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Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

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ihre Arbeit abzutragen, war sie auf der Straße ausgeglitten und gefallen und man hatte sie, da sie sich schwer beschädigt, in die Charite gebracht. Dort war sie sechs Wochen lang geblieben und endlich als geheilt entlassen worden. In ihrer ehemaligen Schlafstelle angekommen, hatte sie diese bereits an eine andere Frau vermiethet gefunden und nun nicht gewußt, wo sie sich bergen und wo sie bleiben sollte, da sie zu schwach war, sich nach einer anderen Schlafstelle umthun zu können. Man hatte sie über fünf Nächte in dem Asyle beherbergt, da sie nur mühsam und langsam gehen konnte und also Tage und Tage gebraucht hat, bis sie Leute fand, die sich mit einer so alten und so hinfälligen Person beladen wollten. Denn wer zahlt die Miethe, wenn sie plötzlich stirbt? Wer giebt ihr zu essen, wenn sie nichts mehr hat?

Ein ander Mal meldeten sich ein paar derbe junge Mädchen, die Beide von Auswärts nach Berlin gekommen und mit sehr guten Zeugnissen über ihr bisheriges Wohlverhalten ausgerüstet waren. Sie hatten "in der großen Stadt ihr Glück versuchen wollen, wo man doch eher etwas vor sich bringen könne", hatten gute Sachen und Kleider mitgebracht, und da sie frisch und "reputirlich" aussahen, hatte sich gleich auf dem Bahnhofe eine Frau zu ihnen gefunden, die sich als Vermietherin ausgegeben und sie für das Erste mit zu sich genommen hatte. Die Sachen der Mädchen waren von der Frau ebenfalls in Obhut genommen, sie war mit ihnen durch viele Straßen

ihre Arbeit abzutragen, war sie auf der Straße ausgeglitten und gefallen und man hatte sie, da sie sich schwer beschädigt, in die Charité gebracht. Dort war sie sechs Wochen lang geblieben und endlich als geheilt entlassen worden. In ihrer ehemaligen Schlafstelle angekommen, hatte sie diese bereits an eine andere Frau vermiethet gefunden und nun nicht gewußt, wo sie sich bergen und wo sie bleiben sollte, da sie zu schwach war, sich nach einer anderen Schlafstelle umthun zu können. Man hatte sie über fünf Nächte in dem Asyle beherbergt, da sie nur mühsam und langsam gehen konnte und also Tage und Tage gebraucht hat, bis sie Leute fand, die sich mit einer so alten und so hinfälligen Person beladen wollten. Denn wer zahlt die Miethe, wenn sie plötzlich stirbt? Wer giebt ihr zu essen, wenn sie nichts mehr hat?

Ein ander Mal meldeten sich ein paar derbe junge Mädchen, die Beide von Auswärts nach Berlin gekommen und mit sehr guten Zeugnissen über ihr bisheriges Wohlverhalten ausgerüstet waren. Sie hatten »in der großen Stadt ihr Glück versuchen wollen, wo man doch eher etwas vor sich bringen könne«, hatten gute Sachen und Kleider mitgebracht, und da sie frisch und »reputirlich« aussahen, hatte sich gleich auf dem Bahnhofe eine Frau zu ihnen gefunden, die sich als Vermietherin ausgegeben und sie für das Erste mit zu sich genommen hatte. Die Sachen der Mädchen waren von der Frau ebenfalls in Obhut genommen, sie war mit ihnen durch viele Straßen

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[75/0085] ihre Arbeit abzutragen, war sie auf der Straße ausgeglitten und gefallen und man hatte sie, da sie sich schwer beschädigt, in die Charité gebracht. Dort war sie sechs Wochen lang geblieben und endlich als geheilt entlassen worden. In ihrer ehemaligen Schlafstelle angekommen, hatte sie diese bereits an eine andere Frau vermiethet gefunden und nun nicht gewußt, wo sie sich bergen und wo sie bleiben sollte, da sie zu schwach war, sich nach einer anderen Schlafstelle umthun zu können. Man hatte sie über fünf Nächte in dem Asyle beherbergt, da sie nur mühsam und langsam gehen konnte und also Tage und Tage gebraucht hat, bis sie Leute fand, die sich mit einer so alten und so hinfälligen Person beladen wollten. Denn wer zahlt die Miethe, wenn sie plötzlich stirbt? Wer giebt ihr zu essen, wenn sie nichts mehr hat? Ein ander Mal meldeten sich ein paar derbe junge Mädchen, die Beide von Auswärts nach Berlin gekommen und mit sehr guten Zeugnissen über ihr bisheriges Wohlverhalten ausgerüstet waren. Sie hatten »in der großen Stadt ihr Glück versuchen wollen, wo man doch eher etwas vor sich bringen könne«, hatten gute Sachen und Kleider mitgebracht, und da sie frisch und »reputirlich« aussahen, hatte sich gleich auf dem Bahnhofe eine Frau zu ihnen gefunden, die sich als Vermietherin ausgegeben und sie für das Erste mit zu sich genommen hatte. Die Sachen der Mädchen waren von der Frau ebenfalls in Obhut genommen, sie war mit ihnen durch viele Straßen

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/85>, abgerufen am 25.11.2024.