Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

sich es gern gestanden, daß er noch ein hübscher Mann sei, aber so hoch verstieg er sich doch nicht, und nur daß er im allerbesten Alter und recht gesund und kräftig sei, das empfand er mit Vergnügen, als er sich in die Droschke setzte, Adele zur Reise abzuholen.

Eine Dame zur Reise abzuholen! Es machte Samuel einen ganz besonderen Eindruck! er genoß sich selbst in dieser Vorstellung.

Ein Mensch aber, der unschuldige Freude an sich selber findet, ist immer liebenswürdig! Adele sah ihn ganz verwundert an. Auch ihr erschien er als ein Anderer, und jetzt erst kam ihr der Gedanke, wie sonderbar es sei, daß sie mit Samuel reise; jetzt erst, da sie ihn so munter und vergnügt vor sich erblickte, fiel es ihr ein, war ihre Freunde davon denken würden? Indeß sie nannte den Einfall augenblicklich einen thörichten. Sie war über dreißig Jahre alt, Samuel hatte die erste Hälfte der Vierziger durchlebt, sie

sich es gern gestanden, daß er noch ein hübscher Mann sei, aber so hoch verstieg er sich doch nicht, und nur daß er im allerbesten Alter und recht gesund und kräftig sei, das empfand er mit Vergnügen, als er sich in die Droschke setzte, Adele zur Reise abzuholen.

Eine Dame zur Reise abzuholen! Es machte Samuel einen ganz besonderen Eindruck! er genoß sich selbst in dieser Vorstellung.

Ein Mensch aber, der unschuldige Freude an sich selber findet, ist immer liebenswürdig! Adele sah ihn ganz verwundert an. Auch ihr erschien er als ein Anderer, und jetzt erst kam ihr der Gedanke, wie sonderbar es sei, daß sie mit Samuel reise; jetzt erst, da sie ihn so munter und vergnügt vor sich erblickte, fiel es ihr ein, war ihre Freunde davon denken würden? Indeß sie nannte den Einfall augenblicklich einen thörichten. Sie war über dreißig Jahre alt, Samuel hatte die erste Hälfte der Vierziger durchlebt, sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="206"/>
sich es gern gestanden, daß er noch ein hübscher Mann sei, aber so hoch verstieg er sich doch nicht, und nur daß er im allerbesten Alter und recht gesund und kräftig sei, das empfand er mit Vergnügen, als er sich in die Droschke setzte, Adele zur Reise abzuholen.</p>
        <p>                                              Eine Dame zur Reise abzuholen! Es machte Samuel einen ganz besonderen Eindruck! er genoß sich selbst in dieser Vorstellung.</p>
        <p>                                      Ein Mensch aber, der unschuldige Freude an sich selber findet, ist immer liebenswürdig! Adele sah ihn ganz verwundert an. Auch ihr erschien er als ein Anderer, und jetzt erst kam ihr der Gedanke, wie sonderbar es sei, daß sie mit Samuel reise; jetzt erst, da sie ihn so munter und vergnügt vor sich erblickte, fiel es ihr ein, war ihre Freunde davon denken würden? Indeß sie nannte den Einfall augenblicklich einen thörichten. Sie war über dreißig Jahre alt, Samuel hatte die erste Hälfte der Vierziger durchlebt, sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0216] sich es gern gestanden, daß er noch ein hübscher Mann sei, aber so hoch verstieg er sich doch nicht, und nur daß er im allerbesten Alter und recht gesund und kräftig sei, das empfand er mit Vergnügen, als er sich in die Droschke setzte, Adele zur Reise abzuholen. Eine Dame zur Reise abzuholen! Es machte Samuel einen ganz besonderen Eindruck! er genoß sich selbst in dieser Vorstellung. Ein Mensch aber, der unschuldige Freude an sich selber findet, ist immer liebenswürdig! Adele sah ihn ganz verwundert an. Auch ihr erschien er als ein Anderer, und jetzt erst kam ihr der Gedanke, wie sonderbar es sei, daß sie mit Samuel reise; jetzt erst, da sie ihn so munter und vergnügt vor sich erblickte, fiel es ihr ein, war ihre Freunde davon denken würden? Indeß sie nannte den Einfall augenblicklich einen thörichten. Sie war über dreißig Jahre alt, Samuel hatte die erste Hälfte der Vierziger durchlebt, sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/216
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/216>, abgerufen am 23.11.2024.