Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.wurden, verlangte ihr Urtheil darüber, und ließ nicht selten ihre eigenthümlichen Bemerkungen, die eigene Lectüre sparend, mit der nöthigen Aenderung als die seinen drucken. Das schmeichelte Adelen in doppeltem Sinne, und gewöhnte ihren Verstand zur Kritik, während sie sich dabei zugleich die äußeren Umrisse von Hellwig's Styl zu eigen machte. Erst hatte sie nur fremde Werke unter seiner Aufsicht recensirt, dann begann sie die Arbeiten des Geliebten selbständig zu beurtheilen, wozu die Spalten des Litteraturblattes sich ihr willig öffneten. Willmar freute sich dieser Thätigkeit seiner Tochter, die Mutter verließ sich auf den lebhaften Briefwechsel zwischen Adelel und ihrem Freunde, und war beruhigt, wenn sie das Mädchen nur zufrieden sah. Einige Monate hindurch blieb Adele auch heiter. Man tadelte zwar in ihrer Heimath ihr Verhältniß zu Hellwig, ihre litterarische Beschäftigung und Hellwig's Einfluß auf das Journal, wurden, verlangte ihr Urtheil darüber, und ließ nicht selten ihre eigenthümlichen Bemerkungen, die eigene Lectüre sparend, mit der nöthigen Aenderung als die seinen drucken. Das schmeichelte Adelen in doppeltem Sinne, und gewöhnte ihren Verstand zur Kritik, während sie sich dabei zugleich die äußeren Umrisse von Hellwig’s Styl zu eigen machte. Erst hatte sie nur fremde Werke unter seiner Aufsicht recensirt, dann begann sie die Arbeiten des Geliebten selbständig zu beurtheilen, wozu die Spalten des Litteraturblattes sich ihr willig öffneten. Willmar freute sich dieser Thätigkeit seiner Tochter, die Mutter verließ sich auf den lebhaften Briefwechsel zwischen Adelel und ihrem Freunde, und war beruhigt, wenn sie das Mädchen nur zufrieden sah. Einige Monate hindurch blieb Adele auch heiter. Man tadelte zwar in ihrer Heimath ihr Verhältniß zu Hellwig, ihre litterarische Beschäftigung und Hellwig’s Einfluß auf das Journal, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="58"/> wurden, verlangte ihr Urtheil darüber, und ließ nicht selten ihre eigenthümlichen Bemerkungen, die eigene Lectüre sparend, mit der nöthigen Aenderung als die seinen drucken. Das schmeichelte Adelen in doppeltem Sinne, und gewöhnte ihren Verstand zur Kritik, während sie sich dabei zugleich die äußeren Umrisse von Hellwig’s Styl zu eigen machte. Erst hatte sie nur fremde Werke unter seiner Aufsicht recensirt, dann begann sie die Arbeiten des Geliebten selbständig zu beurtheilen, wozu die Spalten des Litteraturblattes sich ihr willig öffneten. Willmar freute sich dieser Thätigkeit seiner Tochter, die Mutter verließ sich auf den lebhaften Briefwechsel zwischen Adelel und ihrem Freunde, und war beruhigt, wenn sie das Mädchen nur zufrieden sah.</p> <p> Einige Monate hindurch blieb Adele auch heiter. Man tadelte zwar in ihrer Heimath ihr Verhältniß zu Hellwig, ihre litterarische Beschäftigung und Hellwig’s Einfluß auf das Journal, </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0068]
wurden, verlangte ihr Urtheil darüber, und ließ nicht selten ihre eigenthümlichen Bemerkungen, die eigene Lectüre sparend, mit der nöthigen Aenderung als die seinen drucken. Das schmeichelte Adelen in doppeltem Sinne, und gewöhnte ihren Verstand zur Kritik, während sie sich dabei zugleich die äußeren Umrisse von Hellwig’s Styl zu eigen machte. Erst hatte sie nur fremde Werke unter seiner Aufsicht recensirt, dann begann sie die Arbeiten des Geliebten selbständig zu beurtheilen, wozu die Spalten des Litteraturblattes sich ihr willig öffneten. Willmar freute sich dieser Thätigkeit seiner Tochter, die Mutter verließ sich auf den lebhaften Briefwechsel zwischen Adelel und ihrem Freunde, und war beruhigt, wenn sie das Mädchen nur zufrieden sah.
Einige Monate hindurch blieb Adele auch heiter. Man tadelte zwar in ihrer Heimath ihr Verhältniß zu Hellwig, ihre litterarische Beschäftigung und Hellwig’s Einfluß auf das Journal,
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