Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864."Mein Kopf! Mein Kopf!" stöhnte Adele und brach in ein grelles Lachen aus, vor dessen schrillem Tone er zusammenfuhr. "Mäßige Dich, Adele!" sagte er anscheinend kalt, aber des Mädchens Zustand flößte ihm Angst ein. Er ergriff ihre Hand, Adele machte sich von ihm los und wollte entfliehen. Da umfaßte er sie, und hielt sie fest, und an seinem Herzen löste ihr wildes Lachen sich in Thränen auf, die ihm die Seele bewegten. Er bat sie, sich zu beruhigen, er sagte ihr, ihre Selbstverläugnung sei ihm so groß erschienen, daß er sie nicht zu fassen vermocht. Seine Liebe habe es nicht ertragen können, sie stärker zu finden, als er selbst es sei, nur sein weiches Herz, sein tiefes Empfinden habe sie anzuklagen. Er betheuerte ihr, wie schwer ihm die Trennung von ihr werde, schilderte ihr sein einsames Leben in der Welt, den Kampf und die Intriguen, denen er zu stehen habe, und pries wieder die stillen Tage in “Mein Kopf! Mein Kopf!” stöhnte Adele und brach in ein grelles Lachen aus, vor dessen schrillem Tone er zusammenfuhr. “Mäßige Dich, Adele!” sagte er anscheinend kalt, aber des Mädchens Zustand flößte ihm Angst ein. Er ergriff ihre Hand, Adele machte sich von ihm los und wollte entfliehen. Da umfaßte er sie, und hielt sie fest, und an seinem Herzen löste ihr wildes Lachen sich in Thränen auf, die ihm die Seele bewegten. Er bat sie, sich zu beruhigen, er sagte ihr, ihre Selbstverläugnung sei ihm so groß erschienen, daß er sie nicht zu fassen vermocht. Seine Liebe habe es nicht ertragen können, sie stärker zu finden, als er selbst es sei, nur sein weiches Herz, sein tiefes Empfinden habe sie anzuklagen. Er betheuerte ihr, wie schwer ihm die Trennung von ihr werde, schilderte ihr sein einsames Leben in der Welt, den Kampf und die Intriguen, denen er zu stehen habe, und pries wieder die stillen Tage in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="53"/> “Mein Kopf! Mein Kopf!” stöhnte Adele und brach in ein grelles Lachen aus, vor dessen schrillem Tone er zusammenfuhr.</p> <p> “Mäßige Dich, Adele!” sagte er anscheinend kalt, aber des Mädchens Zustand flößte ihm Angst ein. Er ergriff ihre Hand, Adele machte sich von ihm los und wollte entfliehen. Da umfaßte er sie, und hielt sie fest, und an seinem Herzen löste ihr wildes Lachen sich in Thränen auf, die ihm die Seele bewegten. Er bat sie, sich zu beruhigen, er sagte ihr, ihre Selbstverläugnung sei ihm so groß erschienen, daß er sie nicht zu fassen vermocht. Seine Liebe habe es nicht ertragen können, sie stärker zu finden, als er selbst es sei, nur sein weiches Herz, sein tiefes Empfinden habe sie anzuklagen. Er betheuerte ihr, wie schwer ihm die Trennung von ihr werde, schilderte ihr sein einsames Leben in der Welt, den Kampf und die Intriguen, denen er zu stehen habe, und pries wieder die stillen Tage in </p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0063]
“Mein Kopf! Mein Kopf!” stöhnte Adele und brach in ein grelles Lachen aus, vor dessen schrillem Tone er zusammenfuhr.
“Mäßige Dich, Adele!” sagte er anscheinend kalt, aber des Mädchens Zustand flößte ihm Angst ein. Er ergriff ihre Hand, Adele machte sich von ihm los und wollte entfliehen. Da umfaßte er sie, und hielt sie fest, und an seinem Herzen löste ihr wildes Lachen sich in Thränen auf, die ihm die Seele bewegten. Er bat sie, sich zu beruhigen, er sagte ihr, ihre Selbstverläugnung sei ihm so groß erschienen, daß er sie nicht zu fassen vermocht. Seine Liebe habe es nicht ertragen können, sie stärker zu finden, als er selbst es sei, nur sein weiches Herz, sein tiefes Empfinden habe sie anzuklagen. Er betheuerte ihr, wie schwer ihm die Trennung von ihr werde, schilderte ihr sein einsames Leben in der Welt, den Kampf und die Intriguen, denen er zu stehen habe, und pries wieder die stillen Tage in
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