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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

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Mit einer gewissen Sparsamkeit konnte es den Eltern nicht schwer fallen, die gewohnte Lebensweise annähernd fortzusetzen, die Kinder gut zu erziehen, und von den glücklichen Anlagen dieser beiden Kinder, erwartete Frau Willmar die Umgestaltung aller Verhältnisse, die sie verbessert zu sehen wünschte. Gab man nicht mehr Mittagsf3/4ten, wie in des alten Willmar's Zeiten, so brauchte man sich die Abendgesellschaften doch nicht zu versagen, bei denen es mehr auf geistige als leibliche Genüsse abgesehen war. Fehlten dem Hause jetzt Gäste wie Goethe und seine Zeitgenossen, so kamen doch noch immer eine Anzahl von Personen um den Theetisch der Frau Willmar zusammen, denen man eine ästhetische Bildung, Theilnahme an Litteratur und Kunst, nicht absprechen konnte, und da Herr Willmar aus der Verlassenschaft des Vaters, eine litterarische Zeitung übernommen und aufrecht erhalten hatte, fanden sich oftmals auch junge Schriftsteller in

Mit einer gewissen Sparsamkeit konnte es den Eltern nicht schwer fallen, die gewohnte Lebensweise annähernd fortzusetzen, die Kinder gut zu erziehen, und von den glücklichen Anlagen dieser beiden Kinder, erwartete Frau Willmar die Umgestaltung aller Verhältnisse, die sie verbessert zu sehen wünschte. Gab man nicht mehr Mittagsf¾ten, wie in des alten Willmar’s Zeiten, so brauchte man sich die Abendgesellschaften doch nicht zu versagen, bei denen es mehr auf geistige als leibliche Genüsse abgesehen war. Fehlten dem Hause jetzt Gäste wie Goethe und seine Zeitgenossen, so kamen doch noch immer eine Anzahl von Personen um den Theetisch der Frau Willmar zusammen, denen man eine ästhetische Bildung, Theilnahme an Litteratur und Kunst, nicht absprechen konnte, und da Herr Willmar aus der Verlassenschaft des Vaters, eine litterarische Zeitung übernommen und aufrecht erhalten hatte, fanden sich oftmals auch junge Schriftsteller in

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[5/0015] Mit einer gewissen Sparsamkeit konnte es den Eltern nicht schwer fallen, die gewohnte Lebensweise annähernd fortzusetzen, die Kinder gut zu erziehen, und von den glücklichen Anlagen dieser beiden Kinder, erwartete Frau Willmar die Umgestaltung aller Verhältnisse, die sie verbessert zu sehen wünschte. Gab man nicht mehr Mittagsf¾ten, wie in des alten Willmar’s Zeiten, so brauchte man sich die Abendgesellschaften doch nicht zu versagen, bei denen es mehr auf geistige als leibliche Genüsse abgesehen war. Fehlten dem Hause jetzt Gäste wie Goethe und seine Zeitgenossen, so kamen doch noch immer eine Anzahl von Personen um den Theetisch der Frau Willmar zusammen, denen man eine ästhetische Bildung, Theilnahme an Litteratur und Kunst, nicht absprechen konnte, und da Herr Willmar aus der Verlassenschaft des Vaters, eine litterarische Zeitung übernommen und aufrecht erhalten hatte, fanden sich oftmals auch junge Schriftsteller in

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/15>, abgerufen am 23.11.2024.