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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

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Erniedrigung zu halten schien, wenn eine Frau den in ihr wohnenden dichterischen Beruf erfüllte? Sie hatte niemals auf sein Urtheil irgend ein Gewichtgelegt, und was änderte es, daß er sie liebte? -- Sie hatte diese Liebe nicht gesucht, sie durfte sich mit gutem Gewissen sagen, daß sie nicht das Geringste gethan, sie zu erwecken, denn sie hatte sich nie um den Cousin gekümmert. Auch in diesem Augenblicke flößte sein Geständnis ihr keine andere Empfindung ein, als die des Bedauerns für ihn. Sie war zu gutmüthig, Freude über Etwas zu empfinden, was einen Anderen schmerzte.

Dazu war Samuel auch keine Eroberung, auf die man stolz sein konnte, wenn man einst Hellwig's Liebe besessen, und fast wollte es ihr komisch vorkommen, wenn sie sich den trockenen, pedantischen Samuel neben Hellwig, wenn sie sich den Cousin als Liebhaber oder gar als ihren Gatten vorstellte.

Erniedrigung zu halten schien, wenn eine Frau den in ihr wohnenden dichterischen Beruf erfüllte? Sie hatte niemals auf sein Urtheil irgend ein Gewichtgelegt, und was änderte es, daß er sie liebte? — Sie hatte diese Liebe nicht gesucht, sie durfte sich mit gutem Gewissen sagen, daß sie nicht das Geringste gethan, sie zu erwecken, denn sie hatte sich nie um den Cousin gekümmert. Auch in diesem Augenblicke flößte sein Geständnis ihr keine andere Empfindung ein, als die des Bedauerns für ihn. Sie war zu gutmüthig, Freude über Etwas zu empfinden, was einen Anderen schmerzte.

Dazu war Samuel auch keine Eroberung, auf die man stolz sein konnte, wenn man einst Hellwig’s Liebe besessen, und fast wollte es ihr komisch vorkommen, wenn sie sich den trockenen, pedantischen Samuel neben Hellwig, wenn sie sich den Cousin als Liebhaber oder gar als ihren Gatten vorstellte.

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[86/0096] Erniedrigung zu halten schien, wenn eine Frau den in ihr wohnenden dichterischen Beruf erfüllte? Sie hatte niemals auf sein Urtheil irgend ein Gewichtgelegt, und was änderte es, daß er sie liebte? — Sie hatte diese Liebe nicht gesucht, sie durfte sich mit gutem Gewissen sagen, daß sie nicht das Geringste gethan, sie zu erwecken, denn sie hatte sich nie um den Cousin gekümmert. Auch in diesem Augenblicke flößte sein Geständnis ihr keine andere Empfindung ein, als die des Bedauerns für ihn. Sie war zu gutmüthig, Freude über Etwas zu empfinden, was einen Anderen schmerzte. Dazu war Samuel auch keine Eroberung, auf die man stolz sein konnte, wenn man einst Hellwig’s Liebe besessen, und fast wollte es ihr komisch vorkommen, wenn sie sich den trockenen, pedantischen Samuel neben Hellwig, wenn sie sich den Cousin als Liebhaber oder gar als ihren Gatten vorstellte.

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/96>, abgerufen am 27.11.2024.