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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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zu Madame Meier zu gehen. Sie wünschte
die Familie wiederzusehen und Jenny zu dan-
ken, die ihr ein zweites Bouquet gesendet,
schöner noch als jenes, welches Clara damals
im Treibhause erhalten. Obgleich nun die
Commerzienräthin diesem Verkehr noch immer
nicht geneigt war, gab sie endlich den Bitten
ihrer Tochter nach, als sie darin die Möglich-
keit sah, ihre Absichten zu fördern. Sie
wußte, wie geflissentlich Clara jedes Alleinsein
mit William vermied, und es schien ihr eine
günstige Veranlassung, ihm dann und wann
ein tete a tete zu verschaffen, wenn sie Clara
unter seinem alleinigen Schutze den Besuch
des Meier'schen Hauses gestattete.

Erfreut durch diese Erlaubniß, die ebenso
sehr Williams Liebe für Clara entsprach, als
seiner Freundschaft für die Familie Meier, und
es sich zuschreibend, die Vorurtheile seiner Tante
durch Vernunft besiegt zu haben, warf William

zu Madame Meier zu gehen. Sie wünſchte
die Familie wiederzuſehen und Jenny zu dan-
ken, die ihr ein zweites Bouquet geſendet,
ſchöner noch als jenes, welches Clara damals
im Treibhauſe erhalten. Obgleich nun die
Commerzienräthin dieſem Verkehr noch immer
nicht geneigt war, gab ſie endlich den Bitten
ihrer Tochter nach, als ſie darin die Möglich-
keit ſah, ihre Abſichten zu fördern. Sie
wußte, wie gefliſſentlich Clara jedes Alleinſein
mit William vermied, und es ſchien ihr eine
günſtige Veranlaſſung, ihm dann und wann
ein tête à tête zu verſchaffen, wenn ſie Clara
unter ſeinem alleinigen Schutze den Beſuch
des Meier'ſchen Hauſes geſtattete.

Erfreut durch dieſe Erlaubniß, die ebenſo
ſehr Williams Liebe für Clara entſprach, als
ſeiner Freundſchaft für die Familie Meier, und
es ſich zuſchreibend, die Vorurtheile ſeiner Tante
durch Vernunft beſiegt zu haben, warf William

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[280/0292] zu Madame Meier zu gehen. Sie wünſchte die Familie wiederzuſehen und Jenny zu dan- ken, die ihr ein zweites Bouquet geſendet, ſchöner noch als jenes, welches Clara damals im Treibhauſe erhalten. Obgleich nun die Commerzienräthin dieſem Verkehr noch immer nicht geneigt war, gab ſie endlich den Bitten ihrer Tochter nach, als ſie darin die Möglich- keit ſah, ihre Abſichten zu fördern. Sie wußte, wie gefliſſentlich Clara jedes Alleinſein mit William vermied, und es ſchien ihr eine günſtige Veranlaſſung, ihm dann und wann ein tête à tête zu verſchaffen, wenn ſie Clara unter ſeinem alleinigen Schutze den Beſuch des Meier'ſchen Hauſes geſtattete. Erfreut durch dieſe Erlaubniß, die ebenſo ſehr Williams Liebe für Clara entſprach, als ſeiner Freundſchaft für die Familie Meier, und es ſich zuſchreibend, die Vorurtheile ſeiner Tante durch Vernunft beſiegt zu haben, warf William

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/292>, abgerufen am 23.11.2024.