
und bitte Sie nur, diesen Artikel von Hellwig über einen neuen Roman zu lesen.”
Samuel nahm das Blatt. Die Recension war nicht unterzeichnet, trug auch Hellwig’s Chiffre nicht, aber da er diese oftmals wechselte, und meist ohne Unterschrift kritisirte, waren das keine verneinenden Beweise, und Hellwig’s Styl war zu bekannt, um sich nicht Jedem unwiderleglich kund zu geben. Er rühmte die Composition in hohem Grade, beschäftigte sich ausführlich mit dem Charakter des Helden, den er in seinen gewagtesten Doctrinen und Handlungen mit gewandter Sophistik vertrat, nannte das entsagende, sich opfernde Mädchen ein Weib, wie jeder Dichter es gekannt zu haben wünschen müßte, und empfahl das Buch und den ungenannten Verfasser der größten Beachtung der Lesenden.
Der Redacteur schien zu einer Unterhaltung geneigt, Samuel aber entzog sich derselben. Ein Offizier, der sich an dem Tische niedergelassen,
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