Therese ebenfalls weinend, "sie ist eifersüchtig auf mich!" und ehe sie noch vollendet, sank Reinhard vor dem Ruhebette nieder und Jenny lag an seiner Brust. So vergingen selige Mi- nuten. Dann war es Jenny zuerst, die ängst- lich nach den Eltern, nach Eduard verlangte, und Reinhard bat, mit Theresen hinunter zu gehen und die Ihrigen wegen ihres Unwohlseins zu beruhigen, durch welches die Fremden ver- anlaßt worden, sich früher zu entfernen. Auch Therese zog es vor, mit dem sie erwartenden Mädchen gleich nach Hause zu gehen, und Rein- hard fand sich mit Jenny's Eltern in den lee- ren Sälen allein. Die Diener eilten mit ge- brauchten Gläsern hin und her, die Thüren der entferntern Zimmer wurden geschlossen, die Lampen ausgelöscht, Madame Meier saß ein wenig ermüdet auf dem Sopha und ihr Mann ging, eine Cigarre im Munde, im Zimmer um- her. Die ganze Scene hatte etwas Unbehag-
Thereſe ebenfalls weinend, „ſie iſt eiferſüchtig auf mich!“ und ehe ſie noch vollendet, ſank Reinhard vor dem Ruhebette nieder und Jenny lag an ſeiner Bruſt. So vergingen ſelige Mi- nuten. Dann war es Jenny zuerſt, die ängſt- lich nach den Eltern, nach Eduard verlangte, und Reinhard bat, mit Thereſen hinunter zu gehen und die Ihrigen wegen ihres Unwohlſeins zu beruhigen, durch welches die Fremden ver- anlaßt worden, ſich früher zu entfernen. Auch Thereſe zog es vor, mit dem ſie erwartenden Mädchen gleich nach Hauſe zu gehen, und Rein- hard fand ſich mit Jenny's Eltern in den lee- ren Sälen allein. Die Diener eilten mit ge- brauchten Gläſern hin und her, die Thüren der entferntern Zimmer wurden geſchloſſen, die Lampen ausgelöſcht, Madame Meier ſaß ein wenig ermüdet auf dem Sopha und ihr Mann ging, eine Cigarre im Munde, im Zimmer um- her. Die ganze Scene hatte etwas Unbehag-
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Thereſe ebenfalls weinend, „ſie iſt eiferſüchtig
auf mich!“ und ehe ſie noch vollendet, ſank
Reinhard vor dem Ruhebette nieder und Jenny
lag an ſeiner Bruſt. So vergingen ſelige Mi-
nuten. Dann war es Jenny zuerſt, die ängſt-
lich nach den Eltern, nach Eduard verlangte,
und Reinhard bat, mit Thereſen hinunter zu
gehen und die Ihrigen wegen ihres Unwohlſeins
zu beruhigen, durch welches die Fremden ver-
anlaßt worden, ſich früher zu entfernen. Auch
Thereſe zog es vor, mit dem ſie erwartenden
Mädchen gleich nach Hauſe zu gehen, und Rein-
hard fand ſich mit Jenny's Eltern in den lee-
ren Sälen allein. Die Diener eilten mit ge-
brauchten Gläſern hin und her, die Thüren der
entferntern Zimmer wurden geſchloſſen, die
Lampen ausgelöſcht, Madame Meier ſaß ein
wenig ermüdet auf dem Sopha und ihr Mann
ging, eine Cigarre im Munde, im Zimmer um-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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