Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.anders erzogene oder begabtere und gelehrtere Frauen als ich ihren Platz auf dem Katheder einer Universität oder auf einer anderen hervorragenden Stelle sehr wohl behaupten könnten. Wie unsere Verhältnisse jetzt liegen, genügt es mir, die nicht mehr jung ist, wenn ich aus der Ferne, ohne daß Sie mich mit Augen sehen und mit Ohren hören, zu Ihnen sprechen kann. Ich würde es aber als ein großes Glück für mich erachten, wenn ich mit meinen Erörterungen Eindruck auf Sie machte, wenn ich Sie auf die Wege führen könnte, die Sie zu Ihrer Selbsterhebung einzuschlagen haben; ja, die Sie nothwendig werden gehen müssen, wenn Sie Sich nicht selber Ihrer Menschenrechte entäußern und, um mich eines Ihnen Allen geläufigen Ausdruckes zu bedienen, es nicht selber etwa anerkennen wollen, daß "Gott nicht den Menschen, sondern nur die Männer nach seinem Ebenbenbilde geschaffen habe," wovon in der Bibel, in dem Buche, auf dessen Aussprüche Sie Sich mit Ihrem Glauben wie mit Ihrem Hoffen stützen, wahrlich nichts geschrieben steht. Und somit für diesmal Lebewohl, und möchten diese Briefe eine gute Stätte bei Ihnen finden! Buchdruckerei W. Koeble, Berlin, Zimmerstraße 96. anders erzogene oder begabtere und gelehrtere Frauen als ich ihren Platz auf dem Katheder einer Universität oder auf einer anderen hervorragenden Stelle sehr wohl behaupten könnten. Wie unsere Verhältnisse jetzt liegen, genügt es mir, die nicht mehr jung ist, wenn ich aus der Ferne, ohne daß Sie mich mit Augen sehen und mit Ohren hören, zu Ihnen sprechen kann. Ich würde es aber als ein großes Glück für mich erachten, wenn ich mit meinen Erörterungen Eindruck auf Sie machte, wenn ich Sie auf die Wege führen könnte, die Sie zu Ihrer Selbsterhebung einzuschlagen haben; ja, die Sie nothwendig werden gehen müssen, wenn Sie Sich nicht selber Ihrer Menschenrechte entäußern und, um mich eines Ihnen Allen geläufigen Ausdruckes zu bedienen, es nicht selber etwa anerkennen wollen, daß »Gott nicht den Menschen, sondern nur die Männer nach seinem Ebenbenbilde geschaffen habe,« wovon in der Bibel, in dem Buche, auf dessen Aussprüche Sie Sich mit Ihrem Glauben wie mit Ihrem Hoffen stützen, wahrlich nichts geschrieben steht. Und somit für diesmal Lebewohl, und möchten diese Briefe eine gute Stätte bei Ihnen finden! Buchdruckerei W. Koeble, Berlin, Zimmerstraße 96. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0166" n="156"/> anders erzogene oder begabtere und gelehrtere Frauen als ich ihren Platz auf dem Katheder einer Universität oder auf einer anderen hervorragenden Stelle sehr wohl behaupten könnten. Wie unsere Verhältnisse jetzt liegen, genügt es mir, die nicht mehr jung ist, wenn ich aus der Ferne, ohne daß Sie mich mit Augen sehen und mit Ohren hören, zu Ihnen sprechen kann. Ich würde es aber als ein großes Glück für mich erachten, wenn ich mit meinen Erörterungen Eindruck auf Sie machte, wenn ich Sie auf die Wege führen könnte, die Sie zu Ihrer Selbsterhebung einzuschlagen haben; ja, die Sie nothwendig werden gehen müssen, wenn Sie Sich nicht selber Ihrer Menschenrechte entäußern und, um mich eines Ihnen Allen geläufigen Ausdruckes zu bedienen, es nicht selber etwa anerkennen wollen, daß »Gott nicht den <hi rendition="#g">Menschen</hi>, sondern nur die <hi rendition="#g">Männer</hi> nach seinem Ebenbenbilde geschaffen habe,« wovon in der Bibel, in dem Buche, auf dessen Aussprüche Sie Sich mit Ihrem Glauben wie mit Ihrem Hoffen stützen, wahrlich nichts geschrieben steht.</p> <p>Und somit für diesmal Lebewohl, und möchten diese Briefe eine gute Stätte bei Ihnen finden!</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Buchdruckerei W. Koeble, Berlin, Zimmerstraße 96.</p> </div> </body> <back> </back> </text> </TEI> [156/0166]
anders erzogene oder begabtere und gelehrtere Frauen als ich ihren Platz auf dem Katheder einer Universität oder auf einer anderen hervorragenden Stelle sehr wohl behaupten könnten. Wie unsere Verhältnisse jetzt liegen, genügt es mir, die nicht mehr jung ist, wenn ich aus der Ferne, ohne daß Sie mich mit Augen sehen und mit Ohren hören, zu Ihnen sprechen kann. Ich würde es aber als ein großes Glück für mich erachten, wenn ich mit meinen Erörterungen Eindruck auf Sie machte, wenn ich Sie auf die Wege führen könnte, die Sie zu Ihrer Selbsterhebung einzuschlagen haben; ja, die Sie nothwendig werden gehen müssen, wenn Sie Sich nicht selber Ihrer Menschenrechte entäußern und, um mich eines Ihnen Allen geläufigen Ausdruckes zu bedienen, es nicht selber etwa anerkennen wollen, daß »Gott nicht den Menschen, sondern nur die Männer nach seinem Ebenbenbilde geschaffen habe,« wovon in der Bibel, in dem Buche, auf dessen Aussprüche Sie Sich mit Ihrem Glauben wie mit Ihrem Hoffen stützen, wahrlich nichts geschrieben steht.
Und somit für diesmal Lebewohl, und möchten diese Briefe eine gute Stätte bei Ihnen finden!
Buchdruckerei W. Koeble, Berlin, Zimmerstraße 96.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von zeno.org
(2013-01-04T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus zeno.org entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-04T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-04T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |