Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Mädchen, sofern ihre sonstige Bildung und Gesittung dies verdienen, in ihr geselliges Leben aufzunehmen, so wird der Zudrang zu den weiblichen Gewerbeschulen in kurzer Zeit alle Erwartungen übersteigen, und es wird mit dieser Emancipation der Frauen zur Arbeit, der einzigen, von welcher vernünftiger Weise vor der Hand die Rede sein kann, gerade das erreicht werden, was man von ihr gehindert zu sehen fürchtet: eine Zunahme von Ehen und eine Vermehrung und solidere Begründung des Familienlebens. Es handelt sich thatsächlich darum, an die Stelle von Vorurtheilen richtige Anschauungen zu setzen; wir müssen unsere Zeit, oder soll ich sagen unsere Zeitgenossen? zu der klaren Erkenntniß bringen, daß 1. Reichthum an und für sich keine Ehre sei; daß also 2. das Fehlen des Reichthums, die Mittellosigkeit, keine Schande ist, die man sorgfältig zu verbergen hat; 3. daß Arbeit für den Menschen, also nicht nur für die Männer, sondern auch für Frauen eine Ehre ist; 4. daß jede wohlgethane Arbeit ehrenwerth ist, und 5. daß die Frauen, deren Naturerbtheil ja eben eine besonders lebhafte Empfindungsfähigkeit sein soll, natürlich auch ein Ehrgefühl besitzen,
Mädchen, sofern ihre sonstige Bildung und Gesittung dies verdienen, in ihr geselliges Leben aufzunehmen, so wird der Zudrang zu den weiblichen Gewerbeschulen in kurzer Zeit alle Erwartungen übersteigen, und es wird mit dieser Emancipation der Frauen zur Arbeit, der einzigen, von welcher vernünftiger Weise vor der Hand die Rede sein kann, gerade das erreicht werden, was man von ihr gehindert zu sehen fürchtet: eine Zunahme von Ehen und eine Vermehrung und solidere Begründung des Familienlebens. Es handelt sich thatsächlich darum, an die Stelle von Vorurtheilen richtige Anschauungen zu setzen; wir müssen unsere Zeit, oder soll ich sagen unsere Zeitgenossen? zu der klaren Erkenntniß bringen, daß 1. Reichthum an und für sich keine Ehre sei; daß also 2. das Fehlen des Reichthums, die Mittellosigkeit, keine Schande ist, die man sorgfältig zu verbergen hat; 3. daß Arbeit für den Menschen, also nicht nur für die Männer, sondern auch für Frauen eine Ehre ist; 4. daß jede wohlgethane Arbeit ehrenwerth ist, und 5. daß die Frauen, deren Naturerbtheil ja eben eine besonders lebhafte Empfindungsfähigkeit sein soll, natürlich auch ein Ehrgefühl besitzen,
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Mädchen, sofern ihre sonstige Bildung und Gesittung dies verdienen, in ihr geselliges Leben aufzunehmen, so wird der Zudrang zu den weiblichen Gewerbeschulen in kurzer Zeit alle Erwartungen übersteigen, und es wird mit dieser Emancipation der Frauen zur Arbeit, der einzigen, von welcher vernünftiger Weise vor der Hand die Rede sein kann, gerade das erreicht werden, was man von ihr gehindert zu sehen fürchtet: eine Zunahme von Ehen und eine Vermehrung und solidere Begründung des Familienlebens.
Es handelt sich thatsächlich darum, an die Stelle von Vorurtheilen richtige Anschauungen zu setzen; wir müssen unsere Zeit, oder soll ich sagen unsere Zeitgenossen? zu der klaren Erkenntniß bringen, daß
1. Reichthum an und für sich keine Ehre sei; daß also
2. das Fehlen des Reichthums, die Mittellosigkeit, keine Schande ist, die man sorgfältig zu verbergen hat;
3. daß Arbeit für den Menschen, also nicht nur für die Männer, sondern auch für Frauen eine Ehre ist;
4. daß jede wohlgethane Arbeit ehrenwerth ist, und
5. daß die Frauen, deren Naturerbtheil ja eben eine besonders lebhafte Empfindungsfähigkeit sein soll, natürlich auch ein Ehrgefühl besitzen,
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