Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Er hatte das kleine Format, die engen Zeilen aufgegeben, in denen er ihr sonst zu schreiben pflegte. Das große Quartblatt, die breiten Linien mit den großen, prächtigen Buchstaben sahen triumphirend aus, als sprächen sie aller Beschränkung Hohn und freuten sich ihrer Ungebundenheit. Auch die Anrede war verändert. Niemals zuvor hatte Hellwig Adele seine treue, theure Freundin genannt. Ihre Hände zitterten bei dieser Aufschrift. Mit festen, klaren Worten sagte er ihr, daß er ihr eine Wendung seines Schiksals zu verkünden habe, an der ihr Herz ihm den gewohnten Antheil nicht versagen werde. Er habe ihr bisher von einer Bekanntschaft nicht sprechen mögen, die er vor einigen Monaten gemacht, weil der Eindruck, den er von derselben gehabt, ihm überraschend und verwirrend gewesen sei, und weil er sich nicht habe entschließen können, vor Adelen als ein in sich nicht klarer Mann zu erscheinen. Ferdinande sei nicht jung, nicht Er hatte das kleine Format, die engen Zeilen aufgegeben, in denen er ihr sonst zu schreiben pflegte. Das große Quartblatt, die breiten Linien mit den großen, prächtigen Buchstaben sahen triumphirend aus, als sprächen sie aller Beschränkung Hohn und freuten sich ihrer Ungebundenheit. Auch die Anrede war verändert. Niemals zuvor hatte Hellwig Adele seine treue, theure Freundin genannt. Ihre Hände zitterten bei dieser Aufschrift. Mit festen, klaren Worten sagte er ihr, daß er ihr eine Wendung seines Schiksals zu verkünden habe, an der ihr Herz ihm den gewohnten Antheil nicht versagen werde. Er habe ihr bisher von einer Bekanntschaft nicht sprechen mögen, die er vor einigen Monaten gemacht, weil der Eindruck, den er von derselben gehabt, ihm überraschend und verwirrend gewesen sei, und weil er sich nicht habe entschließen können, vor Adelen als ein in sich nicht klarer Mann zu erscheinen. Ferdinande sei nicht jung, nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0073" n="63"/> </p> <p> Er hatte das kleine Format, die engen Zeilen aufgegeben, in denen er ihr sonst zu schreiben pflegte. Das große Quartblatt, die breiten Linien mit den großen, prächtigen Buchstaben sahen triumphirend aus, als sprächen sie aller Beschränkung Hohn und freuten sich ihrer Ungebundenheit. Auch die Anrede war verändert. Niemals zuvor hatte Hellwig Adele seine treue, theure Freundin genannt. Ihre Hände zitterten bei dieser Aufschrift. Mit festen, klaren Worten sagte er ihr, daß er ihr eine Wendung seines Schiksals zu verkünden habe, an der ihr Herz ihm den gewohnten Antheil nicht versagen werde. Er habe ihr bisher von einer Bekanntschaft nicht sprechen mögen, die er vor einigen Monaten gemacht, weil der Eindruck, den er von derselben gehabt, ihm überraschend und verwirrend gewesen sei, und weil er sich nicht habe entschließen können, vor Adelen als ein in sich nicht klarer Mann zu erscheinen. Ferdinande sei nicht jung, nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
Er hatte das kleine Format, die engen Zeilen aufgegeben, in denen er ihr sonst zu schreiben pflegte. Das große Quartblatt, die breiten Linien mit den großen, prächtigen Buchstaben sahen triumphirend aus, als sprächen sie aller Beschränkung Hohn und freuten sich ihrer Ungebundenheit. Auch die Anrede war verändert. Niemals zuvor hatte Hellwig Adele seine treue, theure Freundin genannt. Ihre Hände zitterten bei dieser Aufschrift. Mit festen, klaren Worten sagte er ihr, daß er ihr eine Wendung seines Schiksals zu verkünden habe, an der ihr Herz ihm den gewohnten Antheil nicht versagen werde. Er habe ihr bisher von einer Bekanntschaft nicht sprechen mögen, die er vor einigen Monaten gemacht, weil der Eindruck, den er von derselben gehabt, ihm überraschend und verwirrend gewesen sei, und weil er sich nicht habe entschließen können, vor Adelen als ein in sich nicht klarer Mann zu erscheinen. Ferdinande sei nicht jung, nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie".
(2013-02-04T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-04T11:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |