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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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man sie gewissermaßen erwartet hatte. Eduard
bekannte, er habe seit längerer Zeit eine Nei-
gung Jenny's und Reinhard's zu einander ver-
muthet, habe aber absichtlich geschwiegen, weil
man dergleichen zarte Verhältnisse wie eine
Harfe betrachten müsse, die bei der leisesten
Berührung in hellen Tönen vibrire; und er
habe andrerseits die Ueberzeugung, daß die Ael-
tern keinen Grund irgend einer Art haben
könnten, dieser Neigung entgegen zu sein, da
ihnen Allen Reinhard als einer der tüchtigsten
Menschen bekannt sei.

"Was Du da sagst, mein Sohn", sprach
der Vater, "ist größtentheils wahr. Ich finde
es auch begreiflich, wie gerade Dir -- Eduard
wurde verwirrt, -- eine Heirath aus Neigung
so unerläßlich scheint, daß alle andern Rück-
sichten davor schweigen. Anders aber urtheilt
man in meinen Jahren, als in den Euren."

"Und doch", wandte Eduard ein, "hast Du,

man ſie gewiſſermaßen erwartet hatte. Eduard
bekannte, er habe ſeit längerer Zeit eine Nei-
gung Jenny's und Reinhard's zu einander ver-
muthet, habe aber abſichtlich geſchwiegen, weil
man dergleichen zarte Verhältniſſe wie eine
Harfe betrachten müſſe, die bei der leiſeſten
Berührung in hellen Tönen vibrire; und er
habe andrerſeits die Ueberzeugung, daß die Ael-
tern keinen Grund irgend einer Art haben
könnten, dieſer Neigung entgegen zu ſein, da
ihnen Allen Reinhard als einer der tüchtigſten
Menſchen bekannt ſei.

„Was Du da ſagſt, mein Sohn“, ſprach
der Vater, „iſt größtentheils wahr. Ich finde
es auch begreiflich, wie gerade Dir — Eduard
wurde verwirrt, — eine Heirath aus Neigung
ſo unerläßlich ſcheint, daß alle andern Rück-
ſichten davor ſchweigen. Anders aber urtheilt
man in meinen Jahren, als in den Euren.“

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[233/0245] man ſie gewiſſermaßen erwartet hatte. Eduard bekannte, er habe ſeit längerer Zeit eine Nei- gung Jenny's und Reinhard's zu einander ver- muthet, habe aber abſichtlich geſchwiegen, weil man dergleichen zarte Verhältniſſe wie eine Harfe betrachten müſſe, die bei der leiſeſten Berührung in hellen Tönen vibrire; und er habe andrerſeits die Ueberzeugung, daß die Ael- tern keinen Grund irgend einer Art haben könnten, dieſer Neigung entgegen zu ſein, da ihnen Allen Reinhard als einer der tüchtigſten Menſchen bekannt ſei. „Was Du da ſagſt, mein Sohn“, ſprach der Vater, „iſt größtentheils wahr. Ich finde es auch begreiflich, wie gerade Dir — Eduard wurde verwirrt, — eine Heirath aus Neigung ſo unerläßlich ſcheint, daß alle andern Rück- ſichten davor ſchweigen. Anders aber urtheilt man in meinen Jahren, als in den Euren.“ „Und doch“, wandte Eduard ein, „haſt Du,

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/245>, abgerufen am 24.11.2024.