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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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hörte. Die jetzige Commerzienräthin Horn war
älter als ihr Gatte, hatte aber, als sie sich mit
ihm verband, noch vollen Anspruch auf die Be-
wunderung ihrer regelmäßigen kalten Schönheit
zu machen, und glaubte, ein Recht auf die
Verehrung ihres Mannes, auf seinen Dank zu
besitzen, weil sie sich entschlossen, zu einer Ver-
bindung zu schreiten, die damals noch keine
glänzende Aussicht bot. Liebe brachten beide
Theile nicht in das neu gegründete Hauswesen;
und als bald darauf der herrschsüchtige Charakter
der Frau dem jungen Manne sein Haus zur
Plage machte, und er sich immermehr von ihr
zurückzog, artete ihre Stimmung in eine Bit-
terkeit, in eine starre Kälte aus, die vollends
dazu beitrug, die Gatten zu trennen. Die
Geburt ihres Sohnes Ferdinand schien das
Herz der Mutter mildern Gefühlen gegen den
Vater des Kindes zu öffnen. Es war aber
zu spät, um den Frieden herzustellen. Horn

hörte. Die jetzige Commerzienräthin Horn war
älter als ihr Gatte, hatte aber, als ſie ſich mit
ihm verband, noch vollen Anſpruch auf die Be-
wunderung ihrer regelmäßigen kalten Schönheit
zu machen, und glaubte, ein Recht auf die
Verehrung ihres Mannes, auf ſeinen Dank zu
beſitzen, weil ſie ſich entſchloſſen, zu einer Ver-
bindung zu ſchreiten, die damals noch keine
glänzende Ausſicht bot. Liebe brachten beide
Theile nicht in das neu gegründete Hausweſen;
und als bald darauf der herrſchſüchtige Charakter
der Frau dem jungen Manne ſein Haus zur
Plage machte, und er ſich immermehr von ihr
zurückzog, artete ihre Stimmung in eine Bit-
terkeit, in eine ſtarre Kälte aus, die vollends
dazu beitrug, die Gatten zu trennen. Die
Geburt ihres Sohnes Ferdinand ſchien das
Herz der Mutter mildern Gefühlen gegen den
Vater des Kindes zu öffnen. Es war aber
zu ſpät, um den Frieden herzuſtellen. Horn

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[113/0125] hörte. Die jetzige Commerzienräthin Horn war älter als ihr Gatte, hatte aber, als ſie ſich mit ihm verband, noch vollen Anſpruch auf die Be- wunderung ihrer regelmäßigen kalten Schönheit zu machen, und glaubte, ein Recht auf die Verehrung ihres Mannes, auf ſeinen Dank zu beſitzen, weil ſie ſich entſchloſſen, zu einer Ver- bindung zu ſchreiten, die damals noch keine glänzende Ausſicht bot. Liebe brachten beide Theile nicht in das neu gegründete Hausweſen; und als bald darauf der herrſchſüchtige Charakter der Frau dem jungen Manne ſein Haus zur Plage machte, und er ſich immermehr von ihr zurückzog, artete ihre Stimmung in eine Bit- terkeit, in eine ſtarre Kälte aus, die vollends dazu beitrug, die Gatten zu trennen. Die Geburt ihres Sohnes Ferdinand ſchien das Herz der Mutter mildern Gefühlen gegen den Vater des Kindes zu öffnen. Es war aber zu ſpät, um den Frieden herzuſtellen. Horn

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/125>, abgerufen am 21.11.2024.