Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864."Gar nicht!" antwortete sie, "wofür denn?" und auch Samuel sah jetzt auf die Uhr. Adelen schlug das Herz, die Augenblicke drängten. So oft hatte sie's erdacht, wie man eine Lösung wunderlicher Verhältnisse herbeiführt, wie man es fein und zart, und spannend und überraschend macht, sie hatte Glück in solchen Erfindungen gehabt, jetzt war Alles wie weggewischt, sie wußte sich selber nicht zu helfen. "Cousin!" hob sie an, aber was sie sagen wollte, war viel zu lang. Nur fünf Minuten fehlten noch; sobald der Zeiger auf halb acht wies, mußte Samuel sie ja unterbrechen, mußte sie ja fort. "Was wollten Sie sagen?" fragte er. Adele besann sich. "Ich?" sagte sie. "Ja! eben jetzt, Cousine!" "Ich," fing sie wieder an, --"ich weiß es nicht!" Da schlug's halb acht. “Gar nicht!” antwortete sie, “wofür denn?” und auch Samuel sah jetzt auf die Uhr. Adelen schlug das Herz, die Augenblicke drängten. So oft hatte sie’s erdacht, wie man eine Lösung wunderlicher Verhältnisse herbeiführt, wie man es fein und zart, und spannend und überraschend macht, sie hatte Glück in solchen Erfindungen gehabt, jetzt war Alles wie weggewischt, sie wußte sich selber nicht zu helfen. “Cousin!” hob sie an, aber was sie sagen wollte, war viel zu lang. Nur fünf Minuten fehlten noch; sobald der Zeiger auf halb acht wies, mußte Samuel sie ja unterbrechen, mußte sie ja fort. “Was wollten Sie sagen?” fragte er. Adele besann sich. “Ich?” sagte sie. “Ja! eben jetzt, Cousine!” “Ich,” fing sie wieder an, —“ich weiß es nicht!” Da schlug’s halb acht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0267" n="257"/> <p>“Gar nicht!” antwortete sie, “wofür denn?” und auch Samuel sah jetzt auf die Uhr.</p> <p> Adelen schlug das Herz, die Augenblicke drängten. So oft hatte sie’s erdacht, wie man eine Lösung wunderlicher Verhältnisse herbeiführt, wie man es fein und zart, und spannend und überraschend macht, sie hatte Glück in solchen Erfindungen gehabt, jetzt war Alles wie weggewischt, sie wußte sich selber nicht zu helfen.</p> <p> “Cousin!” hob sie an, aber was sie sagen wollte, war viel zu lang. Nur fünf Minuten fehlten noch; sobald der Zeiger auf halb acht wies, mußte Samuel sie ja unterbrechen, mußte sie ja fort.</p> <p> “Was wollten Sie sagen?” fragte er.</p> <p> Adele besann sich. “Ich?” sagte sie.</p> <p> “Ja! eben jetzt, Cousine!”</p> <p> “Ich,” fing sie wieder an, —“ich weiß es nicht!” Da schlug’s halb acht.</p> </div> </body> </text> </TEI> [257/0267]
“Gar nicht!” antwortete sie, “wofür denn?” und auch Samuel sah jetzt auf die Uhr.
Adelen schlug das Herz, die Augenblicke drängten. So oft hatte sie’s erdacht, wie man eine Lösung wunderlicher Verhältnisse herbeiführt, wie man es fein und zart, und spannend und überraschend macht, sie hatte Glück in solchen Erfindungen gehabt, jetzt war Alles wie weggewischt, sie wußte sich selber nicht zu helfen.
“Cousin!” hob sie an, aber was sie sagen wollte, war viel zu lang. Nur fünf Minuten fehlten noch; sobald der Zeiger auf halb acht wies, mußte Samuel sie ja unterbrechen, mußte sie ja fort.
“Was wollten Sie sagen?” fragte er.
Adele besann sich. “Ich?” sagte sie.
“Ja! eben jetzt, Cousine!”
“Ich,” fing sie wieder an, —“ich weiß es nicht!” Da schlug’s halb acht.
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