Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie ließ es also geschehen, wenn Adele die halben Nächte mit Hellwig im Garten des Hauses umherging, sie lächelte zu dem Lobe, das er Adelen spendete, zu den zärtlichen Versen, die er für sie schrieb. Sank Adele ihr dann begeistert und leidenschaftlich in die Arme, so schloß sie die Tochter an das Herz, ermahnte sie zur Mäßigung, und flehte still des Himmels Segen auf eine Liebe herab, von der sie das Heil ihres einzigen Kindes erhoffte.

Aus einem Gaste ward Hellwig bald ein Hausgenosse. Er hatte den Wunsch ausgesprochen, ein begonnenes Drama in ruhiger Stille zu vollenden, und freundlich hatte der Vater ihm angeboten, den Pavillon des Gartens zu beziehen, den zu des alten Willmar Zeiten ein anderer geehrter Dichter als Gast bewohnt. Mit der reinsten Freude richtete Adele die kleinen Räume für ihn her, Tage und Wochen eines idyllischen Daseins vergingen ihr in der Nähe und in der Dienstbarkeit des Geliebten, sie schrieb seine Arbeiten

Sie ließ es also geschehen, wenn Adele die halben Nächte mit Hellwig im Garten des Hauses umherging, sie lächelte zu dem Lobe, das er Adelen spendete, zu den zärtlichen Versen, die er für sie schrieb. Sank Adele ihr dann begeistert und leidenschaftlich in die Arme, so schloß sie die Tochter an das Herz, ermahnte sie zur Mäßigung, und flehte still des Himmels Segen auf eine Liebe herab, von der sie das Heil ihres einzigen Kindes erhoffte.

Aus einem Gaste ward Hellwig bald ein Hausgenosse. Er hatte den Wunsch ausgesprochen, ein begonnenes Drama in ruhiger Stille zu vollenden, und freundlich hatte der Vater ihm angeboten, den Pavillon des Gartens zu beziehen, den zu des alten Willmar Zeiten ein anderer geehrter Dichter als Gast bewohnt. Mit der reinsten Freude richtete Adele die kleinen Räume für ihn her, Tage und Wochen eines idyllischen Daseins vergingen ihr in der Nähe und in der Dienstbarkeit des Geliebten, sie schrieb seine Arbeiten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0057" n="47"/>
        <p>    Sie ließ es also geschehen, wenn Adele die halben Nächte mit Hellwig im Garten des Hauses umherging, sie lächelte zu dem Lobe, das er Adelen spendete, zu den zärtlichen Versen, die er für sie schrieb. Sank Adele ihr dann begeistert und leidenschaftlich in die Arme, so schloß sie die Tochter an das Herz, ermahnte sie zur Mäßigung, und flehte still des Himmels Segen auf eine Liebe herab, von der sie das Heil ihres einzigen Kindes erhoffte.</p>
        <p>         Aus einem Gaste ward Hellwig bald ein Hausgenosse. Er hatte den Wunsch ausgesprochen, ein begonnenes Drama in ruhiger Stille zu vollenden, und freundlich hatte der Vater ihm angeboten, den Pavillon des Gartens zu beziehen, den zu des alten Willmar Zeiten ein anderer geehrter Dichter als Gast bewohnt. Mit der reinsten Freude richtete Adele die kleinen Räume für ihn her, Tage und Wochen eines idyllischen Daseins vergingen ihr in der Nähe und in der Dienstbarkeit des Geliebten, sie schrieb seine Arbeiten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0057] Sie ließ es also geschehen, wenn Adele die halben Nächte mit Hellwig im Garten des Hauses umherging, sie lächelte zu dem Lobe, das er Adelen spendete, zu den zärtlichen Versen, die er für sie schrieb. Sank Adele ihr dann begeistert und leidenschaftlich in die Arme, so schloß sie die Tochter an das Herz, ermahnte sie zur Mäßigung, und flehte still des Himmels Segen auf eine Liebe herab, von der sie das Heil ihres einzigen Kindes erhoffte. Aus einem Gaste ward Hellwig bald ein Hausgenosse. Er hatte den Wunsch ausgesprochen, ein begonnenes Drama in ruhiger Stille zu vollenden, und freundlich hatte der Vater ihm angeboten, den Pavillon des Gartens zu beziehen, den zu des alten Willmar Zeiten ein anderer geehrter Dichter als Gast bewohnt. Mit der reinsten Freude richtete Adele die kleinen Räume für ihn her, Tage und Wochen eines idyllischen Daseins vergingen ihr in der Nähe und in der Dienstbarkeit des Geliebten, sie schrieb seine Arbeiten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/57
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/57>, abgerufen am 24.11.2024.