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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

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Adele ließ ihn nicht enden. "Mein Vater," sagte sie, "würde mit seiner milden Resignation sich bald auch darin finden. Ich habe oft daran gedacht! -- Und meine Mutter? -- Meine Mutter weiß es, daß ich nicht für das Leben tauge."

Alles, was sie sprach, mißfiel Samuel, und doch that sie ihm leid; denn es war ihr Ernst mit Allem, was sie sagte. Es war gekommen, ihr Vorstellungen zu machen über ihr auffallendes Betragen; aber wie sollte er ihr empfehlen, die hergebrachte Sitte zu beachten, da sie ihr ganzes Dasein so gering anschlug?

"In Ihrem Alter ist diese Lebensanschauung eine traurige!" sagte er endlich, um doch Etwas zu sagen.

"Das ist auch einer von den banalen Begriffen," entgegnete sie, "daß man die Jugend für die Zeit des Glückes ansieht. Und wer ist denn jung? wer ist denn alt? -- Wenn drei Jahre im Stande sind, ein Leben, eine Welt voll

Adele ließ ihn nicht enden. “Mein Vater,” sagte sie, “würde mit seiner milden Resignation sich bald auch darin finden. Ich habe oft daran gedacht! — Und meine Mutter? — Meine Mutter weiß es, daß ich nicht für das Leben tauge.”

Alles, was sie sprach, mißfiel Samuel, und doch that sie ihm leid; denn es war ihr Ernst mit Allem, was sie sagte. Es war gekommen, ihr Vorstellungen zu machen über ihr auffallendes Betragen; aber wie sollte er ihr empfehlen, die hergebrachte Sitte zu beachten, da sie ihr ganzes Dasein so gering anschlug?

“In Ihrem Alter ist diese Lebensanschauung eine traurige!” sagte er endlich, um doch Etwas zu sagen.

“Das ist auch einer von den banalen Begriffen,” entgegnete sie, “daß man die Jugend für die Zeit des Glückes ansieht. Und wer ist denn jung? wer ist denn alt? — Wenn drei Jahre im Stande sind, ein Leben, eine Welt voll

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[73/0083] Adele ließ ihn nicht enden. “Mein Vater,” sagte sie, “würde mit seiner milden Resignation sich bald auch darin finden. Ich habe oft daran gedacht! — Und meine Mutter? — Meine Mutter weiß es, daß ich nicht für das Leben tauge.” Alles, was sie sprach, mißfiel Samuel, und doch that sie ihm leid; denn es war ihr Ernst mit Allem, was sie sagte. Es war gekommen, ihr Vorstellungen zu machen über ihr auffallendes Betragen; aber wie sollte er ihr empfehlen, die hergebrachte Sitte zu beachten, da sie ihr ganzes Dasein so gering anschlug? “In Ihrem Alter ist diese Lebensanschauung eine traurige!” sagte er endlich, um doch Etwas zu sagen. “Das ist auch einer von den banalen Begriffen,” entgegnete sie, “daß man die Jugend für die Zeit des Glückes ansieht. Und wer ist denn jung? wer ist denn alt? — Wenn drei Jahre im Stande sind, ein Leben, eine Welt voll

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/83>, abgerufen am 26.11.2024.