Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.war ihm verletzend, als höre er es vom Munde eines Dritten; denn das Wort, das unsere Lippen verläßt, tritt uns mit einer eigenen Selbständigkeit gegenüber, und was uns im Innern vertraut war, erscheint uns neu und fremd, wenn unser Ohr den Laut vernimmt. Aber er ließ sich davon nicht erweichen, und Willmar hielt vor ihm still, wie vor einer Macht, der er sich nicht mehr entziehen konnte, bis der Eintritt seiner Tochter ihm einen Ausweg darzubieten schien, und ihr mit Hast entgegengehend sagte er: "Adele! ist's wahr, daß Du hier nicht leben kannst? Sprich's aus, fühlst Du Dich unglücklich in Deiner Heimath?" Adele sah ihn mit Verwunderung an, aber ein Blick auf die Papiere und auf Samuel ließ sie errathen, was vorgegangen, und überwältigt von dem Momente, der sich ihr vielleicht nicht wieder bieten konnte, sagte sie: "Ja! sehr unglücklich!" war ihm verletzend, als höre er es vom Munde eines Dritten; denn das Wort, das unsere Lippen verläßt, tritt uns mit einer eigenen Selbständigkeit gegenüber, und was uns im Innern vertraut war, erscheint uns neu und fremd, wenn unser Ohr den Laut vernimmt. Aber er ließ sich davon nicht erweichen, und Willmar hielt vor ihm still, wie vor einer Macht, der er sich nicht mehr entziehen konnte, bis der Eintritt seiner Tochter ihm einen Ausweg darzubieten schien, und ihr mit Hast entgegengehend sagte er: “Adele! ist’s wahr, daß Du hier nicht leben kannst? Sprich’s aus, fühlst Du Dich unglücklich in Deiner Heimath?” Adele sah ihn mit Verwunderung an, aber ein Blick auf die Papiere und auf Samuel ließ sie errathen, was vorgegangen, und überwältigt von dem Momente, der sich ihr vielleicht nicht wieder bieten konnte, sagte sie: “Ja! sehr unglücklich!” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0145" n="135"/> war ihm verletzend, als höre er es vom Munde eines Dritten; denn das Wort, das unsere Lippen verläßt, tritt uns mit einer eigenen Selbständigkeit gegenüber, und was uns im Innern vertraut war, erscheint uns neu und fremd, wenn unser Ohr den Laut vernimmt. Aber er ließ sich davon nicht erweichen, und Willmar hielt vor ihm still, wie vor einer Macht, der er sich nicht mehr entziehen konnte, bis der Eintritt seiner Tochter ihm einen Ausweg darzubieten schien, und ihr mit Hast entgegengehend sagte er: “Adele! ist’s wahr, daß Du hier nicht leben kannst? Sprich’s aus, fühlst Du Dich unglücklich in Deiner Heimath?”</p> <p> Adele sah ihn mit Verwunderung an, aber ein Blick auf die Papiere und auf Samuel ließ sie errathen, was vorgegangen, und überwältigt von dem Momente, der sich ihr vielleicht nicht wieder bieten konnte, sagte sie: “Ja! sehr unglücklich!” </p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0145]
war ihm verletzend, als höre er es vom Munde eines Dritten; denn das Wort, das unsere Lippen verläßt, tritt uns mit einer eigenen Selbständigkeit gegenüber, und was uns im Innern vertraut war, erscheint uns neu und fremd, wenn unser Ohr den Laut vernimmt. Aber er ließ sich davon nicht erweichen, und Willmar hielt vor ihm still, wie vor einer Macht, der er sich nicht mehr entziehen konnte, bis der Eintritt seiner Tochter ihm einen Ausweg darzubieten schien, und ihr mit Hast entgegengehend sagte er: “Adele! ist’s wahr, daß Du hier nicht leben kannst? Sprich’s aus, fühlst Du Dich unglücklich in Deiner Heimath?”
Adele sah ihn mit Verwunderung an, aber ein Blick auf die Papiere und auf Samuel ließ sie errathen, was vorgegangen, und überwältigt von dem Momente, der sich ihr vielleicht nicht wieder bieten konnte, sagte sie: “Ja! sehr unglücklich!”
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