Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

einer Volksküche sein können, sind: Fabrikanten, die zum Wohle für und in Uebereinstimmung mit ihren Arbeitern, anschließend an ihre Fabrik, eine Volksküche anlegen."

Nach diesem Grundsatze besteht das Personal jeder Küche nur aus wenigen besoldeten Frauenzimmern: der Markenverkäuferin, der Wirthschafterin, der Köchin und so vielen Hülfsfrauen, als für jedes Lokal eben unerläßlich sind. Die Cassenverwaltung, die ganze Controle der Anstalt, ja, selbst die tägliche Vertheilung der Speisen wird von den Männern und Frauen, welche das Unternehmen aufrecht halten, unentgeltlich besorgt. In jeder Küche theilen täglich vier Damen die Speisen aus, und bisher hat ihre bloße Anwesenheit genügt, die Ordnung in dem Lokale aufrecht zu erhalten, und hier und da vorkommende Streitigkeiten zwischen den Speisenden mit ruhiger Zurede zu beschwichtigen. Als ich in der Volksküche in der Kochstraße war, fand ich eine bejahrte Frau, zwei junge Frauen und ein ganz junges Mädchen aus unseren Lebenskreisen, mit dem Vertheilen, das heißt mit dem Verkauf der Speisen beschäftigt, welche sie den Gästen gegen die von denselben am Eingange erstandenen Blechmarken je in ganzen oder halben Portionen aushändigten. Es war ein sehr heißer Tag und obschon die Volksküche in einem Souterrain gelegen, war es drückend heiß. Die Tische waren dicht mit Männern besetzt: Arbeiter in besserer und schlechterer Tracht, einige Soldaten, verschiedene

einer Volksküche sein können, sind: Fabrikanten, die zum Wohle für und in Uebereinstimmung mit ihren Arbeitern, anschließend an ihre Fabrik, eine Volksküche anlegen.«

Nach diesem Grundsatze besteht das Personal jeder Küche nur aus wenigen besoldeten Frauenzimmern: der Markenverkäuferin, der Wirthschafterin, der Köchin und so vielen Hülfsfrauen, als für jedes Lokal eben unerläßlich sind. Die Cassenverwaltung, die ganze Controle der Anstalt, ja, selbst die tägliche Vertheilung der Speisen wird von den Männern und Frauen, welche das Unternehmen aufrecht halten, unentgeltlich besorgt. In jeder Küche theilen täglich vier Damen die Speisen aus, und bisher hat ihre bloße Anwesenheit genügt, die Ordnung in dem Lokale aufrecht zu erhalten, und hier und da vorkommende Streitigkeiten zwischen den Speisenden mit ruhiger Zurede zu beschwichtigen. Als ich in der Volksküche in der Kochstraße war, fand ich eine bejahrte Frau, zwei junge Frauen und ein ganz junges Mädchen aus unseren Lebenskreisen, mit dem Vertheilen, das heißt mit dem Verkauf der Speisen beschäftigt, welche sie den Gästen gegen die von denselben am Eingange erstandenen Blechmarken je in ganzen oder halben Portionen aushändigten. Es war ein sehr heißer Tag und obschon die Volksküche in einem Souterrain gelegen, war es drückend heiß. Die Tische waren dicht mit Männern besetzt: Arbeiter in besserer und schlechterer Tracht, einige Soldaten, verschiedene

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="81"/>
einer Volksküche sein können, sind: Fabrikanten, die zum Wohle für und in Uebereinstimmung mit ihren Arbeitern, anschließend an ihre Fabrik, eine Volksküche anlegen.«</p>
        <p>Nach diesem Grundsatze besteht das Personal jeder Küche nur aus wenigen besoldeten Frauenzimmern: der Markenverkäuferin, der Wirthschafterin, der Köchin und so vielen Hülfsfrauen, als für jedes Lokal eben unerläßlich sind. Die Cassenverwaltung, die ganze Controle der Anstalt, ja, selbst die tägliche Vertheilung der Speisen wird von den Männern und Frauen, welche das Unternehmen aufrecht halten, unentgeltlich besorgt. In jeder Küche theilen täglich vier Damen die Speisen aus, und bisher hat ihre bloße Anwesenheit genügt, die Ordnung in dem Lokale aufrecht zu erhalten, und hier und da vorkommende Streitigkeiten zwischen den Speisenden mit ruhiger Zurede zu beschwichtigen. Als ich in der Volksküche in der Kochstraße war, fand ich eine bejahrte Frau, zwei junge Frauen und ein ganz junges Mädchen aus unseren Lebenskreisen, mit dem Vertheilen, das heißt mit dem Verkauf der Speisen beschäftigt, welche sie den Gästen gegen die von denselben am Eingange erstandenen Blechmarken je in ganzen oder halben Portionen aushändigten. Es war ein sehr heißer Tag und obschon die Volksküche in einem Souterrain gelegen, war es drückend heiß. Die Tische waren dicht mit Männern besetzt: Arbeiter in besserer und schlechterer Tracht, einige Soldaten, verschiedene
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0091] einer Volksküche sein können, sind: Fabrikanten, die zum Wohle für und in Uebereinstimmung mit ihren Arbeitern, anschließend an ihre Fabrik, eine Volksküche anlegen.« Nach diesem Grundsatze besteht das Personal jeder Küche nur aus wenigen besoldeten Frauenzimmern: der Markenverkäuferin, der Wirthschafterin, der Köchin und so vielen Hülfsfrauen, als für jedes Lokal eben unerläßlich sind. Die Cassenverwaltung, die ganze Controle der Anstalt, ja, selbst die tägliche Vertheilung der Speisen wird von den Männern und Frauen, welche das Unternehmen aufrecht halten, unentgeltlich besorgt. In jeder Küche theilen täglich vier Damen die Speisen aus, und bisher hat ihre bloße Anwesenheit genügt, die Ordnung in dem Lokale aufrecht zu erhalten, und hier und da vorkommende Streitigkeiten zwischen den Speisenden mit ruhiger Zurede zu beschwichtigen. Als ich in der Volksküche in der Kochstraße war, fand ich eine bejahrte Frau, zwei junge Frauen und ein ganz junges Mädchen aus unseren Lebenskreisen, mit dem Vertheilen, das heißt mit dem Verkauf der Speisen beschäftigt, welche sie den Gästen gegen die von denselben am Eingange erstandenen Blechmarken je in ganzen oder halben Portionen aushändigten. Es war ein sehr heißer Tag und obschon die Volksküche in einem Souterrain gelegen, war es drückend heiß. Die Tische waren dicht mit Männern besetzt: Arbeiter in besserer und schlechterer Tracht, einige Soldaten, verschiedene

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von zeno.org (2013-01-04T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus zeno.org entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/91
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/91>, abgerufen am 25.11.2024.