Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Dritter Brief. Wenn ich jetzt noch über die Frage sprechen höre, ob es zweckmäßig und nöthig sei, Gewerbeschulen für Frauen zu gründen, fällt mir jedesmal Sancho Pansa's tiefsinniger Ausspruch ein: "Wenn's ist, wird's sein können!" Wenn man sieht, daß in allen Culturländern, in den größten und aufgeklärtesten Städten, die aufgeklärten und werkthätigen Bürger die Nothwendigkeit erkannt haben, Gewerbeschulen für Frauen einzurichten, so wird man sich schließlich wohl überzeugen müssen, daß ein Bedürfniß für solche Anstalten vorliegt, und daß die Schulen, welche jetzt von der Privatwohlthätigkeit einzelner Bürger in einzelnen Städten errichtet werden, nur die Vorläufer der Realschulen und Gymnasien sein können, welche die Regierungen und die Stadtgemeinden in nicht zu ferner Zeit für die Töchter des Landes werden eröffnen müssen -- so gewiß und so nothwendig als sie die Gymnasien und die Realschulen für die Söhne des Landes errichtet haben und erhalten. Die erste Anstalt der Art, welche ich im Jahre 1864 Dritter Brief. Wenn ich jetzt noch über die Frage sprechen höre, ob es zweckmäßig und nöthig sei, Gewerbeschulen für Frauen zu gründen, fällt mir jedesmal Sancho Pansa's tiefsinniger Ausspruch ein: »Wenn's ist, wird's sein können!« Wenn man sieht, daß in allen Culturländern, in den größten und aufgeklärtesten Städten, die aufgeklärten und werkthätigen Bürger die Nothwendigkeit erkannt haben, Gewerbeschulen für Frauen einzurichten, so wird man sich schließlich wohl überzeugen müssen, daß ein Bedürfniß für solche Anstalten vorliegt, und daß die Schulen, welche jetzt von der Privatwohlthätigkeit einzelner Bürger in einzelnen Städten errichtet werden, nur die Vorläufer der Realschulen und Gymnasien sein können, welche die Regierungen und die Stadtgemeinden in nicht zu ferner Zeit für die Töchter des Landes werden eröffnen müssen — so gewiß und so nothwendig als sie die Gymnasien und die Realschulen für die Söhne des Landes errichtet haben und erhalten. Die erste Anstalt der Art, welche ich im Jahre 1864 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0031" n="[21]"/> <div n="1"> <head>Dritter Brief.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wenn ich jetzt noch über die Frage sprechen höre, ob es zweckmäßig und nöthig sei, Gewerbeschulen für Frauen zu gründen, fällt mir jedesmal Sancho Pansa's tiefsinniger Ausspruch ein: »Wenn's ist, wird's sein<hi rendition="#g"> können</hi>!«</p> <p>Wenn man sieht, daß in allen Culturländern, in den größten und aufgeklärtesten Städten, die aufgeklärten und werkthätigen Bürger die Nothwendigkeit erkannt haben, Gewerbeschulen für Frauen einzurichten, so wird man sich schließlich wohl überzeugen müssen, daß ein Bedürfniß <choice><sic>fürsolche</sic><corr>für solche</corr></choice> Anstalten vorliegt, und daß die Schulen, welche jetzt von der Privatwohlthätigkeit einzelner Bürger in einzelnen Städten errichtet werden, nur die Vorläufer der Realschulen und Gymnasien sein können, welche die Regierungen und die Stadtgemeinden in nicht zu ferner Zeit für die<hi rendition="#g"> Töchter</hi> des Landes werden eröffnen müssen — so gewiß und so nothwendig als sie die Gymnasien und die Realschulen für die <hi rendition="#g">Söhne</hi> des Landes errichtet haben und erhalten.</p> <p>Die erste Anstalt der Art, welche ich im Jahre 1864 </p> </div> </body> </text> </TEI> [[21]/0031]
Dritter Brief.
Wenn ich jetzt noch über die Frage sprechen höre, ob es zweckmäßig und nöthig sei, Gewerbeschulen für Frauen zu gründen, fällt mir jedesmal Sancho Pansa's tiefsinniger Ausspruch ein: »Wenn's ist, wird's sein können!«
Wenn man sieht, daß in allen Culturländern, in den größten und aufgeklärtesten Städten, die aufgeklärten und werkthätigen Bürger die Nothwendigkeit erkannt haben, Gewerbeschulen für Frauen einzurichten, so wird man sich schließlich wohl überzeugen müssen, daß ein Bedürfniß für solche Anstalten vorliegt, und daß die Schulen, welche jetzt von der Privatwohlthätigkeit einzelner Bürger in einzelnen Städten errichtet werden, nur die Vorläufer der Realschulen und Gymnasien sein können, welche die Regierungen und die Stadtgemeinden in nicht zu ferner Zeit für die Töchter des Landes werden eröffnen müssen — so gewiß und so nothwendig als sie die Gymnasien und die Realschulen für die Söhne des Landes errichtet haben und erhalten.
Die erste Anstalt der Art, welche ich im Jahre 1864
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