Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.die nicht Lust und nicht die Neigung haben, von ihren mehr oder weniger gut entwickelten Fähigkeiten einen verständigen Gebrauch zu machen, weil sie sich mit Recht äußerst zufrieden und glücklich fühlen in der bequemen Häuslichkeit, in dem Genuß des Wohllebens, das ihnen von der Arbeitsamkeit und Großmuth ihrer Männer vorbereitet wird! Wer aber denkt denn auch nur im entferntesten daran, diese Art von Frauen, die unter die eifrigsten Gegner der Emancipation zu rechnen sind, zu einer anderen als der ihnen zusagenden Thätigkeit, zu einer Aenderung ihrer Lebensgewohnheiten zu nöthigen oder gar zu zwingen? Wer zwingt denn die Männer zur Arbeit als das Bedürfniß? Wer zwingt die Väter, ihren Söhnen eine gründliche Bildung zu geben? sie zum Erwerb und für den Staatsdienst und für den Gebrauch ihrer Staatsbürgerrechte zu erziehen? -- Es leben ja auch Männer genug, die nichts Rechtes gelernt haben, die ihr Leben zwischen dem Club und dem Cafe und dem Opernhause, wohl frisirt und parfumirt und gut behandschuht, in ungestörtem frohem Müßiggang verbringen, wenn sie die Mittel dazu haben. Niemand nöthigt ihnen irgend ein Amt auf, Niemand zwingt sie, an die Wahlurne zu treten -- und es wird sicher keine Frau gezwungen werden, auf ihr sanftes Haremsleben innerhalb unserer europäischen reichen und schönen Welt zu verzichten; wenn auch jene anderen Frauen, die nicht Lust und nicht die Neigung haben, von ihren mehr oder weniger gut entwickelten Fähigkeiten einen verständigen Gebrauch zu machen, weil sie sich mit Recht äußerst zufrieden und glücklich fühlen in der bequemen Häuslichkeit, in dem Genuß des Wohllebens, das ihnen von der Arbeitsamkeit und Großmuth ihrer Männer vorbereitet wird! Wer aber denkt denn auch nur im entferntesten daran, diese Art von Frauen, die unter die eifrigsten Gegner der Emancipation zu rechnen sind, zu einer anderen als der ihnen zusagenden Thätigkeit, zu einer Aenderung ihrer Lebensgewohnheiten zu nöthigen oder gar zu zwingen? Wer zwingt denn die Männer zur Arbeit als das Bedürfniß? Wer zwingt die Väter, ihren Söhnen eine gründliche Bildung zu geben? sie zum Erwerb und für den Staatsdienst und für den Gebrauch ihrer Staatsbürgerrechte zu erziehen? — Es leben ja auch Männer genug, die nichts Rechtes gelernt haben, die ihr Leben zwischen dem Club und dem Café und dem Opernhause, wohl frisirt und parfumirt und gut behandschuht, in ungestörtem frohem Müßiggang verbringen, wenn sie die Mittel dazu haben. Niemand nöthigt ihnen irgend ein Amt auf, Niemand zwingt sie, an die Wahlurne zu treten — und es wird sicher keine Frau gezwungen werden, auf ihr sanftes Haremsleben innerhalb unserer europäischen reichen und schönen Welt zu verzichten; wenn auch jene anderen Frauen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="116"/> die nicht Lust und nicht die Neigung haben, von ihren mehr oder weniger gut entwickelten Fähigkeiten einen verständigen Gebrauch zu machen, weil sie sich mit Recht äußerst zufrieden und glücklich fühlen in der bequemen Häuslichkeit, in dem Genuß des Wohllebens, das ihnen von der Arbeitsamkeit und Großmuth ihrer Männer vorbereitet wird!</p> <p>Wer aber denkt denn auch nur im entferntesten daran, diese Art von Frauen, die unter die eifrigsten Gegner der Emancipation zu rechnen sind, zu einer anderen als der ihnen zusagenden Thätigkeit, zu einer Aenderung ihrer Lebensgewohnheiten zu nöthigen oder gar zu zwingen? Wer zwingt denn die Männer zur Arbeit als das Bedürfniß? Wer zwingt die Väter, ihren Söhnen eine gründliche Bildung zu geben? sie zum Erwerb und für den Staatsdienst und für den Gebrauch ihrer Staatsbürgerrechte zu erziehen? — Es leben ja auch Männer genug, die nichts Rechtes gelernt haben, die ihr Leben zwischen dem Club und dem Café und dem Opernhause, wohl frisirt und parfumirt und gut behandschuht, in ungestörtem frohem Müßiggang verbringen, wenn sie die Mittel dazu haben. Niemand nöthigt ihnen irgend ein Amt auf, Niemand zwingt sie, an die Wahlurne zu treten — und es wird sicher keine Frau gezwungen werden, auf ihr sanftes Haremsleben innerhalb unserer europäischen reichen und schönen Welt zu verzichten; wenn auch jene anderen Frauen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
die nicht Lust und nicht die Neigung haben, von ihren mehr oder weniger gut entwickelten Fähigkeiten einen verständigen Gebrauch zu machen, weil sie sich mit Recht äußerst zufrieden und glücklich fühlen in der bequemen Häuslichkeit, in dem Genuß des Wohllebens, das ihnen von der Arbeitsamkeit und Großmuth ihrer Männer vorbereitet wird!
Wer aber denkt denn auch nur im entferntesten daran, diese Art von Frauen, die unter die eifrigsten Gegner der Emancipation zu rechnen sind, zu einer anderen als der ihnen zusagenden Thätigkeit, zu einer Aenderung ihrer Lebensgewohnheiten zu nöthigen oder gar zu zwingen? Wer zwingt denn die Männer zur Arbeit als das Bedürfniß? Wer zwingt die Väter, ihren Söhnen eine gründliche Bildung zu geben? sie zum Erwerb und für den Staatsdienst und für den Gebrauch ihrer Staatsbürgerrechte zu erziehen? — Es leben ja auch Männer genug, die nichts Rechtes gelernt haben, die ihr Leben zwischen dem Club und dem Café und dem Opernhause, wohl frisirt und parfumirt und gut behandschuht, in ungestörtem frohem Müßiggang verbringen, wenn sie die Mittel dazu haben. Niemand nöthigt ihnen irgend ein Amt auf, Niemand zwingt sie, an die Wahlurne zu treten — und es wird sicher keine Frau gezwungen werden, auf ihr sanftes Haremsleben innerhalb unserer europäischen reichen und schönen Welt zu verzichten; wenn auch jene anderen Frauen,
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