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Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

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Schwierigkeiten habe, weil -- ja, man sträubt sich fast, dies zu sagen -- erstens eine Menge Professoren der Medicin sich gegenüber ihren männlichen Schülern in "cynischen Witzen gehen ließen, mit denen sie sich und ihre Zuhörer amusirten", und zweitens, weil in den gemeinsamen Studien eben auch wieder der "gewisse weibliche Reiz, die wahre weibliche Schamhaftigkeit," von den Frauen abgestreift werden müsse. Beides scheinen mir aber keine stichhaltigen Einwände zu sein. Wie schlecht man auch von manchen heruntergekommenen Männern, und deren giebt es in allen Bereichen, denken mag, für so niedrig, so ehrlos halte ich keinen Mann, daß er aus bloßer Lust an der Gemeinheit unbescholtene, ehrbare, einem ernsten Streben hingegebene Frauenzimmer geflissentlich im Beisein von Männern durch unschickliche Witze beleidigen könne. Gab und giebt es Professoren, die sich in solcher Weise gegen die Wissenschaft vergehen, so würde die Anwesenheit von Frauen in ihren Collegen ihnen das elende Handwerk des Possenreißens sicher legen, oder man würde sie von dem Katheder zu entfernen haben, dessen Würde sie zu nahe treten. Der andere Grund ist nicht gewichtiger. Denn jene weibliche Schamhaftigkeit, die darin besteht, vor dem nackten menschlichen Körper zurückzuschrecken, als ob die Kinder in Kleidern geboren würden; jenes Nichtwissen macht nicht die wahre, seelische Reinheit des Weibes aus. Wo bliebe sonst der Zauber und die Würde der Weiblichkeit, welche die greise Gattin, die Mutter zahlreicher

Schwierigkeiten habe, weil — ja, man sträubt sich fast, dies zu sagen — erstens eine Menge Professoren der Medicin sich gegenüber ihren männlichen Schülern in »cynischen Witzen gehen ließen, mit denen sie sich und ihre Zuhörer amusirten«, und zweitens, weil in den gemeinsamen Studien eben auch wieder der »gewisse weibliche Reiz, die wahre weibliche Schamhaftigkeit,« von den Frauen abgestreift werden müsse. Beides scheinen mir aber keine stichhaltigen Einwände zu sein. Wie schlecht man auch von manchen heruntergekommenen Männern, und deren giebt es in allen Bereichen, denken mag, für so niedrig, so ehrlos halte ich keinen Mann, daß er aus bloßer Lust an der Gemeinheit unbescholtene, ehrbare, einem ernsten Streben hingegebene Frauenzimmer geflissentlich im Beisein von Männern durch unschickliche Witze beleidigen könne. Gab und giebt es Professoren, die sich in solcher Weise gegen die Wissenschaft vergehen, so würde die Anwesenheit von Frauen in ihren Collegen ihnen das elende Handwerk des Possenreißens sicher legen, oder man würde sie von dem Katheder zu entfernen haben, dessen Würde sie zu nahe treten. Der andere Grund ist nicht gewichtiger. Denn jene weibliche Schamhaftigkeit, die darin besteht, vor dem nackten menschlichen Körper zurückzuschrecken, als ob die Kinder in Kleidern geboren würden; jenes Nichtwissen macht nicht die wahre, seelische Reinheit des Weibes aus. Wo bliebe sonst der Zauber und die Würde der Weiblichkeit, welche die greise Gattin, die Mutter zahlreicher

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[127/0137] Schwierigkeiten habe, weil — ja, man sträubt sich fast, dies zu sagen — erstens eine Menge Professoren der Medicin sich gegenüber ihren männlichen Schülern in »cynischen Witzen gehen ließen, mit denen sie sich und ihre Zuhörer amusirten«, und zweitens, weil in den gemeinsamen Studien eben auch wieder der »gewisse weibliche Reiz, die wahre weibliche Schamhaftigkeit,« von den Frauen abgestreift werden müsse. Beides scheinen mir aber keine stichhaltigen Einwände zu sein. Wie schlecht man auch von manchen heruntergekommenen Männern, und deren giebt es in allen Bereichen, denken mag, für so niedrig, so ehrlos halte ich keinen Mann, daß er aus bloßer Lust an der Gemeinheit unbescholtene, ehrbare, einem ernsten Streben hingegebene Frauenzimmer geflissentlich im Beisein von Männern durch unschickliche Witze beleidigen könne. Gab und giebt es Professoren, die sich in solcher Weise gegen die Wissenschaft vergehen, so würde die Anwesenheit von Frauen in ihren Collegen ihnen das elende Handwerk des Possenreißens sicher legen, oder man würde sie von dem Katheder zu entfernen haben, dessen Würde sie zu nahe treten. Der andere Grund ist nicht gewichtiger. Denn jene weibliche Schamhaftigkeit, die darin besteht, vor dem nackten menschlichen Körper zurückzuschrecken, als ob die Kinder in Kleidern geboren würden; jenes Nichtwissen macht nicht die wahre, seelische Reinheit des Weibes aus. Wo bliebe sonst der Zauber und die Würde der Weiblichkeit, welche die greise Gattin, die Mutter zahlreicher

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/137>, abgerufen am 21.11.2024.