es nicht, wie solche Ostentation mir unange- nehm ist."
"Ostentation?" fragte Eduard. "Ich wüßte nicht, wie wir dazu gerade jetzt kämen; das hat man meinen Aeltern niemals vorge- worfen."
"Und du meinst", sagte Reinhard rasch, "die Verlobung mit einem Candidaten der Theologie sei eben kein Ereigniß, auf das man besonders stolz zu sein brauchte! Da hast Du recht, und vielleicht bin ich so sehr gegen diese Ballparade, weil ich das selbst empfinde. Viel- leicht wäre ich weniger dagegen, wenn ich mit Rang und Würden aufträte, so aber ..."
In Eduard's Seele war wirklich kein Ge- danke der Art gekommen. Er empfand seines Schwagers Aeußerung fast wie eine Beleidi- gung; doch hatte er sich von je gewöhnt, gerade in diesem Punkte, in dem Reinhard von kran- ker Empfindlichkeit war, die größte Nachsicht
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es nicht, wie ſolche Oſtentation mir unange- nehm iſt.“
„Oſtentation?“ fragte Eduard. „Ich wüßte nicht, wie wir dazu gerade jetzt kämen; das hat man meinen Aeltern niemals vorge- worfen.“
„Und du meinſt“, ſagte Reinhard raſch, „die Verlobung mit einem Candidaten der Theologie ſei eben kein Ereigniß, auf das man beſonders ſtolz zu ſein brauchte! Da haſt Du recht, und vielleicht bin ich ſo ſehr gegen dieſe Ballparade, weil ich das ſelbſt empfinde. Viel- leicht wäre ich weniger dagegen, wenn ich mit Rang und Würden aufträte, ſo aber ...“
In Eduard's Seele war wirklich kein Ge- danke der Art gekommen. Er empfand ſeines Schwagers Aeußerung faſt wie eine Beleidi- gung; doch hatte er ſich von je gewöhnt, gerade in dieſem Punkte, in dem Reinhard von kran- ker Empfindlichkeit war, die größte Nachſicht
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es nicht, wie ſolche Oſtentation mir unange-
nehm iſt.“
„Oſtentation?“ fragte Eduard. „Ich wüßte
nicht, wie wir dazu gerade jetzt kämen;
das hat man meinen Aeltern niemals vorge-
worfen.“
„Und du meinſt“, ſagte Reinhard raſch,
„die Verlobung mit einem Candidaten der
Theologie ſei eben kein Ereigniß, auf das man
beſonders ſtolz zu ſein brauchte! Da haſt Du
recht, und vielleicht bin ich ſo ſehr gegen dieſe
Ballparade, weil ich das ſelbſt empfinde. Viel-
leicht wäre ich weniger dagegen, wenn ich mit
Rang und Würden aufträte, ſo aber ...“
In Eduard's Seele war wirklich kein Ge-
danke der Art gekommen. Er empfand ſeines
Schwagers Aeußerung faſt wie eine Beleidi-
gung; doch hatte er ſich von je gewöhnt, gerade
in dieſem Punkte, in dem Reinhard von kran-
ker Empfindlichkeit war, die größte Nachſicht
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/261>, abgerufen am 23.11.2024.
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