Clara, der er sich um so unbesorgter hingab, als er wol ahnete, daß sie die Wünsche beider Familien für sich habe. Er gehörte zu jenen ruhigen, trefflichen Menschen, die bei wahrem Gefühle doch keiner Leidenschaft fähig sind. Er gewann Clara lieb, er liebte sie sogar innig, aber das störte ihn weder in den Beschäftigun- gen und Zerstreuungen des Tages, noch raubte es ihm eine Stunde des Schlummers während der Nacht. Unermüdlich aufmerksam auf Alles, was Clara erfreuen konnte, stets besorgt, ihr Unangenehmes zu ersparen, war er ganz zu- frieden mit dem Wohlwollen, das sie ihm be- wies, und Meier's Einfluß auf seine Cousine beunruhigte ihn nicht, da er mit vollem Zu- trauen an Beiden hing. Eduard entgingen die Gefühle nicht, die William für Clara hegte; aber so fest glaubte er an Clara's Herz, daß nie ein Gedanke von Eifersucht in ihm rege wurde. Er wußte, Clara's Herz gehöre ihm;
Clara, der er ſich um ſo unbeſorgter hingab, als er wol ahnete, daß ſie die Wünſche beider Familien für ſich habe. Er gehörte zu jenen ruhigen, trefflichen Menſchen, die bei wahrem Gefühle doch keiner Leidenſchaft fähig ſind. Er gewann Clara lieb, er liebte ſie ſogar innig, aber das ſtörte ihn weder in den Beſchäftigun- gen und Zerſtreuungen des Tages, noch raubte es ihm eine Stunde des Schlummers während der Nacht. Unermüdlich aufmerkſam auf Alles, was Clara erfreuen konnte, ſtets beſorgt, ihr Unangenehmes zu erſparen, war er ganz zu- frieden mit dem Wohlwollen, das ſie ihm be- wies, und Meier's Einfluß auf ſeine Couſine beunruhigte ihn nicht, da er mit vollem Zu- trauen an Beiden hing. Eduard entgingen die Gefühle nicht, die William für Clara hegte; aber ſo feſt glaubte er an Clara's Herz, daß nie ein Gedanke von Eiferſucht in ihm rege wurde. Er wußte, Clara's Herz gehöre ihm;
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Clara, der er ſich um ſo unbeſorgter hingab,
als er wol ahnete, daß ſie die Wünſche beider
Familien für ſich habe. Er gehörte zu jenen
ruhigen, trefflichen Menſchen, die bei wahrem
Gefühle doch keiner Leidenſchaft fähig ſind. Er
gewann Clara lieb, er liebte ſie ſogar innig,
aber das ſtörte ihn weder in den Beſchäftigun-
gen und Zerſtreuungen des Tages, noch raubte
es ihm eine Stunde des Schlummers während
der Nacht. Unermüdlich aufmerkſam auf Alles,
was Clara erfreuen konnte, ſtets beſorgt, ihr
Unangenehmes zu erſparen, war er ganz zu-
frieden mit dem Wohlwollen, das ſie ihm be-
wies, und Meier's Einfluß auf ſeine Couſine
beunruhigte ihn nicht, da er mit vollem Zu-
trauen an Beiden hing. Eduard entgingen die
Gefühle nicht, die William für Clara hegte;
aber ſo feſt glaubte er an Clara's Herz, daß
nie ein Gedanke von Eiferſucht in ihm rege
wurde. Er wußte, Clara's Herz gehöre ihm;
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/168>, abgerufen am 21.11.2024.
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