Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Ihre großsinnige Arbeit über die Hörigkeit der Frauen bekannt geworden. Haben Sie Dank für dieses Werk, Dank für den hoffnungsreichen Zuspruch, welchen Sie auch mir damit bereitet haben, und lassen Sie mich es Ihnen ausdrücken, wie sehr es mich erhoben hat, mich mit meinen bescheidenen Bestrebungen den großen und tiefen Gedanken eines Mannes, wie Sie, so nahe verwandt fühlen zu dürfen. Was Sie der Eigensucht und dem Vorurtheil, was Sie den ungläubig Zweifelnden, auf dem sonnenklaren Wege Ihres Denkens deutlich und einleuchtend zu machen trachten, das habe ich, bei den verschiedensten Anlässen, an dem praktischen Beispiel darzuthun versucht -- und in Ihrem Vaterlande, wie in dem meinen, haben Sie und ich einen mächtigen Bundesgenossen zu gewärtigen, an der geistigen Verkümmerung und an der leiblichen Noth, in welcher nur zu viele Frauen schmachten. In Deutschland hat diese wachsende Noth in den letzten Jahren siegreich wie ein Aufklärer gewirkt. Sie hat Viele, die nicht sehen wollten, gezwungen, das Auge zu öffnen. Noch vor wenig Jahren wurde man von den meisten Männern, und nicht minder von den wohlversorgten Frauen, mit einem überlegenen Lächeln abgewiesen, wenn man auch nur von der Berechtigung der Frauen zur Selbstständigkeit und zu Ihre großsinnige Arbeit über die Hörigkeit der Frauen bekannt geworden. Haben Sie Dank für dieses Werk, Dank für den hoffnungsreichen Zuspruch, welchen Sie auch mir damit bereitet haben, und lassen Sie mich es Ihnen ausdrücken, wie sehr es mich erhoben hat, mich mit meinen bescheidenen Bestrebungen den großen und tiefen Gedanken eines Mannes, wie Sie, so nahe verwandt fühlen zu dürfen. Was Sie der Eigensucht und dem Vorurtheil, was Sie den ungläubig Zweifelnden, auf dem sonnenklaren Wege Ihres Denkens deutlich und einleuchtend zu machen trachten, das habe ich, bei den verschiedensten Anlässen, an dem praktischen Beispiel darzuthun versucht — und in Ihrem Vaterlande, wie in dem meinen, haben Sie und ich einen mächtigen Bundesgenossen zu gewärtigen, an der geistigen Verkümmerung und an der leiblichen Noth, in welcher nur zu viele Frauen schmachten. In Deutschland hat diese wachsende Noth in den letzten Jahren siegreich wie ein Aufklärer gewirkt. Sie hat Viele, die nicht sehen wollten, gezwungen, das Auge zu öffnen. Noch vor wenig Jahren wurde man von den meisten Männern, und nicht minder von den wohlversorgten Frauen, mit einem überlegenen Lächeln abgewiesen, wenn man auch nur von der Berechtigung der Frauen zur Selbstständigkeit und zu <TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0008" n="[VI]"/> Ihre großsinnige Arbeit über die <hi rendition="#g">Hörigkeit der Frauen</hi> bekannt geworden.</p> <p>Haben Sie Dank für dieses Werk, Dank für den hoffnungsreichen Zuspruch, welchen Sie auch mir damit bereitet haben, und lassen Sie mich es Ihnen ausdrücken, wie sehr es mich erhoben hat, mich mit meinen bescheidenen Bestrebungen den großen und tiefen Gedanken eines Mannes, wie Sie, so nahe verwandt fühlen zu dürfen.</p> <p>Was Sie der Eigensucht und dem Vorurtheil, was Sie den ungläubig Zweifelnden, auf dem sonnenklaren Wege Ihres Denkens deutlich und einleuchtend zu machen trachten, das habe ich, bei den verschiedensten Anlässen, an dem praktischen Beispiel darzuthun versucht — und in Ihrem Vaterlande, wie in dem meinen, haben Sie und ich einen mächtigen Bundesgenossen zu gewärtigen, an der geistigen Verkümmerung und an der leiblichen Noth, in welcher nur zu viele Frauen schmachten.</p> <p>In Deutschland hat diese wachsende Noth in den letzten Jahren siegreich wie ein Aufklärer gewirkt. Sie hat Viele, die nicht sehen wollten, gezwungen, das Auge zu öffnen. Noch vor wenig Jahren wurde man von den meisten Männern, und nicht minder von den wohlversorgten Frauen, mit einem überlegenen Lächeln abgewiesen, wenn man auch nur von der Berechtigung der Frauen zur Selbstständigkeit und zu </p> </div> </front> </text> </TEI> [[VI]/0008]
Ihre großsinnige Arbeit über die Hörigkeit der Frauen bekannt geworden.
Haben Sie Dank für dieses Werk, Dank für den hoffnungsreichen Zuspruch, welchen Sie auch mir damit bereitet haben, und lassen Sie mich es Ihnen ausdrücken, wie sehr es mich erhoben hat, mich mit meinen bescheidenen Bestrebungen den großen und tiefen Gedanken eines Mannes, wie Sie, so nahe verwandt fühlen zu dürfen.
Was Sie der Eigensucht und dem Vorurtheil, was Sie den ungläubig Zweifelnden, auf dem sonnenklaren Wege Ihres Denkens deutlich und einleuchtend zu machen trachten, das habe ich, bei den verschiedensten Anlässen, an dem praktischen Beispiel darzuthun versucht — und in Ihrem Vaterlande, wie in dem meinen, haben Sie und ich einen mächtigen Bundesgenossen zu gewärtigen, an der geistigen Verkümmerung und an der leiblichen Noth, in welcher nur zu viele Frauen schmachten.
In Deutschland hat diese wachsende Noth in den letzten Jahren siegreich wie ein Aufklärer gewirkt. Sie hat Viele, die nicht sehen wollten, gezwungen, das Auge zu öffnen. Noch vor wenig Jahren wurde man von den meisten Männern, und nicht minder von den wohlversorgten Frauen, mit einem überlegenen Lächeln abgewiesen, wenn man auch nur von der Berechtigung der Frauen zur Selbstständigkeit und zu
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