Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Verhältnisse ihm anerzogen, machte er sich an sein Werk. Zwei Wege lagen vor ihm. Er konnte seine gänzliche Unkenntniß eingestehen und Belehrung fordern, oder er mußte es durch schweigende Zurückhaltung verbergen, wie fremd ihm Alles war, und durch Beobachtung sich zu unterrichten suchen. Der erste Weg war leichter, aber der zweite sicherte ihm eine größere Autorität. Er wählte diesen letzteren. Seine abgeschlossene Persönlichkeit kam ihm dabei zu Hülfe, und es währte nicht lange, als man ihn bereits für einen Aufseher nahm, wo er sich selber nur noch als einen Lernenden empfand. Noch ehe drei Monate entschwunden waren, machte Samuel seinem Vetter die Erklärung, wie er bereit sei, sich der Buchhandlung zu widmen, unter der Bedingung, daß Willmar ihm die Mittel gebe, ein Jahr in einem großen Leipziger Geschäfte als Volontair zu arbeiten. Das wurde ihm zugestanden, er verließ das Haus seiner Verhältnisse ihm anerzogen, machte er sich an sein Werk. Zwei Wege lagen vor ihm. Er konnte seine gänzliche Unkenntniß eingestehen und Belehrung fordern, oder er mußte es durch schweigende Zurückhaltung verbergen, wie fremd ihm Alles war, und durch Beobachtung sich zu unterrichten suchen. Der erste Weg war leichter, aber der zweite sicherte ihm eine größere Autorität. Er wählte diesen letzteren. Seine abgeschlossene Persönlichkeit kam ihm dabei zu Hülfe, und es währte nicht lange, als man ihn bereits für einen Aufseher nahm, wo er sich selber nur noch als einen Lernenden empfand. Noch ehe drei Monate entschwunden waren, machte Samuel seinem Vetter die Erklärung, wie er bereit sei, sich der Buchhandlung zu widmen, unter der Bedingung, daß Willmar ihm die Mittel gebe, ein Jahr in einem großen Leipziger Geschäfte als Volontair zu arbeiten. Das wurde ihm zugestanden, er verließ das Haus seiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="25"/> Verhältnisse ihm anerzogen, machte er sich an sein Werk. Zwei Wege lagen vor ihm. Er konnte seine gänzliche Unkenntniß eingestehen und Belehrung fordern, oder er mußte es durch schweigende Zurückhaltung verbergen, wie fremd ihm Alles war, und durch Beobachtung sich zu unterrichten suchen. Der erste Weg war leichter, aber der zweite sicherte ihm eine größere Autorität. Er wählte diesen letzteren. Seine abgeschlossene Persönlichkeit kam ihm dabei zu Hülfe, und es währte nicht lange, als man ihn bereits für einen Aufseher nahm, wo er sich selber nur noch als einen Lernenden empfand.</p> <p> Noch ehe drei Monate entschwunden waren, machte Samuel seinem Vetter die Erklärung, wie er bereit sei, sich der Buchhandlung zu widmen, unter der Bedingung, daß Willmar ihm die Mittel gebe, ein Jahr in einem großen Leipziger Geschäfte als Volontair zu arbeiten. Das wurde ihm zugestanden, er verließ das Haus seiner </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0035]
Verhältnisse ihm anerzogen, machte er sich an sein Werk. Zwei Wege lagen vor ihm. Er konnte seine gänzliche Unkenntniß eingestehen und Belehrung fordern, oder er mußte es durch schweigende Zurückhaltung verbergen, wie fremd ihm Alles war, und durch Beobachtung sich zu unterrichten suchen. Der erste Weg war leichter, aber der zweite sicherte ihm eine größere Autorität. Er wählte diesen letzteren. Seine abgeschlossene Persönlichkeit kam ihm dabei zu Hülfe, und es währte nicht lange, als man ihn bereits für einen Aufseher nahm, wo er sich selber nur noch als einen Lernenden empfand.
Noch ehe drei Monate entschwunden waren, machte Samuel seinem Vetter die Erklärung, wie er bereit sei, sich der Buchhandlung zu widmen, unter der Bedingung, daß Willmar ihm die Mittel gebe, ein Jahr in einem großen Leipziger Geschäfte als Volontair zu arbeiten. Das wurde ihm zugestanden, er verließ das Haus seiner
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