Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Indeß er war nicht minder zornig als Adele. Es kränkte ihn, daß sie wie er es meinte, die Gelegenheit sich von ihm zu trennen, sogar schnell ergriffen. Nicht eine Stunde wollte er sie länger halten, sollte sie gegen ihre freie Neigung bei ihm bleiben. Er wollte vielmehr Alles thun, was nur in seinen Kräften stand, ihre Abreise zu beschleunigen und sie ihr bequem zu machen. Beide waren schweigsam, Beide dachten an die Trennung, und an das, was nachher kommen würde, obschon Keiner von ihnen sich von diesem Nachher ein Bild zu machen wußte. Nur traurig und lang und öde kam es ihnen vor. Als es sieben Uhr schlug, stand Adele auf und sagte, sie müsse packen gehen, weil der Eisenbahnzug so zeitig abfahre. "Wohin werden Sie sich zunächst wenden?" fragte Samuel. Sie war betroffen, denn sie merkte, daß sie noch gar nicht an ihr Reiseziel gedacht, und gewaltsam Indeß er war nicht minder zornig als Adele. Es kränkte ihn, daß sie wie er es meinte, die Gelegenheit sich von ihm zu trennen, sogar schnell ergriffen. Nicht eine Stunde wollte er sie länger halten, sollte sie gegen ihre freie Neigung bei ihm bleiben. Er wollte vielmehr Alles thun, was nur in seinen Kräften stand, ihre Abreise zu beschleunigen und sie ihr bequem zu machen. Beide waren schweigsam, Beide dachten an die Trennung, und an das, was nachher kommen würde, obschon Keiner von ihnen sich von diesem Nachher ein Bild zu machen wußte. Nur traurig und lang und öde kam es ihnen vor. Als es sieben Uhr schlug, stand Adele auf und sagte, sie müsse packen gehen, weil der Eisenbahnzug so zeitig abfahre. “Wohin werden Sie sich zunächst wenden?” fragte Samuel. Sie war betroffen, denn sie merkte, daß sie noch gar nicht an ihr Reiseziel gedacht, und gewaltsam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0260" n="250"/> <p> Indeß er war nicht minder zornig als Adele. Es kränkte ihn, daß sie wie er es meinte, die Gelegenheit sich von ihm zu trennen, sogar schnell ergriffen. Nicht eine Stunde wollte er sie länger halten, sollte sie gegen ihre freie Neigung bei ihm bleiben. Er wollte vielmehr Alles thun, was nur in seinen Kräften stand, ihre Abreise zu beschleunigen und sie ihr bequem zu machen.</p> <p> Beide waren schweigsam, Beide dachten an die Trennung, und an das, was nachher kommen würde, obschon Keiner von ihnen sich von diesem Nachher ein Bild zu machen wußte. Nur traurig und lang und öde kam es ihnen vor.</p> <p> Als es sieben Uhr schlug, stand Adele auf und sagte, sie müsse packen gehen, weil der Eisenbahnzug so zeitig abfahre.</p> <p> “Wohin werden Sie sich zunächst wenden?” fragte Samuel.</p> <p> Sie war betroffen, denn sie merkte, daß sie noch gar nicht an ihr Reiseziel gedacht, und gewaltsam </p> </div> </body> </text> </TEI> [250/0260]
Indeß er war nicht minder zornig als Adele. Es kränkte ihn, daß sie wie er es meinte, die Gelegenheit sich von ihm zu trennen, sogar schnell ergriffen. Nicht eine Stunde wollte er sie länger halten, sollte sie gegen ihre freie Neigung bei ihm bleiben. Er wollte vielmehr Alles thun, was nur in seinen Kräften stand, ihre Abreise zu beschleunigen und sie ihr bequem zu machen.
Beide waren schweigsam, Beide dachten an die Trennung, und an das, was nachher kommen würde, obschon Keiner von ihnen sich von diesem Nachher ein Bild zu machen wußte. Nur traurig und lang und öde kam es ihnen vor.
Als es sieben Uhr schlug, stand Adele auf und sagte, sie müsse packen gehen, weil der Eisenbahnzug so zeitig abfahre.
“Wohin werden Sie sich zunächst wenden?” fragte Samuel.
Sie war betroffen, denn sie merkte, daß sie noch gar nicht an ihr Reiseziel gedacht, und gewaltsam
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