Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Dieser ließ lange warten, ehe er sich in das dritte Stockwerk hinauf bemühte, und trat dann mit der Frage in das Zimmer, ob den Damen Etwas fehle? "Können Sie mir sagen, wo Graf Reinthal wohnt?" fragte Adele. "Reinthal? Graf Reinthal?" wiederholte der Kellner, "soll das vielleicht der alte Gesandte sein?" "Eben der! es ist ein Freund von uns!" bestätigte sie mit sicherem Tone. Der Kellner sah sie verwundert an. "Der ist ja schon auf seinen Gütern vor Jahr und Tag gestorben!" antwortete er. "Mein Gott!" rief die Mutter, "und das haben wir nicht erfahren. Woran starb er denn? Er kann nicht alt gewesen sein! Er war nur wenig älter als der Vater!" "Das weiß ich nicht, Madame! Haben Sie sonst noch Etwas zu befehlen?" "Ja!" sagte Adele schnell, denn sie sah, daß der Dieser ließ lange warten, ehe er sich in das dritte Stockwerk hinauf bemühte, und trat dann mit der Frage in das Zimmer, ob den Damen Etwas fehle? “Können Sie mir sagen, wo Graf Reinthal wohnt?” fragte Adele. “Reinthal? Graf Reinthal?” wiederholte der Kellner, “soll das vielleicht der alte Gesandte sein?” “Eben der! es ist ein Freund von uns!” bestätigte sie mit sicherem Tone. Der Kellner sah sie verwundert an. “Der ist ja schon auf seinen Gütern vor Jahr und Tag gestorben!” antwortete er. “Mein Gott!” rief die Mutter, “und das haben wir nicht erfahren. Woran starb er denn? Er kann nicht alt gewesen sein! Er war nur wenig älter als der Vater!” “Das weiß ich nicht, Madame! Haben Sie sonst noch Etwas zu befehlen?” “Ja!” sagte Adele schnell, denn sie sah, daß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="157"/> Dieser ließ lange warten, ehe er sich in das dritte Stockwerk hinauf bemühte, und trat dann mit der Frage in das Zimmer, ob den Damen Etwas fehle?</p> <p> “Können Sie mir sagen, wo Graf Reinthal wohnt?” fragte Adele.</p> <p> “Reinthal? Graf Reinthal?” wiederholte der Kellner, “soll das vielleicht der alte Gesandte sein?”</p> <p> “Eben der! es ist ein Freund von uns!” bestätigte sie mit sicherem Tone.</p> <p> Der Kellner sah sie verwundert an. “Der ist ja schon auf seinen Gütern vor Jahr und Tag gestorben!” antwortete er.</p> <p> “Mein Gott!” rief die Mutter, “und das haben wir nicht erfahren. Woran starb er denn? Er kann nicht alt gewesen sein! Er war nur wenig älter als der Vater!”</p> <p> “Das weiß ich nicht, Madame! Haben Sie sonst noch Etwas zu befehlen?”</p> <p> “Ja!” sagte Adele schnell, denn sie sah, daß der </p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0167]
Dieser ließ lange warten, ehe er sich in das dritte Stockwerk hinauf bemühte, und trat dann mit der Frage in das Zimmer, ob den Damen Etwas fehle?
“Können Sie mir sagen, wo Graf Reinthal wohnt?” fragte Adele.
“Reinthal? Graf Reinthal?” wiederholte der Kellner, “soll das vielleicht der alte Gesandte sein?”
“Eben der! es ist ein Freund von uns!” bestätigte sie mit sicherem Tone.
Der Kellner sah sie verwundert an. “Der ist ja schon auf seinen Gütern vor Jahr und Tag gestorben!” antwortete er.
“Mein Gott!” rief die Mutter, “und das haben wir nicht erfahren. Woran starb er denn? Er kann nicht alt gewesen sein! Er war nur wenig älter als der Vater!”
“Das weiß ich nicht, Madame! Haben Sie sonst noch Etwas zu befehlen?”
“Ja!” sagte Adele schnell, denn sie sah, daß der
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